Haven-2 von Vast 14.10.2024, 10:03 Uhr

Potenzieller Nachfolger für die ISS vorgestellt

Vast stellt mit Haven-2 den möglichen Nachfolger der ISS vor. Die Station bietet Platz für 40 Personen und soll für wissenschaftliche und kommerzielle Zwecke genutzt werden.

Vast Haven

So soll die Raumstation einmal aussehen, wenn alle Module miteinander verbunden sind.

Foto: Vast

Die Internationale Raumstation ISS wird voraussichtlich im Jahr 2030 außer Dienst gestellt. Der Wettlauf um einen Nachfolger hat bereits begonnen. Ein vielversprechendes Projekt kommt vom amerikanischen Start-up-Unternehmen Vast, das gerade seine Raumstation Haven-2 vorgestellt hat. Sie könnte die Zukunft der bemannten Raumfahrt prägen und den Übergang in die Ära der kommerziellen Raumstationen einläuten. Im Rahmen des Nasa-Programms „Commercial LEO Destinations“ (CLD) bewirbt sich Vast um den prestigeträchtigen Auftrag, den Nachfolger der ISS zu bauen.

Haven-2: Ein ambitioniertes Projekt für die Raumfahrt-Zukunft

Haven-2, das jüngste Projekt von Vast, ist eine 17 Meter lange und 28 Tonnen schwere Aluminiumröhre, die nach dem Lego-Prinzip um weitere baugleiche Module erweitert werden kann. Die Raumstation soll der Nasa und anderen internationalen Raumfahrtagenturen als Basis für zukünftige Weltraumexpeditionen dienen. Die Station ist zunächst als Nachfolger der ISS konzipiert, bietet aber auch Möglichkeiten für eine langfristige Nutzung durch kommerzielle Partner.

Max Haot, CEO von Vast, betont: „Wir können in Sachen Geschwindigkeit, Kosten und Zuverlässigkeit überzeugen“. Das Ziel des Unternehmens ist klar: Vast will den Zuschlag für den Bau der nächsten Raumstation erhalten, die die dauerhafte Präsenz der USA und ihrer Partner im erdnahen Orbit sichert.

Konkurrenz im Rennen um die ISS-Nachfolge

Vast ist nicht allein in diesem Rennen. Es tritt gegen starke Konkurrenten an, darunter Airbus, das gemeinsam mit der amerikanischen Firma Voyager Space das „Starlab“ entwickelt. Ebenfalls im Wettbewerb sind „Orbital Reef“, ein Projekt von Blue Origin und Sierra Space, sowie die „Axiom Station“ des texanischen Start-ups Axiom.

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Vast, ein noch relativ junges Unternehmen, hat bisher keine direkten Fördermittel von der Nasa erhalten, setzt aber auf eine enge Zusammenarbeit mit der Behörde.

Vast Haven

Ein Modul von Haven-2 ist rund 17 Meter lang.

Foto: Vast

Ein milliardenschweres Investment

Um die Nasa von seinen Fähigkeiten zu überzeugen, geht Vast in Vorleistung. Das Unternehmen plant, schon 2025 das kleinere Modul Haven-1 in den Orbit zu bringen. Dies geschieht auf eigene Kosten, um zu zeigen, dass Vast die nötige Technologie beherrscht. Insgesamt investiert das Unternehmen bis 2026 eine Milliarde Dollar in seine Raumstationsprojekte.

Haven-2, das Hauptmodul, wird 2028 folgen und ist eine erweiterte Version von Haven-1. Mit einer Länge von 17 Metern bietet es doppelt so viel Raum für die Besatzung und verfügt über zwei Docking-Stationen. Wie bereits geschrieben, verfolgt Vast dabei ein modulares Prinzip: Die Station soll im Laufe der Jahre schrittweise erweitert werden.

Kommerzielle Nutzung im Fokus

Neben der wissenschaftlichen Nutzung setzt Vast stark auf kommerzielle Einnahmequellen. Ein bedeutender Teil des Umsatzes soll durch Weltraumtouristen generiert werden. Haot rechnet damit, dass Touristen bis zu 20 % des Umsatzes ausmachen könnten. Die Kosten für einen Aufenthalt im All sind jedoch enorm: Ein Ticket könnte rund 55 Millionen Dollar kosten, ähnlich wie bei SpaceX.

Vasts Vision geht aber noch weiter: Insgesamt sollen bis zu sieben weitere Module und ein großes Kernmodul ins All gebracht werden. Am Ende könnte die Station bis zu 40 Menschen Platz bieten. Besonders interessant ist dabei das Konzept der Rotation der Station, um eine künstliche Schwerkraft zu erzeugen. Diese Schwerkraft soll etwa einem Sechstel der Erdanziehungskraft entsprechen, ähnlich wie auf dem Mond. Dies würde längere Aufenthalte im All ermöglichen, ohne dass die Besatzung unter den negativen Folgen der Schwerelosigkeit leidet.

Innovation für die Wissenschaft und Industrie

Die künftige Station soll nicht nur für die Raumfahrt von Bedeutung sein, sondern auch industrielle und wissenschaftliche Fortschritte ermöglichen. Pharmaunternehmen und Chiphersteller könnten die Schwerelosigkeit nutzen, um neuartige Produkte wie Medikamente oder Halbleiter zu entwickeln. „Das liegt aber fünf, zehn oder gar 20 Jahre in der Zukunft“, räumt Haot ein. Die Station wird so ausgelegt, dass sie auch langfristig kommerzielle Nutzer anziehen kann.

Hinter Vast steht der Kryptomilliardär Jed McCaleb, der als Gründer der Bitcoin-Börse Mt. Gox und der Kryptowährung Ripple bekannt wurde. Mit seiner finanziellen Unterstützung und einem Team von über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern arbeitet Vast intensiv an der Realisierung der Haven-Projekte. McCaleb sieht in der Raumfahrt ein enormes Potenzial für die Zukunft, nicht nur im wissenschaftlichen, sondern auch im wirtschaftlichen Bereich.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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