Mad Mike Hughes, die selbstgebastelte Rakete und die Erdscheibe
Seit Jahrhunderten gilt die kugelförmige Gestalt der Erde als Fakt. Wissenschaftlich bewiesen und unumstößlich. Nicht so für Mad Mike Hughes, den Amerikaner, der die Menschen mit einer selbst gebastelten Rakete zur Vernunft bringen möchte.
Es gibt einige Grundwahrheiten, über die Menschen im Alltag gar nicht mehr nachdenken müssen. Indem wir diese Fakten akzeptierten, entledigten wir uns der Verantwortung, deren wissenschaftlichen Wert Tag für Tag aufs Neue anzuzweifeln. Wie wäre es etwa hiermit: Die Ozeane bestehen aus Salzwasser, Licht ist schneller als Schall und die Erde ist eine Scheibe.
Wer bei einer der letzten drei Aussagen ins Stocken geriet, der ist nicht Mike Hughes. Der 61-jährige Amerikaner ist nämlich, im Gegensatz zum Großteil der Menschheit, fest davon überzeugt, dass die Erde eine Scheibe ist. Eine kugelförmige Erde, das kann nur Zentrum einer finsteren Verschwörung sein. Doch anders als viele andere Flat Earther, so nennen sich all jene, die an die flache Erdscheibe glauben, möchte Hughes seinen Worten Beweise folgen lassen. Hierfür konstruierte der Amerikaner eine Rakete, von der aus er persönlich und für alle Zeit beweisen möchte: Die Erde ist flach.
Die Theorie der Flat Earther – so funktioniert die Erdscheibe
In unseren bewegten Zeiten tun Menschen gut daran, nicht blindlings alles zu glauben, was sie im Netz sehen. Die Grenze zwischen gesundem Skeptizismus und dem Ausrollen des Aluminiumhutes scheint bei immer mehr Menschen aber zu verwischen. Dass wir heute alle dem Glauben aufliegen, die Erde sei eine Kugel, das hat – so Hughes – etwas mit einer umfassenden Weltverschwörung der Freimaurer zu tun. Die Nasa? Freimaurer. Weltraumpioniere John Glenn und Neil Armstrong? Freimaurer. Unternehmer Elon Musk, der den Raumflug bald kommerziell nutzbar machen möchte? Ein Betrüger, der Ballons und Zeppeline statt Raketen einsetzt. Und vermutlich auch ein –Sie ahnen es – Freimaurer ist.
Die flache Erde braucht eine andere Art von Pionier und ein solcher Pionier möchte Hughes (auch bekannt als Mad Mike Hughes) selbst sein. Jemand, der nicht von den Mächtigen dieser Welt korrumpiert wurde und jemand, der bereit ist, das enorme Risiko einzugehen, das mit dem Auflösen einer solchen Verschwörung einhergeht. Mit seiner selbst gebauten Forschungsrakete möchte Hughes von der Mojave Wüste aus 549 Meter in die Höhe steigen und von dort aus Beweise aufzeichnen, die die Erde für immer verflachen werden.
Natürlich mag so mancher Zweifler nun denken, dass die Erde als Scheibe ja überhaupt nicht funktionieren würde. Das ist natürlich Unsinn, wissen zumindest die Flat Earther. Denn die Erde ist ja umgeben von einem Ring aus Meereseis, der den Ozean einschließt. Warum den noch niemand fotografieren konnte? Weil die Regierungen dieser Welt pausenlos Patrouille fahren. Schließlich wird nichts unversucht gelassen, um ehrliche Scheibenbürger in ihrem redlichen Dasein zu behindern. Die Regierungen aber haben die Rechnung wohl ohne den Hobby-Ingenieur Hughes gemacht.
Bis in die Unendlichkeit und noch viel weiter
Was prädestiniert den amerikanischen Verschwörungstheoretiker Mad Mike Hughes dazu, der nächste Pionier der Raumfahrt zu werden? Nun, derzeit hält er den Rekord für den weitesten Sprung in einer Limousine. Seit 2002 baut er hobbymäßig Raketen – mit gemischten Resultaten. 2014 stieg er in seine erste bemannte Rakete und überlebte den Flug – auch wenn er Wochen danach nicht gehen konnte und sein neuer Flug ihn in die vierfache Höhe treiben soll.
Aber keine Sorge: Wer noch einige Aktienanteile an der kugelförmigen Erde hält, muss diese noch nicht gleich verkaufen. Jüngst wurde der Flug von Hughes Rakete zum wiederholten Male verschoben, nun hat die US-Regierung den Flug mit der gerade einmal 20.000 US-Dollar teuren Rakete untersagt. Unter der Schirmherrschaft des Bureau of Land Management wurde Hughes der Start und somit der endgültige Beweis der Flat-Earth-Theorie untersagt. Der Grund des Verbots ist so simpel wie perfide: Hughes hätte von öffentlichem Gelände aus starten müssen.
Für Hughes und sein Vorhaben ein schwerer Rückschlag, schließlich hätte er die seit mehr als 2.500 Jahren wissenschaftlich akzeptierte Wahrheit der kugelförmigen Erde widerlegen können. Vorausgesetzt der Flug über die kalifornische Wüste mit rund 800 Kilometern pro Stunde in rund 550 Metern Höhe hätte den amerikanischen Bastler nicht umgebracht. Ganz unproblematisch wäre die Beweisführung à la Hughes aber auch bei gesunder Rückkehr des Tüftlers nicht geworden. Denn die Erde ist groß. So groß tatsächlich, dass die notwendige Höhe für eine sichtbare Wahrnehmung der Erdkrümmung nicht etwa bei 550 Metern liegt, sondern bei mehr als 10.000 Metern. Doch vielleicht ist es ja genau das, was die Wissenschaft den Flat Earthern einreden möchte… Wir werden jedenfalls glauben gemacht, dass es 10.700 Meter Flughöhe mit einem Betrachtungswinkel von mindestens 60 Grad bedarf, um eine Erdkrümmung zu erkennen. Das wäre mit Hughes Cockpit mindestens knapp geworden.
Columbus, Armstrong, Musk – kein Ende der kugelförmigen Verschwörung in Sicht
Wie es nun mit Mike Hughes und seinem Ausflug in die Atmosfläche (echter Fachbegriff der Flat Earther) weiter geht, steht noch aus. Vermutlich werden weder Hughes, noch seine anderen Scheibenanhänger sich aber von einem Rückschlag durch Offizielle ins Bockshorn jagen lassen. Und schließlich liefert das Regierungsverbot auch viel Nährboden für weitere Verschwörungstheorien.
Vielleicht hat Mike Hughes ja eines Tages sogar Erfolg und kann Menschen rund um die Welt (oder überall auf der Scheibe) endlich davon überzeugen, dass die Pizza und die Schallplatte die der Erde am nächsten kommenden Objekt sind. Bis Hughes endlich die Wahrheit ans Licht der Scheibe bringen kann, müssen sich Wissenschaft und Ottonormalverbraucher aber noch ein wenig gedulden.
Ein Beitrag von: