Orbital Sciences verbannt russische Technologie aus Antares-Rakete
Nach der Explosion einer Antares-Rakete sattelt die Betreiberfirma Orbital Sciences auf neue Triebwerke um. Offenbar war die 40 Jahre alte Technologie russischer Herkunft Ursache des Unglücks. Über 200 Millionen US-Dollar gingen dabei in Flammen auf.
Vielleicht sollte man die bisher verwendete Triebwerktechnik doch einmal ausmustern – zu diesem Schluss ist die private US-Raumfahrtfirma Orbital Sciences jetzt nach der Explosion ihrer Antares-Rakete gekommen. Die bisher verwendeten Triebwerke vom Typ Aerojet Rocketdyne AJ26 basieren auf einem mehr als 40 Jahre alten russischen Modell, das über Umwege zu Orbital Sciences gelangt und dort weiterentwickelt worden ist – und wahrscheinlich sind sie die Ursache für das über 200 Millionen teure unfreiwillige Feuerwerk am Weltraumbahnhof Wallops im US-Bundesstaat Virginia vor ein paar Tagen gewesen.
Schubkraftverlust wenige Sekunden nach dem Start
Die Rakete hatte den bis zum Rand mit gut 2,2 Tonnen Nahrung, wissenschaftlichem Material und weiteren Versorgungsgütern vollgepackten Versorgungstransporter Cygnus Ende Oktober zur Raumstation ISS bringen sollen. Weit kam sie nicht: Bereits wenige Sekunden nach dem Start verlor die Rakete an Schubkraft. Es gab eine erste Explosion, eine zweite lösten die Verantwortlichen dann selbst aus, um Schaden durch umherfliegende Trümmer zu vermeiden.
Da der Transporter Cygnus mit seiner Fracht ebenfalls in dem Feuerball verbrannte, entstand ein Schaden von rund 200 Millionen US-Dollar, die Schäden an der Bodenstation noch nicht mitgerechnet. Glück im Unglück: Menschen kamen nicht zu Schaden.
Unglücksursache scheint in 40 Jahre alter Triebwerkstechnologie zu liegen
Zunächst hatte es nur vage Spekulationen über die Explosionsursache gegeben – die Rede war zum Beispiel von Treibstofftanks, die ganz offensichtlich explodiert seien. Nach ersten Untersuchungen der Trümmer und Telemetriedaten der Rakete scheinen sich aber die Vermutungen zu bestätigen, dass die Ursache in den Triebwerken der ersten Stufe lag.
Möglicherweise habe es einen Fehler bei einer Pumpe darin gegeben, erklärte ein Sprecher von Orbital Sciences – Grund genug, über die Umstellung auf neue Triebwerktechnik nachzudenken.
Herber Schlag für Orbital Sciences
Für das Unternehmen ist die Explosion ein herber Schlag: Zwar war der Raumfrachter mitsamt Fracht mit rund 200 Millionen Dollar versichert, aber auch am Boden muss nun einiges repariert werden. Wie lange diese Arbeiten und die genaue Untersuchung der Unfallursache dauern werden, ist trotz erster Ergebnisse noch nicht bekannt. Dem Konkurrenten SpaceX, ebenfalls eine mit Versorgungsflügen für die ISS beauftragte Privatfirma, spielt der Unfall zusätzlich in die Karten.
Das Genick brechen werde der Unfall dem Unternehmen aber nicht, ist sich Orbital-Sciences-Chef Frank Culbertson sicher: „Wir haben das in unserer Branche alle schon erlebt, und wir haben gesehen, wie sich andere Teams davon erholt haben – und das werden wir auch“, sagte er. Der missglückte Versorgungsflug hätte der vierte von insgesamt mindestens elf sein sollen, den die NASA für knapp zwei Milliarden Dollar an das private Unternehmen vergeben hatte.
NASA und ISS-Besatzung bleiben unbeeindruckt
Die NASA gab sich zwar enttäuscht, aber insgesamt wenig beeindruckt von dem Unglück: Es beweise, dass Raumfahrt ein harter Job ist, erklärte William Gerstenmaier von der US-Raumfahrtbehörde. Die sechsköpfige Mannschaft auf der ISS sei trotz des Ausfalls des Versorgungsflugs nicht in Gefahr. Die bleibt ebenfalls entspannt. „Rückschläge passieren nun einmal, wenn man an vorderster Front von neuen Technologien arbeitet“, kommentierte der deutsche Astronaut Alexander Gerst die Explosion.
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