Juno kommt Jupiter so nah wie nie
Am Wochenende hat die Raumsonde Juno den Riesenplaneten Jupiter mit einem Abstand von 4.200 km passiert – so nah wie nie zuvor. Dabei hat sie höchst erfolgreich ihre Instrumente eingesetzt und Daten zur Erde geschickt.
Knapp vorbei ist auch ein Erfolg – und was für einer: Am Samstag um 15.44 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit hat sich die Nasa-Sonde Juno dem Gasriesen Jupiter bis auf 4.200 Kilometer genähert, so nah wie niemals zuvor. Auch in der Zukunft wird es eine solche Nähe zwischen dem neugierigen Gast und dem größten Planeten unseres Sonnensystems nie wieder geben.
Besuch zu Spionagezwecken
4.200 km – das ist etwas weniger als die Ost-West-Ausdehnung der USA. Für irdische Maßstäbe mag das weit sein, in der Astronomie ist das ein Katzensprung; vor allen nach einer Flugzeit von fünf Jahren und 2.800 Millionen bereits zurückgelegten km. Am 5. August 2011 hat die Nasa die nach einer römischen Göttin benannte Sonde losgeschickt, um bei dem nach Junos göttlichem und ziemlich umtriebigen Ehemann benannten Planeten mal nach dem Rechten zu schauen.
Dieser zieht in durchschnittlich 778 Millionen km Entfernung zur Erde seine Bahnen. Begleitet wird er von 67 Monden, von denen übrigens der eine oder andere den Namen einer Geliebten des römischen Gottes trägt. Besonders romantisch werden die Rendezvous des mythologischen Power-Paars wohl sowieso nicht werden, da Juno ganz klar zu Spionagezwecken gekommen ist. Ebenso wie ihre Namensgeberin soll die 3,5 m kleine Sonde dafür durch die Wolken blicken können, hinter denen sich Jupiter gern verbirgt.
Was hat es mit dem Jahrtausend-Sturm auf sich?
Bei dieser Mission, die noch bis Februar 2018 dauern wird, soll Juno so viele Informationen wie möglich sammeln und zumindest einige Geheimnisse des vor allem aus Helium und Wasserstoff bestehenden Gasriesen lüften. Unter anderem will die Nasa wissen, was es mit dem Sturm, der seit Jahrtausenden auf dem Planeten tobt, auf sich hat. Auf Aufnahmen ist das Wetterphänomen durch einen riesigen roten Fleck erkennbar.
Außerdem wird Juno das extrem starke Magnetfeld und die Gravitation des Planeten messen und Informationen über das Planeten-Innere sammeln. Noch ist nicht klar, ob Jupiter einen festen Kern hat oder komplett aus Gas und Flüssigkeit besteht – nach Ende der Mission gibt es da möglicherweise sicherere Erkenntnisse. Zudem soll Juno den Wassergehalt von Jupiters Atmosphäre ermitteln und feststellen, wie sich die Wolken bewegen.
Im Fokus: Die strahlungsintensiven Pole
Insbesondere die Pole, die ein besonders hohes Maß an radioaktiver Strahlung aufweisen und geheimnisvolle Lichterscheinungen produzieren, interessieren die Wissenschaftler. Deshalb wird Juno den Planeten auch senkrecht zum Äquator – über die Pole – umkreisen. Von alledem erhoffen sich die Forscher tiefere Einblicke in das Zusammenspiel der Planeten, das am Ende auch auf andere Sonnensysteme übertragen werden kann.
Um bei einer Geschwindigkeit von 208.000 km/h, wie sie beim Vorbeiflug am Samstag hatte, genügend Daten aufnehmen zu können, verfügt Juno über verschiedenste empfindliche Geräte. Während sie bei der ersten Annäherung an den Planeten – die Sonde ist Anfang Juli in die Umlaufbahn des Jupiter eingeschwenkt – noch ausgeschaltet waren, funktionierten sie jetzt alle wie geplant. Das hätten erste Telemetriedaten gezeigt, erklärte Juno-Projektmanager Rick Nybakken nach dem Vorbeiflug. Was die Daten aussagen, steht allerdings noch buchstäblich in den Sternen – alleine das Herunterladen und Bereitstellen der bisherigen Messergebnisse dauert Tage.
Spezialglas aus Deutschland für die Objektive
Natürlich hat Juno auch eine hochauflösende Kamera an Bord, die JunoCam. Damit hat sie ihr Ziel schon vor der Ankunft fröhlich geknipst. Bei den Schnappschüssen soll es aber nicht bleiben: Vor Ort erwarten die Wissenschaftler und Raumfahrt-Interessierte auf der ganzen Welt Bilder von der Wolkendecke des Planeten sowie 360-Grad-Panoramen. Dass es bei einer solchen Kamera vor allem auf eine gute und vor allem durchsichtige Linse ankommt, werden auch Nicht-Fotografen nachvollziehen können – aber wie schützt man die Objektive vor der konzentrierten kosmischen Strahlung der Pole, die Juno ja ganz besonders unter die Lupe nehmen soll?
Die Lösung für das Dilemma kommt aus Deutschland, genauer gesagt aus Mainz. Die Schott AG hat die Objektive der JunoCam mit Spezialgläsern ausgestattet, die der Strahlung besonders lange standhalten und zu brillanten Bildern möglichst bis zum Schluss beitragen sollen. Den Rest der Sonde schützt ein Panzer aus zentimeterdicken Titanplatten.
Noch 35 Runden bis zum kontrollierten Absturz
20 Monate soll Juno ihr Ziel umkreisen, bevor sie im Februar 2018 die Umlaufbahn in Richtung Jupiter verlässt und sich in den kontrollierten Sonden-Tod stürzt. Bis dahin wird sich Juno im Abstand von jeweils 53,5 Tagen noch 35 Mal dem Planeten nähern, um Daten zu sammeln, Aufnahmen zu machen und ihre Informationen an die Erde zu senden.
Wo genau sich die tapfere kleine Sonde in den kommenden Monaten gerade herumtreibt und was sie beobachtet, lässt sich in Echtzeit mit dem webbasierten Tool „Nasa’s Eyes“ verfolgen. Echte Live-Aufnahmen dürfte es zwar nicht geben, aber dafür simulierte Daten des Juno-Flight-Teams. Das Programm für Mac und PC lässt sich hier herunterladen.
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