Crew Dragon 17.11.2020, 09:01 Uhr

Meilenstein der Raumfahrt: SpaceX bringt Crew zur ISS

Kurz nach Mitternacht Ortszeit startete in Florida eine Falcon-9-Rakete von SpaceX, der privaten Raumfahrt-Firma von Elon Musk Richtung ISS. Nach mehr als 27 Stunden Flug dockte das internationale Team mit ihrem Raumschiff „Crew Dragon“ erfolgreich an der Internationalen Raumstation ISS an.

Die Besatzung der Crew Dragon

Die Besatzung der "Crew Dragon": Shannon Walker, Victor Glover, Mike Hopkins und Soichi Noguchi v. li.

Foto: Norah Moran – NASA – JSC

„Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei eins – Lift off“ klang es in der Nacht zu Montag aus dem Kontrollraum des Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida.

Erstmals seit 2011 startete ein regulärer bemannter Flug der US-Weltraumbehörde Nasa von hier aus zur Internationalen Raumstation ISS. Es ist auch die erste reguläre Mission mit einem „Crew Dragon“-Raumschiff des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX nach dem bemannten Testflug vor rund sechs Monaten.

SpaceX: Raumschiff dockt an der ISS an

Die Falcon-9-Rakete löste sich ganz nach Plan: die erste Raketenstufe in weniger als drei Minuten und die zweite nach zwölf Minuten. Die erste landete auf einem im Atlantik stationierten Drohnenschiff. Sie soll nun wiederaufgearbeitet werden. Genau das ist die Idee des Firmengründers Elon Musk: Er will die Kosten in der Raumfahrt dadurch erheblich senken, indem er die meisten Teile der Trägerrakete erneut verwendet. Nach rund 27 Stunden Flug dockte das SpaceX-Raumschiff an der ISS an.

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Sie beförderte die „Crew Dragon“-Kapsel mit vier Astronauten an Bord innerhalb von 12 Minuten in die Umlaufbahn. Neben dem Japaner Soichi Moguchi sind noch die Amerikaner Shannon Walker, Mike Hopkins und Victor Glover Teil der „Crew 1“. Die vier nannten ihr Raumschiff „Resilience“ (Widerstandskraft), um damit zu zeigen, dass es bei der Zusammenarbeit keine Grenzen gibt, wenn man Großes erreichen möchte.

SpaceX: Start der „Crew Dragon“ gelingt im zweiten Versuch – Sehen Sie hier die ISS-Mission

Sechs Monate bleiben die Astronauten auf der ISS

Mike S. Hopkins, Kommandeur an Bord des Raumschiffs „Crew Dragon“, verbrachte bei der Mission 37/38 bereits 166 Tage im All. Er startete im September 2013 von Kasachstan aus zur ISS. Astronaut Victor J. Glover steuerte das Raumschiff als Pilot. Für ihn ist es der erste Einsatz im All. Shannon Walker ist seit Jahrzehnten die erste Frau, die wieder an einer Mission im All teilnimmt. Die Flugingenieurin war im Rahmen der Expedition 24/25 schon einmal auf der ISS – für 163 Tage. Der japanische Astronaut Soichi Noguchi kennt der Raumstation ISS als langjähriges Mitglied und gilt mit zwei Flügen ins All bereits als Veteran.

Während seiner Missionen sammelte er insgesamt 20 Stunden und 5 Minuten bei sogenannten Weltraumspaziergängen im All. Die „Crew Dragon“ ist das dritte Raumschiff, mit dem er fliegt. Er ist während der dynamischen Start- und Wiedereintrittsphase dafür zuständig, den Flug zu überwachen, Zeitpläne, Telemetrie und Verbrauchsmaterialien im Blick zu behalten.

SpaceX bringt Rakete an den Start
Die SpaceX-Trägerrakete mit der Astronauten-Kapsel auf dem Weg zum Start.

Foto: NASA/Joel Kowsky

Die Besatzung der Crew Dragon
Die Besatzung auf dem Weg zur Vorbereitung.

Foto: James Blair - NASA - JSC

Trägerrakete auf dem Weg zur Abschussrampe
Auf dem Weg zur Abschussrampe.

Foto: NASA/Joel Kowsky

Der Aufenthalt der vier Astronauten auf der ISS ist für sechs Monate geplant. Sie sollen wissenschaftliche Experimente fortführen, Wartungsarbeiten an der Raumstation und zahlreiche Ergebnisse wieder mit zurück zur Erde bringen. Dafür hat das Team mehr als 220 Kilogramm Material an Bord. Die Wissenschaftler werden sich vor allem mit Lebensmittelphysiologie beschäftigen, unter anderem mit den Auswirkungen einer optimierten Ernährung auf die Gesundheit der Besatzung. Auch die Gehirnfunktionen stehen unter Beobachtung.

Die Geschichte der US-Raumfahrt 

Wissenschaftler auf der Erde stellen sich seit langem die Frage, wie sie Astronauten auf Langzeitmissionen im Orbit fit halten können und ob es Möglichkeiten gibt, sie darauf entsprechend vorzubereiten. In einer weiteren Studie ahmen Chips mit Gewebe die Struktur und Funktion menschlicher Organe nach. Daraus erhoffen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse hinsichtlich der Rolle der Mikrogravitation inklusive ihrer Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sowie als möglicher Auslöser von Krankheiten. Mithilfe von Radieschen, die in unterschiedlichen Lichtverhältnissen und Böden wachsen, soll die Möglichkeit geprüft werden, Lebensmittel im Weltraum zu produzieren. Auch ein neues System zur Wärmeabfuhr aus dem Raumanzug wollen die internationalen Wissenschaftler im All testen. Neben den wissenschaftlichen Experimenten stehen auch eine Vielzahl von Weltraumspaziergängen auf dem Programm der Astronauten.

Ein SpaceX-Bergungsschiff wartet im Golf von Mexiko auf die Astronauten

Nach dem Ende ihrer Mission werden die vier Astronauten mit der Dragon den Rückflug zur Erde antreten. Die Kapsel löst sich dafür autonom von der Raumstation und tritt wieder in die Erdatmosphäre ein. Die Experten der NASA rechnen mit einer Landung zwischen der Ostküste Floridas und dem Golf von Mexiko. Ein Bergungsschiff von SpaceX wird zu dem Zeitpunkt bereits in der Nähe sein, die Besatzung an Bord nehmen und sie zurück zum Kennedy Space Center bringen.

Für die US-Raumfahrt ist die erste reguläre bemannte Flug zur Raumstation ein historischer Moment. Vor neun Jahren hatte Nasa ihre Spaceshuttle-Missionen aus Kostengründen eingestellt. Seither starteten US-Astronauten von Russland aus – in russischen Sojus-Kapseln. Die Plätze im Raumschiff musste die Nasa kaufen. Die Kosten: Rund 80 Millionen Euro pro Flug.

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Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

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