Schweizer Unternehmen bringt Satelliten ohne Raketen ins All
Ab 2017 wollen Schweizer Weltraumpioniere Satelliten ins All befördern – für ein Viertel der bisherigen Kosten. Das neugegründete Schweizer Raumfahrtunternehmen Swiss Space Systems, kurz S3, will dabei von ganz normalen Flughäfen starten.
Eine Vierteltonne, 250 Kilogramm, soviel darf ein Satellit auf die Waage bringen, damit ihn das neugegründete Schweizer S3 in eine Umlaufbahn um die Erde befördern kann. Der besondere Clou an der Weltraum-Innovation aus der Schweiz: Es braucht kein Cape Canaveral mehr, ein simpler Flughafen wie der Airport in Genf oder Zürich oder auch der von Payerne genügen. Payerne ist der Hauptort des Distrikts Broye-Vully im Kanton Waadt in der Schweiz und hat um die 9000 Einwohner. Von dort sollen in wenigen Jahren Flugzeuge der Modellreihe A300 in den Himmel abheben, huckepack obendrauf ein Shuttle. Und der Shuttle birgt in seinem Inneren einen Satelliten, der in seine Umlaufbahn im All befördert werden soll.
Bau eines Spaceports wird 41 Millionen Euro kosten
Es ist noch etwas Denkarbeit nötig, bis der derzeit winzige Militär-Flughafen so umgerüstet ist, das ein A300 dort starten kann. 50 Millionen Schweizer Franken, also knapp 41 Millionen Euro, will S3 in den Spaceport auf dem Aeropole von Payerne investieren. Schon im kommenden Jahr sollen erste Testflüge laufen, 2015 der Flughafen als Spaceport offiziell starten.
Ein Jahr später wollen die Macher ihr Shuttle bauen. 2017 sind die ersten Testflüge mit den Shuttles geplant, die auch schon Satelliten an Bord haben sollen. Firmengründer Pascal Jaussi ist optimistisch, dass das ehrgeizige Projekt gelingt. „Unser Lancierungsprogramm profitiert von wegweisenden Partnerschaften zwischen Akteuren der Raumfahrt wie der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Dessault Aviation, dem Von Karman Institute und Sonaca und ihren bereits vorhandenen und zertifizierten Technologien.“
Die Kombination bestehender Technologien senkt den Preis
Der Trick der pfiffigen Schweizer ist eine Kombination bestehender und ausgereifter Technologien. So ist eine A300 ohnehin für Schwerelosigkeitsflüge zertifiziert. In der Sollhöhe von 10 000 Metern löst sich die Shuttle-Drone, um auf 80 Kilometer Höhe zu steigen. Dort wird der Satellit ausgeklinkt und steigt auf in seine Umlaufbahn in 200 Kilometern Höhe. Der Riesenvorteil dieser geschickten Kombination ist das Prinzip der Wiederverwertbarkeit: Nachdem der A300 den Shuttle oben abgesetzt hat, landet der Flieger wieder auf dem Spaceport, genauso verfährt der Shuttle. S3 ist sich sicher, durch dieses Prinzip der Wiederverwertung einen Satellitentransport für 10 Millionen Schweizer Franken (8,2 Millionen Euro) realisieren zu können. Mithin etwa viermal günstiger als der gängige Markpreis.
S3 möchte das Weltall demokratisieren
Ein weiterer großer Vorteil ist die Möglichkeit, an mehreren Stellen den Transportvorgang unterbrechen zu können, wenn Probleme auftauchen sollten. Das ist bei einem konventionellen Raketenstart nach der Zündung der Triebwerke nicht mehr möglich. Die Kombination all dieser Komponenten – Flughafen statt Cape Canaveral, Wiederverwertung der Trägersysteme, hohe Sicherheit – ermöglicht diesen Preisrutsch.
S3 spricht dabei vollmundig von „Demokratisierung des Alls“. 8,2 Millionen Euro kostet es, einen Klein-Satelliten ins All zu befördern. Damit könnte das S3-System künftig auch Ländern und Forschungsinstituten den Start von Satelliten erlauben, die sich das bislang nicht leisten konnten.
Kostendämpfend wirkt für S3 auch die umfassende Kooperation mit erfahrenen Partnern wie der ESA oder dem Von Karman Institute. „Das Budget beläuft sich auf 250 Millionen Franken. Hätte man bei Null beginnen müssen, wären mehrere Milliarden nötig gewesen“, so das Unternehmen. Die Schweizer Weltraumpioniere setzen stark auf Wachstum und wollen bis zum Jahresende ihren kleinen Mitarbeiterstab von 25 verdoppeln. Das kleine Schweizer Unternehmen mit der Vision das Weltall zu demokratisieren, stößt international auf großes Interesse.
Länder wie Malaysia und Marokko kooperieren mit den Schweizern
Malaysia und Marokko haben bereits eine Partnerschaft mit den Schweizern angekündigt. Sie wollen ihrerseits einen Spaceport bauen. Sie brauchen dafür ja nicht viel mehr, als einen Flughafen, von dem eine A300 abheben kann.
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