Russische Proton-Rakete stürzt mit Kommunikationssatelliten ab
Die Serie der russischen Raketenpannen setzt sich fort: In der Nacht zum Freitag verglühte erneut eine russische Proton-Rakete samt Satellit nur neun Minuten nach dem Start über Kasachstan. Diese Panne kostet die russische Weltraumbehörde 150 Millionen Euro. Mit der russischen Sojus-Kapsel wird der deutsche Astronaut Alexander Gerst am 28. Mai ins All fliegen.
Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig: Gerade erst verkündete Russland, dass Ende 2020 die Zusammenarbeit an der Internationalen Raumstation ISS mit den westlichen Staaten enden werde, da ereignete sich erneut eine schwerwiegende Panne in der russischen Raumfahrt.
Nur neun Minuten nach dem Start der russischen Trägerrakete vom Typ Proton vom Weltraumbahnhof Baikonur auf dem Weg ins All kam es in der Nacht zu Freitag zu einem extrem teuren Fehlstart. In einer Höhe von 161 Kilometern setzte eines der Triebwerke aus, erklärte Oleg Ostapenko, Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos. In der dritten Stufe des Antriebssystems soll es zu einer Fehlfunktion gekommen sein, woraufhin die Proton-Rakete vom Kurs abkam, abstürzte und in viele Einzelteile zerbrach. Angeblich seien jedoch nicht alle Teile komplett in der Atmosphäre verglüht, so dass einige davon in China den Boden erreichten.
Schon zum zweiten Mal: 21 Millionen Euro teurer Satellit verloren
Im Auftrag des Unternehmens „Kosmitscheskaja Swjas“ (Kosmische Verbindung) sollte der von der europäischen Airbus-Tochter Astrium gebaute, sechs Tonnen schwere Satellit „Express-AM4P“ ins All gebracht werden, um auch entlegenen Gegenden in Russland eine Internetverbindung zu ermöglichen.
Dafür wurde der 21 Millionen Euro teure Satellit mit 63 Transpondern des C-, Ku-, Ka- und L-Bereiches sowie mit zehn Antennen ausgerüstet, um die Sicherung einer stabilen Abdeckung des gesamten Territoriums Russlands und der GUS-Länder zu gewährleisten. Basis für den Bau war der Eurostar E3000.
Dabei handelte es sich bereits um einen Ersatzsatelliten für den im Jahr 2011 durch einen Proton-Fehlstart verloren gegangenen Satelliten. Insgesamt soll die Mission nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde 150 Millionen Euro gekostet haben. Ein enormer Verlust für Roskosmos. Die Behörde hat nun eine Ermittlungskommission beauftragt, die Gründe für die erneute Panne herausfinden.
Mysteriöse Pannenreihe für die russische Raumfahrt
Die Pannenreihe in der russischen Raumfahrt ist mysteriös: Die seit 1965 eingesetzte Proton-Rakete ist seit 2008 extrem unzuverlässig, wenn es darum geht, Satelliten für Russland ins All zu befördern. Sämtliche andere Missionen hingegen funktionieren einwandfrei für andere ausländische Kunden wie zum Beispiel für den Fernseh-Satellitenbetreiber SES aus Luxemburg, für den die nächste Mission geplant ist.
Verantwortlich für die Abwicklung sämtlicher internationaler Aufträge ist das amerikanisch-russische Gemeinschaftsunternehmen ISL. Bei internationalen Missionen werden vor den Starts immer zusätzliche Qualitäts- und Prüfkontrollen durchgeführt. Sobald jedoch russische Missionen starten, kommt es aus ungeklärten Gründen immer wieder zu Fehlstarts. Aus unterschiedlichen Gründen wie falsch eingebaute Lagesensoren oder das Versagen der Oberstufe misslangen inzwischen sechs Starts.
Alexander Gerst startet am 28. Mai von Baikonur zur ISS
Der nächste Aufsehen erregende Start steht schon kommende Woche auf dem Fahrplan des Weltraumbahnhofes Baikonur: Der deutsche Astronaut Alexander Gerst wird gemeinsam mit zwei Kollegen aus den USA und Russland am 28. Mai um 21:56 MEZ mit einer Sojuskapsel zur ISS starten, wo er sechs Monate in der Schwerelosigkeit verbringen wird.
Ein Beitrag von: