Raumfahrt 17.08.2012, 11:00 Uhr

Mars-Rover Curiosity: Suche nach Leben auf dem Mars

Mit dem amerikanischen Mars-Rover Curiosity verbinden sich viele Hoffnungen: neue wissenschaftliche Erkenntnisse über den Mars, die Erprobung neuer Raumfahrtsysteme, vor allem aber der Wunsch, endlich Hinweise darauf zu finden, dass auch auf anderen Himmelskörpern neben der Erde Leben zumindest möglich ist.

Erfolgreiches Landemanöver: Curiosity auf dem Mars.

Erfolgreiches Landemanöver: Curiosity auf dem Mars.

Foto: NASA

Als der US-Rover Curiosity erfolgreich auf dem Mars landete, brandete ungebremste Zuversicht auf: „In zwei oder drei Jahrzehnten“, so Thomas Reiter, der erfahrenste europäische Astronaut und mittlerweile Direktor für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb bei der ESA, „wird ein Mensch auf dem Mars stehen, daran habe ich keinen Zweifel.“

Ähnlich Nasa-Chef Charles Bolden: „Die Räder von Curiosity haben heute den Weg freigemacht für menschliche Fußstapfen auf dem Mars.“

Zunächst geht es prosaischer zu. Derzeit werden die einzelnen wissenschaftlichen Geräte und Kameras angeworfen und getestet, die ersten Gesteinsproben werden wohl noch ein paar Tage, wenn nicht Wochen auf sich warten lassen.

Suche nach Leben auf dem Mars in 5000 Meter Höhe

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Eines der Hauptziele von Curiosity, setzt sich der Rover einmal in Bewegung, wird der 5000 m hohe Berg in der Mitte des Gale-Kraters sein, den John Grotzinger, Wissenschaftler am California Institute of Technology, als das „gelobte Land“ bezeichnete. Gelobtes Land deshalb, weil sich dort über Milliarden von Jahren Sedimente abgelagert haben, als der Gale-Krater noch voller Wasser war.

Hier, so auch Ralf Jaumann, Planetengeologe und Professor am Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, bestehe vielleicht „die Chance, fossile Reste, etwa von Algenmatten im Tonschlamm zu finden“ – und damit den Hinweis auf Leben auf dem Mars.

Zur Untersuchung von Marsboden und -atmosphäre hat Curiosity ein ganzes Spektrum von Analysegeräten an Bord. Die ChemCam etwa schießt Laserimpulse auf Gestein, Sensoren analysieren die dabei entstehende Plasmawolke, um so Rückschlüsse über die Zusammensetzung des Gesteins zu erhalten.

Dazu kommen zahlreiche Kameras mit Filtern unterschiedlicher Wellenlängen für unterschiedliche Anwendungen. So sollen die Hazard Avoidance Cams helfen, den Rover sicher zu manövrieren, die Mahli-Cam dient dazu, Gesteinsbrocken aus der Nähe und in großer Auflösung zu fotografieren. Gemeinsam mit anderen Instrumenten sitzt diese Kamera auf dem Roboterarm des Rovers.

Angetrieben werden der Rover und seine Sensoren durch einen kleinen Plutonium-Antrieb, der zumindest theoretisch ein Leben von Curiosity über die derzeit geplanten zwei Jahre hinaus möglich macht.

Deutsches Know-How ist an der Suche nach Leben auf dem Mars beteiligt

Auch Systeme aus Deutschland sind an Curiosity beteiligt. So verwendete das Jet Propulsion Laboratory der Nasa bei der Entwicklung des Rovers eine Product Life Cycle Management (PLM)-Software von Siemens.

Wissenschaftler der Uni Kiel entwickelten gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt einen nur knapp 1,5 kg schweren Strahlungsdetektor (Radiation Assessment Detector). Der maß sogar schon auf der Reise von Curiosity zum Mars Teilchenstürme im Weltraum.

Und vom ESA-Standort in Darmstadt wurden wichtige, von der ESA-Sonde Mars Express gewonnene Daten über die letzte Flug- und Landephase an die Nasa übermittelt.

Ob sich allerdings die Erwartungen von Thomas Reiter, dass in 20 bis 30 Jahren Menschen auf dem Mars stehen, erfüllen, bleibt abzuwarten – nicht zuletzt auch, weil die Amerikaner angesichts knapper Mittel sogar ihre Mars-Aktivitäten beschneiden.

So sind sie erst vor Kurzem aus der gemeinsam mit der europäischen Weltraumagentur ESA geplanten Mars Sample Return Mission ausgestiegen. Im Rahmen dieser Mission sollten Gesteinsproben von einem Rover aufgesammelt und dann zur Erde zurückgebracht werden. Diese Mission war für die Zeit nach 2020 geplant.

Begehrter Planet: Indien und China wollen Mars ebenfalls erforschen

Immerhin hat US-Präsident Barack Obama jedoch proklamiert, dass die USA in den 2030er-Jahren erstmals Astronauten um den Mars fliegen lassen und sicher zur Erde zurückbringen wollen.

Die ESA plant derweil mit der russischen Weltraumbehörde Roscosmos einen gemeinsamen Rover, der 2018 ins All fliegen könnte.

Doch auch die Neueinsteiger ins Raumfahrtgeschäft haben den Mars für sich entdeckt. Indien plant, 2013 einen Orbiter zum Mars zu schicken, die Chinesen planen für das gleiche Jahr die Landung einer Sonde auf dem Mars.

Allein auf dem Mars ist Curiosity trotzdem nicht. Bis heute zieht der 2004 ins All gestartete Mars-Rover Opportunity seine Bahnen über den roten Planeten, nachdem der baugleiche Rover Spirit 2010 den Kontakt zur Erde abgebrochen hatte. Aber immerhin: Die Lebenszeit von Opportunity und Spirit war ursprünglich nur auf gut ein Vierteljahr kalkuliert worden – eine gute Voraussetzung für Curiosity.

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  • Redaktion VDI nachrichten

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