Mit Riesenfallschirmen und fliegenden Untertassen Richtung Marsbesiedelung
Einen riesigen Fallschirm, mit dem sogar in der dünnen Atmosphäre des Mars Menschen und Güter sanft zu Boden schweben können, testet am Dienstag die NASA in der Stratosphäre der Erde. Wer will, kann per Livestream dabei sein.
Die Menschen machen sich bereit für die Eroberung des Mars. Der Marsrover Curiosity dreht schon eifrig seine Runden, und auf der Erde trainieren Wissenschaftler für die Besiedelung des Roten Planeten. Die Folge: Auch der Transport von Gütern auf den Mars muss vorbereitet werden. Doch wie sollen Güter oder Maschinen dort landen? Genau wie in anderen schwer zugänglichen Gebieten auch: per Abwurf und sanft am Fallschirm zu Boden schwebend.
Fallschirme, die den Fall ihrer Last verlangsamen sollen, machen sich den Luftwiderstand zunutze. Allerdings sind handelsübliche Fallschirme auf die – verglichen mit dem Mars – deutlich dichtere Atmosphäre der Erde ausgerichtet. Solange das Gewicht der Lasten das eines Marsrovers nicht überstieg, konnte sich die NASA mit bekannten Systemen behelfen. Die allerdings stießen schnell an ihre Grenzen.
NASA entwickelte einen riesigen Fallschirm speziell für den Mars
Für schwerere Lasten oder sogar für das Absetzen von Menschen auf dem Mars sind daher spezielle Schirme notwendig. Die wichtigste Neuerung ist dabei sicherlich ihre Größe. An einem solchen Schirm arbeitet die NASA derzeit: Er hat einen Durchmesser von 33,5 Metern. Das jetzt vorgestellte Modell gleicht einer fliegende Untertasse – die NASA selbst spricht auf ihrer Website von „Saucer“ (Untertasse).
Genauer gesagt handelt es sich dabei um das „Low-Density Supersonic Decelerator“-Projekt, kurz LDSD. Zu Deutsch bedeutet es so viel wie „Ultraschall-Verzögerer mit geringer Dichte“, das mit seiner runden Form tatsächlich an ein untertassenförmiges Raumschiff aus älteren Comic-Strips erinnert. Gebaut wurde es am Strahlantrieb-Labor der NASA in Pasadena in Kalifornien. Von dort wurde es vor drei Wochen auf einen Navy-Stützpunkt auf Hawaii gebracht, wo es noch einmal gründlich getestet wurde.
Realitätsnaher Test in der irdischen Stratosphäre
Doch wie soll man einen solchen Mammutfallschirm unter zumindest annähernd realen Bedingungen testen, ohne gleich eine kostspielige und langwierige Reise zum Mars in Angriff zu nehmen? Auch dafür haben die NASA-Ingenieure eine Lösung entwickelt. Am morgigen Dienstag, 3. Juni, wird es ab 14 Uhr deutscher Zeit zunächst von einem Ballon von einer Basis der US Navy aus in 37 Kilometer Höhe über dem Pazifik aufsteigen.
Dort angekommen, wird es ein kleines Stück unter den Ballon herabfallen, bevor eingebaute Raketen aktiviert werden, die die Untertasse mit einer Geschwindigkeit von Mach vier auf eine Höhe von 55 Kilometern tragen. Hier, in den oberen Schichten der irdischen Stratosphäre, herrschen die richtigen Bedingungen für einen realitätsnahen Test: Die Luft ist in etwa so dünn wie innerhalb der Marsatmosphäre.
Kameras übertragen jeden einzelnen Schritt
In der oberen Stratosphäre entfaltet das Gerät eine aufblasbare Kevlar-Röhre um sich selbst, bevor der Riesenfallschirm ausgelöst wird. Wenn alles gut geht, wird dieser den Fall bremsen und eine weiche Landung im Pazifik herbeiführen. Kameras übertragen dabei jeden einzelnen Schritt ins Internet. Dort kann jeder, der möchte, das Experiment per Livestream verfolgen.
Welchen Ausgang der Versuch nehmen wird, mag die NASA nicht vorhersagen. Zu große Erwartungen setzen die Verantwortlichen jedenfalls nicht in den Test. „So lange ich Daten bekomme, bin ich sehr froh“, sagt zum Beispiel NASA-Mitarbeiter Mark Adler. Das Ziel sei zunächst einmal, das Gerät, das das erste seiner Art ist, mit einer solch großen Geschwindigkeit in so große Höhe wie geplant zu manövrieren, heißt es. Das Projekt sei sehr experimentell, betonen die Planer, die damit auch höhere Risiken eingehen als bei einer regulären Raumfahrtmission.
Allerdings sei es durch den Verbleib in der Erdatmosphäre auch relativ kostengünstig. „Aber wie auch immer es ausgehen wird – wir werden sehr viel durch das Projekt lernen“, betont Ian Clark, LDSD-Forschungsleiter am Strahlantrieb-Labor der NASA.
Und hier geht es zum Livestream der NASA.
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