Russland nutzt Syrien als Testfeld für neue Waffen
Für die russischen Streitkräfte wie auch die Wehrtechnische Industrie ist der Eingriff des Landes in die kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien auch eine Gelegenheit neue und verbesserte Waffensysteme unter kriegsechten Bedingungen testen zu können. Das gilt vor allem für die neue russische Cruise Missile, den Marschflugkörper Raduga Kh-101.
Die vom Wehrtechnikunternehmen Raduga entwickelte Cruise Missile Kh-101 ist seit ihrem Eintritt in den Truppendienst beim russischen Militär im Jahr 2013 inzwischen deutlich verbessert worden. Diese Cruise Missile hat ein höchstzulässiges Startgewicht von 2,3 t, von dem 400 kg auf die Nutzlast entfallen. Mit einer konventionellen Nutzlast wird die Cruise Missile als Kh-101 bezeichnet. Bei einer nuklearen Nutzlast firmiert sie als Kh-102.
Neue Kh-101 unterfliegt gegnerisches Radar
Nach israelischen Informationen wird von den Russen im Syrien-Krieg erstmals die neueste Version Kh-101 eingesetzt. Diese Rakete ist 7,45 m lang und hat eine Reichweite von knapp 6000 km. Die von einem Jet-Triebwerk angetriebene Cruise Missile erreicht im Reiseflug eine Geschwindigkeit von 0,77 Mach (1 Mach entspricht der Schallgeschwindigkeit). Sie fliegt also knapp 900 km/h.
Außer einer größeren Reichweite und höheren Geschwindigkeit betrifft die Verbesserung vor allem die Tarnung gegenüber dem feindlichen Radar. Die Kh-101 ist – wie sich in Syrien bisher klar gezeigt hat – in der Lage, das gegnerische Radar zu unterfliegen. Sie nähert sich dabei ihrem Ziel in sehr geringer Höhe über dem Boden.
Ein Uralt-Bomber bringt die Cruise Missile in ihr Zielgebiet
Ebenso wie die amerikanische Bomberflotte ist auch die russische Flotte der so genannten Strategischen Bomber uralt. Die von vier riesigen Turbo-Prop-Triebwerken angetriebene Tupolev Tu-95, auch Bear genannt, flog erstmals 1952, trat 1956 in den Truppendienst und soll nach der derzeitigen russischen Planung bis 2040 im Dienst bleiben.
Nach einigen Abstürzen sind heute noch mehr als 50 der Bear-Bomber im Einsatz. Über Syrien fliegt diese Maschine mit insgesamt acht der Kh-101 Cruise Missiles an Bord. Die Raketen werden dabei unter den Tragflächen auf beiden Seiten des Rumpfes aufgehängt.
Russland testet auch seine Raketenabwehr in Syrien
Als Reaktion auf den bombenbedingten Absturz einer russischen Verkehrsmaschine über dem ägyptischen Sinai haben die russischen Streitkräfte auch andere Waffensysteme in ihren jeweils modernsten Versionen nach Syrien gebracht. Das gilt zum Beispiel für die verbesserte S400 Triumf-Abwehrrakete, die vom Boden gegen Flugzeuge eingesetzt wird. Die Russen haben die erste S400-Batterie in ihrem Stützpunkt Latakia in Syrien stationiert.
Die S400 Rakete hat in ihrer neuesten Version eine Reichweite von rund 400 km. Das Rechenzentrum der Batterie kann gleichzeitig bis zu 300 Flugzeuge in der Luft beobachten. Zugleich ist es möglich, den Abschuss von 30 dieser Flugzeuge automatisch einzuprogrammieren und diese Daten auf dem Laufenden zu halten.
Raketenkreuzer Moskva vor syrischer Küste
Der russische Raketenkreuzer “Moskva” ist derzeit vor der syrischen Küste in der Nähe der Grenze zur Türkei stationiert. Dieses Kriegsschiff verfügt über das verbesserte S300 Raketensystem, das bereits im Syrien-Krieg eingesetzt worden ist. An Bord befinden sich bis zu 64 dieser Raketen. Bei einer Reichweite von 155 km kann die S300 während ihrer Flugbahn eine Höhe von bis zu 25 km erreichen. Damit ist sie für viele Abwehrraketen dann nicht mehr erreichbar. Der Rechner kann gleichzeitig bis zu sechs Ziele einprogrammieren und ständig zwölf Raketen auf diese Ziele ausgerichtet startbereit halten.
Jagdflugzeuge begleiten
Das Vertrauen Russlands in seine neuesten Waffen ist angeschlagen: Seitdem die türkischen Streitkräfte ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen haben, dürfen alle russischen Flugzeuge im Syrien-Konflikt zu ihrer Sicherung nur noch in Begleitung von Jagdflugzeugen fliegen.
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