Künstliche Sonnenfinsternis: Warum Forschende unseren Stern verdecken
Im September 2024 plant die ESA den Start des Satellitenpaares „Proba-3“ ins Weltall. Das Ziel dieser Mission ist es, die Sonne zu verdecken, um bei einer künstlichen Sonnenfinsternis den Stern genauer erforschen zu können.
ESA-Forschende erwägen nun, eine künstliche Sonnenfinsternis zu erzeugen. Unsere Vorfahren würden dies bestimmt als eine Art von göttlichem Eingriff ansehen. Heutzutage liegt der Fokus besonders auf dem fortschreitenden Einfluss der Technologie und den Methoden, die es überhaupt ermöglichen, so was zu realisieren. Aber im Vordergrund bleibt immer dann die Forschung.
Über die Jahrhunderte hinweg haben Menschen Sonnenfinsternisse mit einer Mischung aus Faszination, Ehrfurcht und manchmal auch Furcht betrachtet. In vielen antiken Kulturen wurden solche Phänomene als göttliche Zeichen oder Omen interpretiert, und sie haben häufig Einfluss auf Mythen, Legenden und religiöse Überlieferungen genommen. In der Geschichte wurden Sonnenfinsternisse oft als Vorzeichen für bedeutende Ereignisse betrachtet, sei es als Warnung vor kommenden Naturkatastrophen oder als Ankündigung politischer Veränderungen.
Die Inka in Südamerika, die alten Chinesen und die Ägypter haben beispielsweise ihre eigenen Erklärungen und Geschichten zu Sonnenfinsternissen entwickelt. Mit dem Fortschritt der Wissenschaft haben sich die Vorstellungen über diese Phänomene verändert. Heute sehen wir Sonnenfinsternisse vor allem als faszinierende astronomische Ereignisse.
In einer Tandem-Formation um die Erde
Seit 14 Jahren wird die Mission vorbereitet, und im September 2024 soll es endlich so weit sein. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Sonnenfinsternis, bei der der Mond die Sonne für eine gewisse Zeit verdeckt, wird bei der Proba-3-Mission die Sonne von den Satelliten verdeckt. Für die Erzeugung der künstlichen Sonnenfinsternis werden zwei Satelliten eingesetzt. Gemeinsam werden sie in einer Tandem-Formation um die Erde fliegen. Die ESA bezeichnet dies als einen künstlichen „Minimond“. Das Hauptziel der künstlichen Sonnenfinsternis besteht darin, die Korona mithilfe spezieller Instrumente genauer zu untersuchen.
In der Sonnenkorona gibt es starke Ausbrüche von geladenen Partikeln, die Sonnenstürme verursachen. Diese beeinflussen den Sonnenwind und das Weltraumwetter erheblich. Die ESA möchte diese Ereignisse genauer untersuchen, um künftige Weltraummissionen besser vorzubereiten. Die Forscher interessieren sich auch für die Möglichkeiten des Formationsflugs und wollen die vorhandenen Messinstrumente auf ihre Leistungsfähigkeit überprüfen.
Sonnenfinsternis 6 Stunden lang
Die beiden Satelliten von ESA’s Proba-3 werden durch präzises Formationsfliegen einen genau gehaltenen Schatten werfen und so die Sonne blockieren. Die bevorstehende Sonnenfinsternis wird allerdings so klein sein, dass sie von der Erde aus nicht sichtbar sein wird.
Dadurch können sie die geisterhafte Atmosphäre der Sonne über einen längeren Zeitraum beobachten. Die beiden Satelliten sollen insgesamt 6 Stunden lang in dieser Formation bleiben und dabei einen „virtuellen Riesensatelliten“ bilden. In der Regel beschränkt sich die Dauer einer Sonnenfinsternis auf nur wenige Minuten.
Ein Satellit davon agiert wie ein kleiner Mond, der sich vor die Sonne bewegt, während der andere Satellit die Gelegenheit hat, die Sonnenkorona zu beobachten. Während der künstlichen Sonnenfinsternis werden sich die beiden Satelliten in einem Abstand von 144 Metern voneinander positionieren. Dies ermöglicht den Forscherinnen und Forschern, eine Ansicht der Korona und der umgebenden Atmosphäre während einer Sonnenfinsternis zu erhalten.
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