Lasst die Roboter entscheiden!
Weltraumforschung ist ohne Roboter undenkbar. Doch diese zu steuern ist eine komplizierte Angelegenheit. Karlsruher Forscher wollen Weltraumroboter deshalb beibringen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
Autonome Autos und voll automatisierte Produktionsroboter sind zwar noch in der Entwicklung, ihr Potenzial aber ist deutlich erkennbar. Warum sollte man dieses Potenzial nicht auch dort nutzen, wo die Steuerung der Maschinen um ein vielfaches komplizierter ist?
Roboter im Auftrag der Weltraumforschung
Es ist gerade einmal ein Jahr her, da haben Tausende Menschen gebannt auf neue Nachrichten aus dem All gewartet. Sie haben mitgebangt und gehofft, dass sich Philae noch einmal melden würde. Doch der Kontakt zur Erde, er war abgerissen. Im Februar 2016 wurde der Hightech-Lander der ESA quasi für tot erklärt – und doch wartete die ESA noch weitere fünf Monate auf ein Signal des kleinen Kerls.
Es sind seltene Momente wie diese, die den Menschen außerhalb der Kontrollzentren einen Einblick geben, in eine faszinierende Welt. Nämlich jene, in der Roboter auf ferne Planeten geschickt werden, um Forschungsaufträge auszuführen. Und in der ihre menschlichen Kollegen auf der Erde darauf warten, dass sämtliche Daten möglichst vollständig bei ihnen ankommen mögen. Doch die Kommunikation zwischen All und Erde ist höchst instabil, sie unterbricht häufig, ist stark zeitverzögert und beschränkt sich manchmal auf nur wenige Sekunden.
Karlsruher Forscher arbeiten an intelligenten Robotern
Anstatt auf sekundenlangen Funkkontakt zu hoffen, sollen die Roboter künftig selbst entscheiden. Mit dem richtigen Training werden sie in der Lage sein, auftretende Risiken auf ihrer Mission einzuschätzen, alternative Vorgehensweisen zu erkennen und Entscheidungen selbstständig zu treffen.
Was klingt wie Science Fiction, wollen Karlsruher Forscher tatsächlich erarbeiten. Am Forschungszentrum Informatik des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) läuft seit Anfang Juli das Projekt „intelliRISK“, das vom Wirtschaftsministerium gefördert wird. In den kommenden drei Jahren wollen die Forscher um Arne Rönnau Weltraumroboter zu autonomeren und flexibleren Forschern machen.
Lauron wird für seinen All-Einsatz fit gemacht
Einen Kandidaten gibt es auch schon: Der erste Roboter, dem die Entscheidungsfreiheit im All gegeben werden soll, ist Lauron. Der Laufroboter ist dafür konzipiert, unwegsames Gelände zu meistern, nun wollen ihm die Forscher eine Portion Intelligenz einhauchen.
Wichtigster Rohstoff: Daten
Zum Einsatz könnten derartige Roboter kommen, wenn ihr eigenes Überleben weniger entscheidend ist „als der Erfolg der Mission“, so die Forscher. Was so viel heißt wie: Um die Daten zu bekommen, soll sich der Roboter auch selbst in Gefahr bringen. Die Daten sind letztlich wichtiger als die wertvolle Hardware. Zu Beginn der Mission vielleicht noch nicht, aber zum Ende der Lebenszeit schon.
Wenn das System funktioniert, kann sich Rönnau durchaus vorstellen, dass es auch anderswo zum Einsatz kommt. „Das Risikobewusstsein kann in Zukunft auch in Industrie-4.0-Anwendungen genutzt werden, um sicherer mit Menschen kooperieren und Unfälle vermeiden zu können“, so der FZI-Forscher. Weiter Anwendungsfälle für kluge Roboter? Der Katastrophenschutz und die Bergung von Menschen aus Notlagen.
Wer sehen will, was Lauron bisher kann, sollte sich das Qualifikationsvideo für das SpaceBot Camp 2015 ansehen:
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