Japanischer Milliardär will 2023 der erste Mond-Tourist werden
Yusaku Maezawa will der erste Mensch sein, der dem Mond nach langer Zeit wieder einmal so richtig nahe kommt. Sein Ticket, das er sich bei SpaceX-Chef Elon Musk für eine nicht bekannte Summe gekauft hat, sieht eine Mondumrundung für 2023 vor. Der Milliardär und Kunstsammler Maezawa will sogar noch einige Künstler mitnehmen – zwecks Inspiration.
Hier kommt die nächste ambitionierte Ankündigung von Elon Musk, bei dem sich – wir haben nicht nachgezählt – uneingelöste Versprechungen und Fehlschläge mit großartigen Erfolgen in etwa die Waage halten. In fünf Jahren will der Chef des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX einem japanischen Milliardär dazu verhelfen, den Mond als Weltraumtourist in rund 200 km Abstand zu umrunden.
„Ich habe mich entschlossen, zum Mond zu fliegen.“
Yusaku Maezawa, der sein Geld mit dem Versand von CDs und einer Modeplattform gemacht hat, verkündete die frohe Nachricht der Öffentlichkeit in einer der Werkhallen von SpaceX. „I choose to go to the moon“, sagt er in leichter Abwandlung von John F. Kennedys Rede, der 1962 für sein Apollo-Programm geworben hatte mit den Worten „Wir haben uns entschlossen, zum Mond zu fliegen.“ Eigentlich hätte Maezawa auch „wir“ sagen können, denn er will 2023 mit sechs bis acht Künstlern zum Mond fliegen. Dieser Flug zum Mond sei sein Lebenstraum, sagte Maezawa, und diese Erfahrung wolle er nicht alleine machen. Wie die Kandidaten ausgewählt würden, stehe noch nicht fest, aber bis zum Abflug sei noch genügend Zeit.
Für das Privileg zum Mond zu fliegen und auch noch Mitreisende auszusuchen, muss Maezawa tief in die Tasche greifen. Wie tief genau wird von den Beteiligten nicht verraten, aber Elon Musk erwähnte, dass der 42-jährige japanische Milliardär auch einen erheblichen Anteil an den Entwicklungskosten – Musk schätzt fünf Milliarden US-Dollar – für dieses Abenteuer trage und damit letztlich anderen Menschen helfe, eines Tages zum Mars fliegen zu können. Gefährlich sei der Flug allemal, sagte Musk und nannte Maezawa einen mutigen Menschen, weil er sich auf dieses Abenteuer einlassen wolle. Maezawa wäre der erste Mensch, der seit dem Ende der Apollo-Missionen im Jahr 1972 den Mond, wenn auch mit Abstand, besuchen würde.
Raumschiff muss noch gebaut werden
Zurückgelegt werden sollen die rund 384.000 km mit einer Big Falcon Rakete (BFR), die als interplanetares Transportsystem mehrfach genutzt werden könnte und als Trägerrakete für eine Raumkapsel dient. Die Schwerlastrakete selbst konnte bereits in diesem Jahr erfolgreich getestet werden, aber das Raumschiff für die Astronauten ist noch nicht einsatzbereit. Der Bau hat begonnen, erste Testflüge und später orbitale Flüge sollen in den nächsten Jahren möglich werden.
Thomas Reiter ist bei Musks Ankündigungen skeptisch
Aber inwieweit können solche Touristenflüge – der Flug zum Mond und zurück soll etwa eine Woche betragen – überhaupt von Menschen unternommen werden, die nicht wie Astronauten jahrelang auf ihre Aufgabe vorbereitet werden? Ingenieur.de hat Thomas Reiter gefragt, der mit Missionen zur russischen Mir und zur ISS zu den erfahrensten europäischen Raumfahrern zählt und heute bei der ESA die internationalen Agenturen koordiniert und Generaldirektor Jan Wörner berät. Er habe unwillkürlich „die Augenbrauen hochgezogen“, als er von dem geplanten Mondflug gelesen habe, sagte Reiter. „Musk ist ja bekannt dafür, dass er recht forsch auftritt und viele Ankündigungen macht. Allerdings muss ich auch sagen, dass er mit seinen Trägerraketen eine tolle Arbeit leistet.“
Was den Raumflug selbst betrifft, so Reiter, könne ein normal gesunder Mensch die mehrfache Erdbeschleunigung, der man bei Start und Landung ausgesetzt ist, gut aushalten. „Die Weltraumtouristen müssen ja nicht, wie richtige Astronauten, während Start und Landung bestimmte Aufgaben erfüllen.“ Allerdings müssten auch Nicht-Profis jederzeit wissen, was zu tun sei, falls etwas schief laufe. „Klaustrophob sollte man auch nicht sein“, meint Reiter. „Während frühere Weltraumtouristen in rund zwei Tagen zur Internationalen Raumstation geflogen sind, müssen Mond-Reisende etwa eine Woche in einem engen Raumschiff verbringen. Das lässt sich ertragen, ist halt enger.“
Positive Erfahrungen mit Weltraumtourismus
Hinzu komme das Problem, dass die Raumfahrer außerhalb des Van-Allen-Gürtels, der die Erde als Strahlungsgürtel umgibt, nicht mehr vom Magnetfeld geschützt werden und somit der starken kosmischen Strahlung ausgesetzt sind. „Hier werden zurzeit Kunststoffe entwickelt, die leicht und strahlungsresistent zugleich sind, aber bei der Lösung solch technologischer Probleme wird auch Elon Musk nicht zaubern können.“
Er persönlich habe aber eigentlich gute Erfahrungen mit dem Thema Weltraumtourismus gemacht, sagt Reiter. „Als Anousheh Ansari 2006 für neun Tage als Touristin auf die Internationale Raumstation kam, war ich auch dort. Meine Astronautenkollegen und ich waren vor ihrer Ankunft zuerst skeptisch, denn die ISS ist kein Hotel und auch nicht gerade komfortabel. Aber als Anousheh ankam, stellte sich heraus, dass sich niemand extra um sie kümmern musste. Im Gegenteil, sie war extrem hilfsbereit, packte mit an und hat sich wunderbar integriert.“
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