Nasa testet Raumanzüge für den Mars
Falls der Mensch eines Tages seinen Fuß auf den Mars setzen sollte, wird er das nur in einem speziellen Raumanzug überleben können. Das Kunststück besteht darin, den Astronauten mit Sauerstoff zu versorgen, ihn vor der lebensfeindlichen Umwelt zu schützen und ihm größtmögliche Bewegungsfreiheit zu geben. Die Nasa testet jetzt neue Prototypen.
Die Bezeichnung „Anzug“ sei eigentlich völlig irreführend, findet Pablo De Leon. Der Wissenschaftler von der University of North Dakota hat mit seinem Projektteam einen Raumanzug entwickelt, den Astronauten vielleicht eines Tages während einer Marserkundung tragen könnten. „So ein Raumanzug ist derart komplex, dass er einer Maschine oder einem Miniatur-Raumschiff gleicht“, betont De Leon. Das sei eben etwas komplett anderes, als einen Anzug von der Stange zu nehmen, einzusteigen und den Reißverschluss zu schließen.
Testgelände mit feiner Staubschicht nachgebaut
Bereits seit zehn Jahren bauen die Ingenieure und Designer des Human Spaceflight Laboratory der Universität von North Dakota ihre Expertise in Sachen Raumanzüge auf. Mittlerweile gibt es, speziell abgestimmt auf die lebensfeindlichen Bedingungen auf dem Mars, einen vorläufigen Prototyp. Der North Dakota Experimental-1 (NDX-1) ist der erste planetarische Raumanzug, der an einer Universität – und nicht bei der Nasa – entstanden ist. Bei den Tests, die in Wüstengebieten von Utah, in der Antarktis und in Australien bislang stattfanden, war dann aber doch die Nasa zur Beobachtung mit von der Partie.
Der jüngste Praxistest für den NDX-1 fand nun auf dem als „Swamp Works“ bekannten Gelände des Kennedy Space Center in Florida statt. Dort haben die Wissenschaftler auf einem Laborgelände die Beschaffenheit der Oberfläche des Mondes und auch des Mars mit einer feinen Staubschicht auf dem Boden nachgebaut. Die Anforderungen an den Raumanzug sind komplex: Er muss seinen Träger vor der Kälte, energiereicher Strahlung und den Sandstürmen auf dem Mars schützen, die Versorgung mit Sauerstoff muss absolut zuverlässig funktionieren und bei alledem muss der Astronaut so viel Beweglichkeit haben, dass er zum Beispiel Gesteinsproben von der Marsoberfläche sammeln könnte.
Nasa testet auch eigene Anzug-Prototypen
Im Falle des NDX-1, der aus superleichten Materialien besteht, ist das offenbar so gut gelungen, dass der Astronaut während seiner Oberflächenerkundung auf dem Mars nicht nur losen Staub aufsammeln kann, sondern auch so beweglich wäre, dass er kleine Gesteinsbrocken ausgraben könnte. Neu entwickelte Geräte zum Sammeln von Proben haben die Wissenschaftler gleichzeitig mit dem Anzugtest durchgeführt.
Die Nasa testete darüber hinaus auch weitere Anzug-Prototypen, die in eigenen Labors im Johnson Space Center entwickelt wurden. Sie sind schwerer, schützen eventuell den Menschen noch besser, könnten aber auch wesentlich anstrengender für den Träger sein.
Wesentliche Passteile könnten vor Ort im 3D-Drucker entstehen
Zu diesen von der Nasa entwickelten Raumanzügen der nächsten Generation, die speziell für den Einsatz auf einer fremden Planetenoberfläche entwickelt wurden, gehört der Z-2 Suit. Er besteht aus Hochleistungskunststoffen, die zugleich leicht und strapazierfähig sind. In den Bereichen von Schultern und Taille kann der Anzug an verschiedene Körperformen angepasst werden, so dass ein Anzug für mehrere Astronauten während der Mission relativ einfach passend gemacht werden kann.
Hinsichtlich der unterschiedlichen Passformen geht die Nasa mit dem Prototype Exploration Suit (PXS) noch einen anderen Weg. Der PXS ist zwar nicht in erster Linie für den Marseinsatz, sondern für lange Missionen im niedrigen Erdorbit gedacht. Aber auch hier wollen die Designer den Sitz für den jeweiligen Astronauten verbessern, ohne dass bei einem Außeneinsatz jeder seinen eigenen Anzug benötigt. Um dies zu erreichen, würden beim PXS wesentliche Passteile für jeden Astronauten individuell im 3D-Drucker an Bord gedruckt.
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