Crashgefahr für Satelliten 28.08.2014, 14:27 Uhr

Lockheed Martin baut Beobachtungssystem für Weltraumschrott

Der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin baut ein Überwachungssystem, das 28.000 km/h schnellen Weltraumschrott im Orbit präziser als bisher beobachtet. Es soll viele Millionen Dollar teure Satelliten vor Zusammenstößen schützen. Das wird gar nicht so einfach: In der Erdumlaufbahn befinden sich rund 600.000 Müllteile.

Die Europäische Raumfahrtagentur ESA geht davon aus, dass sich über 600.000 Objekte mit einem Durchmesser größer als ein Zentimeter in den Erdumlaufbahnen befinden. Dank des neuen Beobachtungssystems sollen Satelliten auf Kollisionskurs zukünftig rechtzeitig ausweichen können.

Die Europäische Raumfahrtagentur ESA geht davon aus, dass sich über 600.000 Objekte mit einem Durchmesser größer als ein Zentimeter in den Erdumlaufbahnen befinden. Dank des neuen Beobachtungssystems sollen Satelliten auf Kollisionskurs zukünftig rechtzeitig ausweichen können.

Foto: ESA

Noch in diesem Jahr beginnt Lockheed Martin gemeinsam mit dem australischen Technologieunternehmen Electro Optic Systems (EOS) mit dem Bau einer Kontrollstation im Westen Australiens. 2016 könnte das System in Betrieb gehen – mit einer Kapazität, die etwa einem Viertel der gesamten weltweiten Trackingkapazität entspricht.

„Täglich gibt es etwa 200 identifizierte Bedrohungen für die Satelliten“, sagt Trevor Thomas, Sprecher von Lockheed Martin. „Die meisten Satelliten können Beschädigungen in einem bestimmten Ausmaß aushalten. Aber jeder Satellit wird praktisch täglich von kleinen Müllteilchen getroffen, und jeder Satellit hat einen Wert von 500 Millionen Dollar.“

Technik des Überwachungssystem wurde in Irak und Afghanistan erprobt

Technisch orientieren sich Lockheed Martin und EOS an Laser-Technologien, die bereits auf den Schlachtfeldern in Irak und Afghanistan erprobt wurden. Dort wurden die Flugbahnen ballistischer Körper erfasst, die mit derselben Geschwindigkeit wie Weltraumschrott unterwegs waren. Mit verbesserten Sensoren und spezieller Software sollen nun einzelne Objekte in den Fokus genommen und bestimmt werden, wie schnell diese sind, in welche Richtung sie sich drehen und aus welchem Material sie bestehen.

Das gesamte elektronisch-optische System wird eine Ergänzung zu anderen Programmen sein, etwa zum radarbasierten System Space Fence der amerikanischen Luftwaffe. Mit diesem Weltraumzaun werden rund 200.000 Objekte im All verfolgt.

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Auch das U.S. Space Surveillance Network beobachtet Weltraumschrott: Rund 20.000 Objekte größer als zehn Zentimeter befinden sich im Orbit, viele sind eine potentielle Gefahr für Satelliten. 

Auch das U.S. Space Surveillance Network beobachtet Weltraumschrott: Rund 20.000 Objekte größer als zehn Zentimeter befinden sich im Orbit, viele sind eine potentielle Gefahr für Satelliten. 

Quelle: NASA

„Die Beobachtung des Weltalls vom Boden aus hat weltweit eine wachsende Priorität für Regierungen und kommerzielle Organisationen, die ihre Investitionen im All schützen wollen“, sagt Rick Ambrose, der Vizepräsident von Lockheed Martin. „Durch die Vereinbarung mit EOS können wir den Kunden ein klareres Bild von denjenigen Objekten liefern, die ihre Satelliten bedrohen.“

500 Millionen Dollar teure Satelliten sollen besser geschützt werden

Wie viel Weltraumschrott derzeit in den Umlaufbahnen unserer Erde kreist, weiß niemand genau. Tatsache aber ist, dass die Zahl der künstlichen Objekte seit 1957, als der erste Satellit Sputnik das All erreichte, stetig steigt und längst zum echten Problem geworden ist. Die Europäische Raumfahrtagentur ESA geht davon aus, dass sich über 600.000 Objekte mit einem Durchmesser größer als ein Zentimeter in der Erdumlaufbahn befinden.

Mittendrin kreisen rund 2000 Satelliten und natürlich die bemannte Internationale Raumstation ISS. Der Schutz vor möglichen Zusammenstößen mit größeren Schrottteilen ist zu einer internationalen Aufgabe geworden. So entwickeln das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Airbus-Tochter Astrium und der Instrumentenspezialist Jena-Optronik einen Satelliten zu entwickeln, der Schrott im All einsammeln kann.

Dafür müssen die Schrottteile, die sich mit einer Geschwindigkeit von rund 28.000 km/h bewegen, geortet und gezielt verfolgt werden. Bei rechtzeitiger Warnung können dann Satelliten oder die ISS größeren Schrottteilen aus dem Weg gehen. Programme und Kampagnen zur Beobachtung des Weltraummülls wie das amerikanische Space-Surveillance-System gibt es zwar bereits, aber sie brauchen dringend Verstärkung.

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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