Längste Mondfinsternis des Jahrhunderts: Blutmond in Spielfilmlänge
Aus astronomischer Sicht ist die Sommernacht vom 27. auf den 28. Juli das Spektakulärste, was dieses Jahrhundert zu bieten hat. Bei voraussichtlich bestem Wetter dürfen wir in ganz Europa die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts beobachten. 103 Minuten dauert das Spektakel während dessen der Vollmond kupferrot erscheint. Auch der Mars bekommt einen großen Auftritt.
An diesem Freitagabend schlägt die Stunde für Astronomen, Hobbyfotografen und alle, die ein Faible für Romantik haben. Ab 21.30 Uhr beginnt die längste totale Mondfinsternis, die es im 21. Jahrhundert geben wird. Für 103 Minuten taucht der Vollmond völlig in den Kernschatten der Erde ein und verfärbt sich kupferrot. Ein Himmelsereignis, das man in ganz Europa beobachten und fotografieren kann, in Deutschland am besten im Süden und Osten.
Verlauf der Mondfinsternis
Am Abend des 27. Juli wird der Mond ab etwa 21 Uhr MESZ (mitteleuropäischer Sommerzeit) über dem südöstlichen Horizont erscheinen. Die genauen Beobachtungszeiten variieren natürlich je nach Standort. Mit Hilfe der Finsternis-Karte kann man für den eigenen Ort die lokalen Informationen abrufen.
Nun dauert es noch eine knappe halbe Stunde, bis der Mond komplett in den Kernschatten der Erde eingetaucht ist und die totale Phase beginnt. Während dieser Zeit ist der Himmel noch aufgehellt, da die so genannte bürgerliche, die erste und hellste Phase der Dämmerung gerade erst begonnen hat. Die im Westen untergehende Sonne befindet sich nur knapp unterhalb des Horizonts und der Mond steht gleichzeitig nur wenige Grad über dem Horizont im Südosten.
Das Eintauchen des Mondes in den Kernschatten der Erde ist bereits in vollem Gange und die Helligkeit derjenigen Mondgebiete, die bereits vom östlichen Mondrand ausgehend im Kernschatten liegen, nimmt erkennbar ab. Um 21.30 Uhr befindet sich der Mond schließlich ganz im Kernschatten. Die Mitte der Finsternis wird um 22.22 Uhr und das Ende der Totalität um 23.13 Uhr erreicht. Von da an tritt der Mond allmählich wieder aus dem Kernschatten der Erde heraus und wird Stück für Stück heller. Um 1.30 Uhr ist die Finsternis ist zu Ende.
Kupferroter Mond und Mars in Opposition
Während der totalen Mondfinsternis erscheint die Vollmondscheibe kupferrot bis strahlend orange, was in der antiken Welt als unheilvolles Zeichen der Götter gedeutet wurde. Heute wissen wir, dass die Ursache für die geheimnisvolle Färbung des Mondes darin liegt, dass das langwellige rote Licht der Sonnenstrahlen gebrochen und in Richtung Erde gelenkt wird, während die kurzwelligen blauen Lichtwellen vollständig in der Erdatmosphäre gestreut werden. Zusätzlich sorgen Staub und Asche in der Hochatmosphäre für die satte Farbe, die die Mondfinsternis zu einem spektakulären Ereignis werden lässt.
Während sich der Mond zur Zeit der Finsternis in rund 406.000 Kilometer Entfernung im erdfernsten Abschnitt seiner Bahn befindet, kommt der Nachbarplanet Mars nach knapp 15 Jahren der Erde – mit einer Distanz von 57,6 Millionen Kilometer – wieder besonders nahe. Der Mars steht am Tag der Mondfinsternis genau gegenüber der Sonne und ist wie der Mond knapp über dem Horizont gut zu sehen. Fotografen wissen dieses seltene Zusammentreffen besonders zu schätzen. Zumal auch die Sterne durch den abgedunkelten Mond besonders gut zu sehen sind.
Wie entsteht eine totale Mondfinsternis?
Wie alle Himmelskörper wirft auch die von der Sonne beschienene Erde einen Schatten – ein Halb- und ein Kernschatten. Während die Halbschattenregion noch von einem Teil der hellen 150 Millionen Kilometer entfernten Sonnenscheibe beleuchtet wird, ist es im Kernschatten grundsätzlich dunkel.
In der Nacht befinden wir uns im Kernschatten der Erde, beim Sonnenauf- bzw. -untergang sind wir für ein paar Minuten in ihrem Halbschatten. Da der Mond viel näher an der Erde ist, nämlich im Schnitt nur 384.000 Kilometer, sollte er eigentlich bei jedem Vollmond in den Kernschatten eintauchen, denn dann stehen Sonne, Erde und Mond in einer Reihe.
Allerdings ist die Bahn des Mondes um die Erde gegenüber der Bahn der Erde um die Sonne um zirka fünf Grad geneigt. Dadurch steht der Vollmond meist so weit oberhalb oder unterhalb der Erdbahnebene, dass der Erdschatten ihn verfehlt. Dass der Mond tatsächlich durch den Kernschatten der Erde wandert und so eine totale Mondfinsternis auslöst, ist also relativ selten.
Wolkenfreier Blick von der Raumstation
Einen beneidenswerten Logenplatz auf die Mondfinsternis wird die Crew der Internationalen Raumstation haben, unabhängig von Wetter und Lichtverschmutzung. Während des gesamten Verlaufs der Finsternis wird die ISS vier Mal die Erde umrunden. Die totale Finsternis können Alexander Gerst und Kollegen mehr als eine Dreiviertelstunde verfolgen, wenn sie über die Nachtseite der Erde fliegen. Kurz nach Mitte der Totalität wird um 22.30 Uhr die ISS nahe der hell leuchtenden Venus im Westen aufgehen, um 22.34 Uhr nahe am Polarstern vorbeiziehen und knapp zehn Minuten über Deutschland sichtbar sein. Man darf sich auf Finsternisfotos aus dem All freuen.
Erinnern Sie sich noch an den März 2015? Da war Deutschland völlig fasziniert von einer totalen Sonnenfinsternis.
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