Nasa soll neue Antriebstechnik für Raumkapseln erfolgreich getestet haben
Er wäre ein Wunderantrieb: EmDrive kommt ohne Treibstoff aus, nutzt elektrische Energie etwa aus Solarzellen, um Raumkapseln zu beschleunigen. Nasa-Ingenieure wollen die Technik erfolgreich getestet haben. Kritiker befürchten, dass die erfolgreich scheinenden Versuche auf Messfehlern beruhen.
Amerikanische und chinesische Wissenschaftler glauben, dass ein unter Ingenieuren umstrittenes neues Antriebssystem für Raketen tatsächlich funktioniert. Chinesische Forscher haben nach eigenen Angaben einen elektromagnetischen Antrieb (EmDrive) getestet, der angeblich einen Schub von 720 Millinewton entwickelt. Die Wissenschaftler der US-Raumfahrtorganisation Nasa, die ebenfalls mit EmDrive experimentieren, wollen 85 Millinewton erreicht haben.
Das ist fast nichts: Die erste Stufe der Saturn-V-Rakete, die in den 1960-er Jahren die Mondlandemodule der Amerikaner ins All katapultierte, hatte einen Schub von 35 Millionen Newton. Selbst wenn EmDrive tatsächlich funktionieren sollte, so ist es noch ein weiter Weg zum einsatzfähigen Raketentriebwerk.
Mikrowellen oder Lorentz-Kraft
Erfinder des EmDrive ist der Brite Roger Shawyer, ehemaliger Mitarbeiter des deutschen Raumfahrtunternehmens EADS-Atrium, das heute zu Airbus gehört. Worauf der Effekt beruht, ist unter Wissenschaftlern umstritten, wenn sie ihn überhaupt ernsthaft in Betracht ziehen.
Mikrowellen sollen eine Rolle spielen, oder geheimnisvolle Kräfte, die auf Einsteins Relativitätstheorie zurückzuführen sind. Möglicherweise spielt auch die Lorentz-Kraft mit, das ist die Kraft, die auf eine elektrische Ladung wirkt, die durch ein Magnetfeld bewegt wird. Das britische Unternehmen Satellite Propulsion Research, das ebenfalls mit EmDrive experimentiert, erklärt das Phänomen so: Die Maschine nutze „Mikrowellen-Technologie, um elektrische Energie direkt in Schub umzuwandeln“.
US-Forscher bestreitet Messfehler
Die neuesten Informationen über die Experimente mit der neuartigen Antriebstechnik stammen von Paul March, einem der Hauptforscher des EmDrives am Eagleworks Laboratory des Johnson Space Center der Nasa. Er beteuert in einem Blog, dass das Triebwerk gegen alle Fremdeinflüsse abgeschirmt war, etwa gegen Kabel, die magnetische Felder aufbauen, wenn Strom hindurchfließt. Deshalb beruhe der gemessene Schub nicht auf Fehlern am Versuchsaufbau oder beim Messen.
Dresdner Professor ist unentschieden
Martin Tajmar, Professor für Raumfahrtsysteme an der Technischen Universität Dresden, hat die Messungen an seinem Institut wiederholt. Er könne „die Wirkung des EmDrive mit meinen Messungen weder bestätigen oder widerlegen“, sagt er in einem Interview mit dem Online-Portal Grenzwissenschaft. Sein Team habe tatsächlich Schübe gemessen, sagt er, „ähnlich den Vorhersagen vom EmDrive, aber auch in Richtungen, die eigentlich Null ergeben sollten“. Die Ergebnisse könnten von den Magnetfeldern stromführender Kabel herrühren. Deshalb empfiehlt er weitere Messungen.
Der Antrieb könnte, wenn er sich denn realisieren lässt, Raumkapseln beschleunigen, die von keiner Gravitationskraft beeinflusst werden, sich also fernab von jedem Planeten und anderen Himmelskörpern bewegen. Dann reicht schon ein geringer Schub für eine stetig steigende Geschwindigkeit. Anders etwa als Ionentriebwerke, die bereits erprobt und im Einsatz sind, braucht EmDrive keinen Treibstoff, sondern nur elektrische Energie. Die könnten Solarzellen liefern. Derzeit sind bei Raumkapseln noch traditionelle Raketenantriebe üblich.
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