Mysteriöser Aufsatz 29.09.2020, 14:30 Uhr

Schwarzes Loch im Zentrum der Erde: Wilde Theorie sorgt für Aufsehen

Ein schwarzes Loch im Erdkern? Ein Aufsatz in einer Wissenschaftspublikation sorgt derzeit für Kopfschütteln – und wirft eine grundsätzliche Frage auf.

Ein Schwarzes Loch im Zentrum der Erde? Wohl nicht. Foto: panthermedia.net/Rastan

Ein Schwarzes Loch im Zentrum der Erde? Wohl nicht.

Foto: panthermedia.net/Rastan

„Was zum Teufel“, würde man landläufig sagen. Einige Twitter-Nutzer drücken es auf englisch noch etwas rustikaler aus:

Grund für die Gefühlsausbrüche ist ein vermeintlich wissenschaftlicher Aufsatz, der im vergangenen Jahr im „Open Access Macedonian Journal of Medical Sciences“ erschienen ist, dort zunächst unentdeckt blieb und jetzt für Diskussionen sorgt.

Die bandwurmartige Überschrift der englischsprachigen Abhandlung: „A Black Hole at the Center of Earth Plays the Role of the Biggest System of Telecommunication for Connecting DNAs, Dark DNAs and Molecules of Water on 4+N- Dimensional Manifold“

Schwarzes Loch im Zentrum der Erde – und andere Theorien

Wie? Was? Ein schwarzes Loch im Zentrum der Erde? Ja, tatsächlich wird das in dem Artikel behauptet. Schon zu Beginn heißt es: „Wissenschaftler der Nasa haben kürzlich ein schwarzes Loch im Zentrum der Erde entdeckt.“ Weiter geht es mit kruden Behauptungen, die einen Zusammenhang zwischen eben diesem Loch und der „dunklen DNA“ sehen. Dieser ominöse Erdkern sei verantwortlich für das Magnetfeld der Erde, die Gravitation und die heißen Temperaturen im Innern unseres Planeten – gewürzt wird das alles mit ein paar Begriffen aus der String-Theorie und unverständlichen Grafiken. Oder kurz gesagt: Der Aufsatz klingt nach hanebüchenem Unfug.

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Entsprechend sind auch die Reaktionen vieler Leser des Aufsatzes, die sich über das bizarre Traktat lustig machen. Die Frage ist: Wer oder was steckt dahinter? Wieso konnte ein offenkundig völlig unsinniger Aufsatz in einer echten Wissenschaftspublikation landen?

Sind die Autoren Trolle?

Die Mathematikerin Sarah Rasmussen mutmaßt auf Twitter: Möglicherweise sind die Autoren der Studie das, was man gemeinhin Trolle nennt. Also in diesem Fall Menschen, die bewusst provokante Fake News streuen – aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht um zu zeigen, wie gut oder eben schlecht die Kontrollmechanismen funktionieren, wenn es um eingereichte Beiträge auf Open-Access-Portalen geht. Oder aber um zu prüfen, wie lange es wohl dauert, bis solche wissenschaftlichen Fake News von echten Wissenschaftlern entlarvt werden. Wer weiß: Möglicherweise ist die Verbreitung derartiger Aufsätze eine Art Sozial-Experiment.

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Ein Nutzer stellt die These auf, dass der Artikel gar nicht von echten Menschen, sondern von einer KI geschrieben wurde: Tatsächlich wirkt der Aufsatz teilweise so, als hätte ein Bot wissenschaftlich klingende Buzzwords mehr oder minder willkürlich aneinandergereiht.

Schwarzes Loch im Zentrum der Erde wäre ein Problem

Interessant ist das insofern, als sich daraus ganz neue Fragen über die Verbreitung etwa von Verschwörungstheorien ergeben: Unwahre Behauptungen könnten böswillig mit scheinbar wahrem Unterbau versehen werden, indem man auf vermeintlich seriöse Aufsätze in echten wissenschaftlichen Publikationen verweist. Sollte der bizarre Aufsatz also tatsächlich der Versuch sein, auf mögliche Schwächen bei der Prüfung von wissenschaftlichen Veröffentlichungen hinzuweisen, muss man sagen: Ziel erfüllt.

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Sollte sich am Ende herausstellen, dass der Aufsatz ernst gemeint ist und sich tatsächlich ein Schwarzes Loch im Zentrum der Erde befindet – nun, dann haben wir ganz andere Probleme …

Tatsächlich ist noch nicht klar, wer wirklich hinter der merkwürdigen Abhandlung steckt, zunächst hatten vor allem englischsprachige Portale wie etwa „Futurism“ darüber berichtet.

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Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

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