Konstrukteur aus Niedersachsen düst mit Flugauto in den Himmel
Es ist der Traum vieler Autofahrer im Stau: mit dem Auto kurzerhand abheben und davonfliegen. In die Tat umgesetzt hat das ein Konstrukteur aus der Wedemark. Sein Flugauto mit Straßenzulassung lässt sich mit wenigen Handgriffen in einen Paraglider verwandeln.
Das Teil ist definitiv nichts für schwache Nerven: Der Prototyp eines Flugautos hat drei Räder, zwei Sitze, hinten einen großen Propeller und einen Gleitschirm. Michael Werner hat jetzt das eigenwillige Gefährt bei einer Tagung der Luftfahrt-Förderinitiative Niedersachsen Aviation in der Wedemark vorgestellt. Der 49-Jährige ist Geschäftsführer von Fresh Breeze. Der 20-Mann-Betrieb mit Sitz im Gewerbegebiet von Bissendorf bei Hannover ist spezialisiert ist auf alle Varianten von Gleitschirm-Fluggeräten.
Noch sitzt der Fahrer in einem recht offenen Gestänge, kann auf der Autobahn aber schon auf 200 km/beschleunigen. „Nächstes Jahr wollen wir ein verkleidetes Exemplar auf dem Sommerfest der niedersächsischen Landesregierung in Berlin ausstellen“, sagt Cathrine Kniep von Niedersachsen Aviation. „Die große Problematik bestand vor allem in der Zulassung als Auto auf der Straße.“
Zum Abheben Gleitschirm auslegen und Propeller ausklappen
Inzwischen ist der rollende Gleitschirm mit einem roten Kennzeichen für die Straßenerprobung zu Lande unterwegs, der TÜV hat seine Zustimmung erteilt. Nachdem sich der Fahrer einen Startplatz ausgesucht hat, legt er den Gleitschirm aus, montiert den zusammenklappbaren Propeller und hebt als Pilot eines Ultraleicht-Flugzeuges ab. Ein spezielles Getriebe an der Hinterachse lenkt die Kraft des Motors auf den Heckpropeller. Für den Fahrbetrieb auf der Straße wird das Getriebe einfach umgeschaltet.
Das Gefährt braucht für den Start etwas Anlauf und für die Landung etwas Ausrollfläche. Es hat mit den zwei Passagieren ein Maximalgewicht von 472 Kilogramm und ist somit deutlich leichter als ein Kleinwagen. Die beiden Passagiere sitzen wie in einem Segelflugzeug hintereinander. Die Entwicklungskosten des Prototypen liegen laut Werner bei rund 700.000 Euro.
Für Deutschlands verstopfte Straßen ist das wohl eher keine Lösung. Das im kommenden Jahr als Vorserienmodell mit Verkleidung erscheinende Flugauto sieht Werner eher als Sport- und Spaßgerät für Savannen- und Wüstenländer. „Deutschland ist für unseren Markt weitgehend uninteressant – aber in Südafrika oder den Emiraten könnten wir locker 300 Exemplare verkaufen.“ Knapp unter 70.000 Euro soll ein verkleidetes Modell kosten.
150-PS-Zweizylinder wie in einem Schneemobil
Als Motor hat Werner einen 150-PS-Zweizylinder mit Turboladung, wie er in Schneemobilen zum Einsatz kommt, in seinen Prototypen eingebaut. Das leer nur 300 Kilogramm schwere Auto soll auch ABS und Katalysator erhalten. Aber auch dann ist es weniger ein Auto, das fliegt. Vielmehr ist es ein Ultraleicht-Flieger, der auch auf der Straße rollen kann. Genau so sieht es auch der Konstrukteur. Für ihn ist das Flugauto die ideale Lösung für Piloten, die nach der Landung einfach vom Flugplatz nach Hause fahren können.
Viele Tüftler weltweit arbeiten an der Entwicklung fliegender Autos: So hat der slowakische Ingenieur Stefan Klein im Frühjahr ein Auto präsentiert, welches sich in nur 60 Sekunden in einen Ultraleichtflieger verwandeln lässt.
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