Marsrover Opportunity rollt, forscht und sendet sich zum Rekord
Der Marsrover Opportunity sendet seit zehn Jahren unverdrossen seine neuesten Erkenntnisse über den Roten Planeten zur Erde. Eigentlich sollte der Rover nur ein paar Wochen funktionieren. Die Strecke, die er inzwischen zurückgelegt hat, bricht alle außerirdischen Rekorde. Jetzt peilt Opportunity den Marathon an.
Da war der Name wohl Programm: Der Marsrover Opportunity, zu Deutsch Gelegenheit, hat die Gunst der Stunde genutzt und ist nach Erfüllung seines Solls einfach weitergefahren. Das ist jetzt über zehn Jahre her: Seit 2004 kurvt das Gefährt munter auf dem Roten Planeten umher und hat statt der ursprünglich vorgesehenen 700 Meter inzwischen fast 40 Kilometer zurückgelegt. Eigentlich hatte die Mission nur 90 Tage dauern sollen, wurde dann aber immer wieder verlängert – bis heute.
40 Kilometer in zehn Jahren: Da wäre sogar der irdische Begriff Schneckentempo eine glatte Übertreibung. Das Tier hätte den Rover längst überspurtet. Und doch macht die Strecke Opportunity zum extraterrestrischen Rekordhalter. Kein anderes Fahrzeug ist außerhalb der Erde weiter gerollt als der Marsrover. Der bisherige Rekordhalter, das sowjetische Mondfahrzeug Lunochod 2, hatte 1973 auf dem Mond rund 39 Kilometer hinter sich gebracht, wie NASA-Spezialisten anhand seiner Spuren berechnet haben – allerdings innerhalb von gerade einmal fünf Monaten.
Opportunity fährt maximal 100 Meter pro Tag
Nun sind die Gegebenheiten auf dem Mars auch nicht besonders fahrzeugfreundlich: Krater, Sanddünen und andere Hindernisse können einem Gefährt wie Opportunity schnell die Tour vermasseln – so geschehen bei Opportunitys Schwestersonde Spirit, die 2010 in einen Sandhaufen fuhr und steckenblieb.
Deshalb soll ein Marsrover wie Mars Exploration Rover B, kurz MER B, wie Opportunity ursprünglich mit vollem Namen hieß, auch gar nicht schnell fahren: 100 Meter pro Tag sind für das 1,60 Meter lange, 1,5 Meter hohe und 185 Kilo schwere Gefährt als Maximalstrecke vorgesehen. Da Funksignale zwischen Erde und Mars gut 20 Minuten brauchen, kann das Gerät auch nicht in Echtzeit ferngesteuert werden, sondern fährt zumindest teilweise autonom – allerdings nur bei Tag: Da es durch Solarenergie angetrieben wird, hat es bei Nacht Pause.
In solchen Abschnitten rumpelt sich Opportunity weiter Meter für Meter über den Mars. Ein paar Einzelteile zeigen mittlerweile Alterserscheinungen: So sind zwei Spektrometer inzwischen ausgefallen, das APX-Spektrometer dagegen funktioniert noch einwandfrei und sorgt weiterhin für wissenschaftlich wertvolle Daten.
Abnutzungserscheinungen weist auch die Bohrkrone des Rock Abrasion Tool (in etwa: Fels-Abrieb-Werkzeug, kurz RAT) auf, das bis zu fünf Millimeter tief in die Oberfläche bohrt. Aber auch dies ist wie auch die verschiedenen Kamerasysteme weiter einsatzfähig, sodass der Rover weiter fröhlich forscht, analysiert und Bilder und Infos zur Erde schickt. Erst vor einem halben Jahr hatte er Spuren von Wasser gefunden.
Nächste Station auf dem Mars ist das Marathontal
Die Strecke, die Opportunity bisher zurückgelegt hat, führt vom Startpunkt Eagle-Krater über den Endurance-Krater direkt nebenan weiter zum Victoria-Krater und von da aus Richtung Endeavour-Krater, der deutlich größer ist als die bisherigen Stationen. Dessen Rand hat Opportunity inzwischen erreicht und hangelt sich daran entlang. Dabei passierte der Rover auch den Krater Lunochod 2, gelegen an Streckenkilometer 39 und benannt zu Ehren des bisherigen Rekordhalters.
So richtig lange dauert es nicht mehr, bis das kleine Fahrzeug die Marathon-Distanz von 42,2 Kilometern geschafft hat – beim bisherigen Durchschnittstempo von vier Kilometern pro Jahr noch etwa sechs Monate. Die Stelle, an der Opportunity dann angekommen sein wird, haben die NASA-Wissenschaftler schon jetzt Marathontal getauft.
Allein ist Opportunity trotz Ausfall seiner Schwestersonde Spirit nicht auf dem Mars: Seit August 2012 kurvt zusätzlich der Marsrover Curiosity (Neugier) ebenfalls auf dem Mars umher und sucht nach Anzeichen von Leben. Zu Verkehrschaos wird es dort oben aber sicherlich nicht kommen: Der Rote Planet ist zwar kleiner als die Erde, aber immer noch groß genug, dass sich die fahrenden Forscher nicht ins Gehege kommen, und bei maximal 100 Metern pro Tag sind Auffahrunfälle sowieso eher unwahrscheinlich.
„Altes Eisen“ ist weiterhin gut in Schuss
Übrigens ist Opportunity längst nicht das einzige Weltraumobjekt, das gar nicht daran denkt, nach seiner vorgesehenen Einsatzzeit den Dienst zu quittieren: Es ist etwa zwei Jahre her, dass die US-Raumsonde Voyager 1 unser Sonnensystem verlassen hat und jetzt aus Regionen sendet, in die noch keine menschliche Technik jemals vorgedrungen ist – lange nach Ablauf ihrer erwarteten Lebensdauer. Und auch Rover Curiosity, der Jüngste im Bunde, ist mit mehr als einem Marsjahr (687 Tage) bereits über seine Mindesteinsatzzeit hinaus.
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