Mission fehlgeschlagen: Ist Mars One endgültig Geschichte?
Vor einigen Jahren machte das Projekt Mars One Schlagzeilen. 40 Kandidaten sollten entsandt werden, um auf dem roten Planeten eine Kolonie zu gründen. Ein Abenteuer ohne Rückfahrkarte. Doch was wurde aus dem One-Way-Ticket to Mars?
Kaum ein Vorhaben rund um das Thema Raumfahrt sorgte in den letzten Jahren für so viele Schlagzeilen wie das Projekt Mars One. Die gleichnamige private niederländische Stiftung sowie die dazugehörige Aktiengesellschaft Mars One Ventures setzten sich bereits im Jahr 2011 das Ziel, bis zum Jahr 2023 mindestens 4 Menschen auf die Reise zum Mars zu schicken. Dort angekommen, sollten sie eine Siedlung errichten, die zu einem dauerhaften Domizil für weitere Kandidaten werden sollte. Jeder, der gesundheitlich fit und der englischen Sprache mächtig war, konnte sich für die Mission ohne Wiederkehr bewerben. Die Organisation erreichten laut CEO Bas Lansdorp etwa 200.000 Bewerbungen. Im Jahr 2014 wurde eine erste Vorauswahl von 1.058 Kandidaten getroffen, von denen nach einer Reihe physischer und psychischer Belastungstests 100 potenzielle Anwärter in Frage gekommen wären, darunter auch zwei Deutsche. Am Ende sollten davon nach und nach 40 Personen zum Mars aufbrechen. Doch dazu kam es bis heute nicht.
Ethische Bedenken gegen Mars One
Bereits in naher Zukunft sollten Mars One zufolge 4 Personen dauerhaft den Mars kolonisieren. Dafür hatte Lansdorp mit einem finanziellen Aufwand rund 6 Milliarden US-Dollar geplant. Dafür sollten die ersten Kandidaten auf den Mars geschickt werden. Neben dem Verkauf von Merchandise, den Anmeldungsgebühren und den Geldern privater Investoren sollte sich das Vorhaben hauptsächlich durch ein eigenes Reality-TV-Format finanzieren. Der geneigte Zuschauer hätte von der Pike auf live mitverfolgen können, wie die Mars-One-Kandidaten zum Mars reisen, um sich dort aussetzten zu lassen.
Selbst wenn die Kandidaten das One-Way-Ticket zum Mars freiwillig buchen wollten, sprechen die Kritiker Mars One jegliches Verantwortungsbewusstsein ab. Im Februar 2015 zog sich der Inhaber der Übertragungsrechte, der Fernsehkonzern Endemol, aus dem Vorhaben zurück.
Was die Kandidaten dazu bewegt hat, sich freiwillig für die Reise ohne Rückkehr zu entscheiden, lesen Sie im Artikel Robert P. Schröder: „Meine Eltern finden das Ganze nicht so lustig“. Der Student der Elektrotechnik in Darmstadt wollte sich mit der Umsiedlung auf den Roten Planeten einen Kindheitstraum erfüllen.
Transport und Überlebenschancen ungeklärt
Nach Einschätzungen von Branchenexperten wären die eingeplanten Finanzmittel noch viel zu niedrig angesetzt gewesen. Zudem sei nicht einmal vollständig geklärt, mit welchem Fortbewegungsmittel die ersten Teilnehmer zum Mars hätten aufbrechen sollen. Das Unternehmen gab zuletzt bekannt, die zweijährige Reise von der Erde zum Mars mit bereits vorhandenen Technologien des US-amerikanischen Herstellers SpaceX bewältigen zu wollen. Dabei sollte beim Start eine Schwerlast-Trägerrakete vom Typ Falcon Heavy zum Einsatz kommen, die knapp 64 Tonnen Nutzlast ins Weltall befördern kann. Da die Landung auf dem Mars mit einer Reihe von Schwierigkeiten verbunden ist, sollten die Astronauten den Rest der Strecke mit einer Landekapsel zurücklegen. In Betracht gezogen wurde eine Variante der sogenannten Dragon Capsule, ebenfalls von SpaceX, die bereits in einigen Szenarien getestet wurde.
Dazu gesellen sich noch ganz andere Probleme wissenschaftlicher Natur, die von Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in einer Studie offengelegt wurden. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass der erste Kandidat bereits nach 68 Tagen sterben würde. Grund dafür sei der zu geringe Partialdruck des Sauerstoffs. Dieser würde wegen der an Bord wachsenden Pflanzen zu stark ansteigen. Das Problem wäre durch den derzeitigen Stand der Technik nicht lösbar. Die einzige sinnvolle Alternative wäre es, Nahrungsmittel in einem externen Modul anzubauen oder diese direkt von der Erde mitzunehmen..
Den Anbau von Lebensmitteln auf dem Mars proben Wissenschaftler bereits. DLR-Ingenieure etwa züchten Salat und Tomaten im Dienste der Raumfahrt. Erfahren Sie außerdem, wie auf der ISS geschlemmt wird.
Aktiengesellschaft Mars One pleite
Bereits im Jahr 2017 konnte der Fall der Aktien von Mars One Ventures an der Börse beobachtet werden. Anfang dieses Jahres gab das niederländische Unternehmen mit Sitz in Basel dann die Insolvenz per Kurzmitteilung auf der Projektwebseite bekannt. Lansdorp beteuerte jedoch, dass dies nicht die Stiftung betreffen würde und hielt deshalb an den Plänen für die Kolonisation des Mars fest. Bei Wissenschaftlern und Anhängern der Raumfahrt bleibt das Vorhaben jedoch höchst umstritten und das nicht nur wegen technischer Hürden, sondern vor allem aus ethischen Gründen.
Mehr zum Projekt und dessen Intention gibt’s im Artikel „Einmal zum Mars und nie mehr zurück“
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