Raketen-Recycling: Falcon 9 erneut sicher auf Meeresplattform gelandet
„Natürlich liebe ich dich immer noch“: Wer gibt einer Landeplattform einen solchen Namen? Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX. Und es scheint zu helfen: Gestern landete eine Falcon 9-Rakete nach einem Flug ins All sicher auf der Plattform. Das ist der Durchbruch im Raketen-Recycling.
Hinter dem Treueschwur „Of course I still love you“ (Ocisly) der autonomen Landeplattform stecken handfeste materielle Interessen des von Milliardär Elon Musk 2002 gegründeten Unternehmens SpaceX. Die Raketen sollen mehrfach eingesetzt werden, weil dies die Kosten einer Mission ins All deutlich senken würde. Laut Musk kostet der Bau einer Rakete etwa 60 Millionen Dollar, während der Treibstoff für 300.000 Dollar zu haben sei – das ist 200-mal weniger.
Bereits die sechste geglückte Landung
Gestern also landete die erste Stufe der Falcon 9 sicher auf der Meeresplattform Ocisly – eine wesentliche Voraussetzung, um Trägersysteme wiederverwenden zu können. Mit dem geglückten Manöver hat SpaceX eine positive Bilanz zu verzeichnen: Sechs von elf Landemanövern wurden erfolgreich abgeschlossen – die Falcon-9-Raketen funktionierten noch. Vier der sechs erfolgreichen Touchdowns fanden auf der Meeresplattform statt.
Bei der jüngsten und damit achten Mission einer Falcon 9 in diesem Jahr wurde am Wochenende der Satellit JCSAT-16 über der Demokratischen Republik Kongo in 500 km Höhe in den Orbit gebracht.
Im Oktober wird es richtig ernst
Beweisen muss das private Raumfahrtunternehmen jetzt noch, dass die wohlbehalten auf die Erde zurückgekehrten Raketen tatsächlich noch einmal eine Reise ins All verkraften. Im Oktober soll es soweit sein: Dann will SpaceX eine gebrauchte Falcon-9-Rakete noch einmal losschicken.Tests für den ersten Neustart einer gebrauchten Raketenstufe laufen bereits. Dafür benutzt SpaceX die Falcon 9, die im Mai einen Satelliten ins All brachte.
Bisher gab es mit der Stufe drei Testzündungen, die jeweils einem vollständigen Flug in den Orbit entsprechen. Weitere sollen folgen. Getestet wird die Standfestigkeit der Triebwerke, für den echten Neustart wird dann eine andere Stufe genommen – die, die bereits im April eine Mission erfüllte.
Nächste Triebwerkgeneration ist methanbetrieben
Mit der Liebe zu gebrauchten Raketentriebwerken ist es so eine Sache. Jungfräulich sehen sie nicht mehr aus: Im Abgas der Raketentriebwerke befinden sich große Mengen Ruß. Deshalb sehen die Raketen nach der Landung auch ausgesprochen schmutzig aus. Zumindest bei Kerosintriebwerken.
Wegen des kleineren Kohlenstoffanteils erzeugen methanbetriebene Raketentriebwerke deutlich weniger Ruß und sind gleichzeitig etwas effizienter als Kerosintriebwerke. SpaceX hat ein solches Methantriebwerk namens Raptor entwickelt. Der erste Prototyp wurde vor wenigen Tagen an den Teststand gebracht. Dieses Triebwerk soll Großraketen ermöglichen – die Elon Musk für Marsmissionen einsetzen will.
Details zum Raptor-Programm will SpaceX im September veröffentlichen.
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