System Bloostar 26.09.2016, 11:42 Uhr

Mit Ballon: Raketenstart in 28.000 Metern Höhe

Ein spanisches Unternehmen will Kleinsatelliten mit einer dreistufigen Rakete ins All schießen, die von einem Ballon an den Rand der Atmosphäre gebracht und dort gezündet wird. Das soll die Kosten drastisch reduzieren.

Künstlerische Darstellung des Startsystems Bloostar. Raketenstarts soll damit erheblich kostengünstiger werden. 

Künstlerische Darstellung des Startsystems Bloostar. Raketenstarts soll damit erheblich kostengünstiger werden. 

Foto: Zero2infinity

In den ersten Minuten nach dem Start verbraucht eine Rakete, die Satelliten ins All trägt, 90 Prozent des Treibstoffs. Muss nicht sein, sagten sich die Gründer von Zero2infinity in Spanien. Würde die Rakete am Rand der Atmosphäre starten, wäre der Energieverbrauch erheblich geringer. Jose Mariano Lopez-Urdiales, Chef des Start-ups, entwickelte mit seinem Team eine Kombination aus Ballon und Rakete.

Der mit Helium gefüllte Ballon trägt die dreistufige Rakete auf eine Höhe von 28 km. Dort zündet die erste Stufe. Sie trägt das System auf eine Höhe von etwa 300 km. Die restliche Strecke, die auf eine Höhe von 600 km führt, erledigen die zweite und dritte Stufe. Jede besteht aus mehreren ringförmig angeordneten Brennern. Anfangs stecken sie ineinander und bilden eine Scheibe In der Mitte befindet sich die Nutzlast. Als Brennstoff dient Erdgas.

Vier Millionen Euro pro Start

Die erste Version von Bloostar, wie die Spanier ihr Startsystem nennen, kann Mikrosatelliten bis zu einem Gewicht von 75 kg in eine Umlaufbahn befördern. Die Premiere mit einem Satelliten an Bord ist für die zweite Hälfte des Jahres 2018 geplant.

Grafik des mehrstufigen Systems Bloostar. 

Grafik des mehrstufigen Systems Bloostar. 

Quelle: Zero2infinity

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Jeder Start soll rund vier Millionen Euro kosten. Lopez-Urdiales sagte dem Weltraum-Portal „Via Satellite“, es gebe bereits Absichtserklärungen im Wert von 240 Millionen Euro, das System zu nutzen. Der Transport von Großsatelliten kostet zwischen 30 und 500 Millionen Euro. Oft reisen Mikrosatelliten mit, für die dann nur ein Bruchteil der Kosten anfallen.

Boot als Weltraumbahnhof

Für Ende dieses Jahres ist ein Probestart geplant, noch ohne Nutzlast. Er findet im Bereich der Kanarischen Inseln statt. Als Weltraumbahnhof soll ein Boot oder eine Barge, also ein Schiff ohne eigenen Antrieb dienen. „Von dort kann Bloostar Satelliten in nahezu jeden Orbit bringen“, sagt Lopez-Urdiales.

Starke Winde, die den Ballon abtreiben könnten, gebe es in diesem Gebiet nur selten. Sollte ein Start misslingen würde die Nutzlast per Fallschirm zurück zur Erde schweben und geborgen werden können. Zero2infinity denkt auch daran, die ringförmigen Brenner wiederzuverwenden. Das würde die Kosten noch einmal senken.

Hunderte Mikrosatelliten sind schon in Betrieb

Derzeit sind einige 100 Mikrosatelliten mit einem Gewicht von meist deutlich unter 100 kg in Betrieb. Anders als Großsatelliten, die oft eine Tonne oder mehr wiegen, haben die kleinen Erdtrabanten meist nur eine einzige Aufgabe, so wie Tet und Biros, Satelliten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Gemeinsam bilden die beiden Satelliten eine Mission zur Feuerfernerkundung (FireBIRD). Neben Waldbränden sollen auch vulkanische Aktivitäten, Gasfackeln oder Industrie-Hotspots beobachtet und dokumentiert werden.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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