Liegt die nächste Raumstation zwischen Erde und Mond?
Während das Ende der Internationalen Raumstation absehbar ist, hat die ESA offenbar aufregende Pläne für den nächsten menschlichen Außenposten im All. Der ideale Platz für die neue Raumstation liegt wesentlich weiter draußen – als Base Camp für die Erkundung des Mondes.
Es ist die Zeit, in der Konstellationen im All neu geordnet werden. Nicht die der natürlichen Himmelskörper, sondern der menschengemachten. Während das Betriebsende der Internationalen Raumstation ISS für 2024 geplant ist, macht sich die aufstrebende Weltraumnation China schon mal startklar, um eine eigene Raumstation im All zu positionieren.
Aber auch die Europäische Raumfahrtagentur ESA denkt weiter und bekräftigt Pläne für den nächsten menschlichen Außenposten.
„Wir haben gerade mal an der Oberfläche des Mondes gekratzt.“
Der würde deutlich weiter draußen liegen als bisher, zwischen Erde und Mond und gleich mehrere Zwecke erfüllen. Von dort aus wäre sowohl die Erforschung des Mondes als auch der Sprung, beziehungsweise die Reise in unser Sonnensystem einfacher.
Als der britische Astronaut Tim Peake vor einer Woche anlässlich seiner Rückkehr von der ISS in Köln eine Pressekonferenz gab, erhielten die Visionen für eine neue Raumstation weitere Nahrung. Er würde sofort wieder auf eine weitere Weltraummission gehen, sagte Peake im deutschen Astronautenzentrum. „Der Traum wäre eine Mond-Mission. Das würde wahrscheinlich kein Astronaut ablehnen.“
Für Dave Parker, bei der ESA zuständig für den bemannten Raumflug, sind die Pläne für eine weitere Erforschung des Mondes und in diesem Zusammenhang für den Bau einer neuen Raumstation bereits greifbar. „Das wäre unser Habitat im tiefen All, ein neuer Ort, an dem wir lernen, wie wir im All leben können. Eine Art Basis-Station, von wo aus wir das Sonnensystem und die Oberfläche des Mondes erforschen.“
Die neue Raumstation würde zunächst ein internationales Team von vier Astronauten beherbergen. Sie würden mit minimalen Ressourcen zurechtkommen müssen, Sonnenenergie nutzen, Nahrungsmittel anbauen sowie Wasser und Abfälle recyceln. „Wir wollen zurück zum Mond. Wir haben gerade mal an dessen Oberfläche gekratzt“, sagte Parker. Man sei jetzt bereit für die nächste Mission, die über die ISS hinausgehe. Auf der Ministerkonferenz in Luzern später in diesem Jahr werde man das Thema weiter diskutieren, sagte Parker.
Position der neuen Raumstation an einem der Lagrange Punkte
Während die ISS seit 17 Jahren die Erde , läge die Position für die neue Raumstation tief im All, höchstwahrscheinlich an einem der Lagrange-Punkte.
Die nach Joseph-Louis Lagrange benannten Punkte sind Orte, in denen zwischen zwei Himmelskörpern ein gravitativer Gleichgewichtszustand eintritt, so dass eine Raumsonde an dieser Stelle scheinbar verharrt. Das heißt, dort müssen wenige oder gar keine Manöver zur Korrektur der Position ausgeführt werden. Fünf solcher Gleichgewichtspunkte (von L1 bis L5) gibt es in solchen Systemen, auch im Erde-Erdmond-System.
L1 liegt zwischen Erde und Mond, in einer Entfernung von 326.000 km (gemessen vom Mittelpunkt der Erde). Von dort aus könnten Missionen zur erdzugewandten Seite des Mondes hervorragend koordiniert werden und die Astronauten könnten innerhalb weniger Stunden zur Mondoberfläche gelangen.
Auf der anderen, der dunklen Seite des Mondes, liegt der Punkt L2, 449.000 km entfernt. Hier ist eine ideale Position, um Radioteleskope zu stationieren, ohne Interferenzen von der Erde. L3 kommt für ein Base Camp nicht in Frage, denn der Punkt liegt im System Erde-Erdmond auf der anderen Seite der Erde, 381.500 km entfernt.
L4 und L5 befinden sich beide in Mondnähe, auf dessen Umlaufbahn und haben den großen Vorteil, dass eine Sonde dort stabil ihre Position halten würde, ohne Korrekturmanöver. Bei L1 und L2 müssten hingegen gravitative Störungen mit Manövern ausgeglichen werden. Nachteilig für alle Lagrange Punkte ist – aus Sicht der Astronauten –, dass sie außerhalb der schützenden Magnetosphäre der Erde liegen. Die Bedrohung durch Solarwinde und schädliche kosmische Strahlung für den Menschen wäre enorm.
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