Lückenlose Überwachung des Luftverkehrs durch den Satelliten PROBA-V
Die Positionen von Flugzeugen über den Weltmeeren lassen sich derzeit nicht erfassen. Diese Aufgabe sollen künftig Empfangsgeräte in Satelliten übernehmen.

Der europäische Satellit PROBA-V hat auch eine Nutzlast des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit an Bord: Der Empfänger ortet die ADS-B-Signale von Flugzeugen mit einer speziellen Antenne, während der Trägersatellit in 820 Kilometern Höhe um die Erde kreist.
Foto: DLR
Flugzeuge, die den Atlantik, den Pazifik oder große Landflächen mit spärlicher Infrastruktur überqueren, lassen sich vom Boden aus nicht überwachen. Die Piloten sind auf sich allein gestellt, und auf ihre Instrumente. Künftig ist das anders. Dann lässt sich die Position aller Flugzeuge sekundengenau bestimmen, wo auch immer sie gerade unterwegs sind.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verlegt die Bodenstationen gewissermaßen ins Weltall. Satelliten empfangen die Signale, die jedes Flugzeug aussendet. Dieser ADS-B-Code (Automatic Dependance Surveillance – Broadcast) enthält die Kennung jedes Flugzeugs, seine aktuelle Position und die Geschwindigkeit. Daraus lässt sich die Route aller Flugzeuge lückenlos dokumentieren.
Die Empfangsstation befindet sich an Bord von Proba-V, der am 7. Mai auf seine Umlaufbahn in 880 Kilometer Höhe transportiert wurde. Die Hauptaufgabe dieses Satelliten der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA ist die Beobachtung der Vegetation auf der Erde und deren Veränderungen, etwa durch Brandrodungen.

Über 100 Flugzeuge konnten die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beim ersten Überflug über die Britischen Inseln, Ostasien und Australien mit einem ADS-B-Empfänger orten, der an Bord des Satelliten PROBA-V mitfliegt. Auch die Kennung der Flugzeuge, das „Nummernschild“, wird übertragen.
Quelle: DLR
Als erstes Flugzeug erkannte die Station in Proba-V, die am 23. Mai erstmals eingeschaltet wurde, einen Airbus A-320 beim Überfliegen von Schottland. Insgesamt registrierte die Station innerhalb von zwei Stunden rund 12 000 Codes von Flugzeugen. Diese werden im Abstand von einer Sekunde ausgesendet. Die DLR-Wissenschaftler orteten mehr als 100 Flugzeuge beim Überfliegen der Britischen Inseln sowie von Ostasien und Australien. Von einigen ermittelten sie mehrere Positionen, sodass sich die Flugroute rekonstruieren ließ.
Die Umwelt wird entlastet
Um das System praktisch nutzen zu können müssen die Wissenschaftler prüfen, ob die Positionen, die die Raumstation ermittelt, tatsächlich korrekt sind. Dazu werden die Daten, die Proba-V sendet, mit denen der Bodenstationen verglichen. Wenn die Überwachung aus dem All funktioniert lassen sich die Sicherheitsabstände zwischen den Flugzeugen verringern. Zudem können direktere Flugrouten gewählt werden, um Treibstoff zu sparen und die Umwelt zu entlasten.
„ADS-B over Satellite“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der DLR-Institute für Raumfahrtsysteme und Flugführung sowie der Luxemburger SES TechCom, die unter anderem die Astra-Fernsehsatelliten betreibt.
Ein Beitrag von: