Sex-Geckos haben Experiment im All nicht überlebt
Keine gute Nachricht erwartete die Wissenschaftler, als sie am 1. September die heimgekehrte Raumkapsel Foton-M4 öffneten: Alle Geckos sind auf ihrer Weltraumreise gestorben. Die Forscher wollten eigentlich das Paarungsverhalten der Tiere in der Schwerelosigkeit untersuchen, stehen jetzt aber vor dem Rätsel der Todesursache.
Der russische Satellit war nach anderthalb Monaten im All auf die Erde zurückgekehrt und im Gebiet Orenburg am Ural nahe der kasachischen Grenze gelandet. Die kugelförmige Kapsel mit einem Durchmesser von 2,5 Metern hatte rund zwei Dutzend wissenschaftliche Experimente an Bord – darunter auch lebende Tiere. Wie sich zeigte, waren alle fünf Geckos während der Reise im All ums Leben gekommen.
Probleme mit Funkverkehr und Umlaufbahn
Eigentlich hatten die Wissenschaftler das Paarungsverhalten der Geckos in der Schwerelosigkeit untersuchen wollen und hatten gehofft, dass sich die Sex-Geckos, wie die Reptilien bald genannt wurden, vermehren würden. Aber dann gab es Probleme – wenige Tage nach dem Start am 19. Juli. Die Bodenstation hatte die Kontrolle über den Forschungssatelliten verloren und konnte Foton-M4 nicht mehr steuern. Die Daten des Satelliten wurden zwar weiterhin empfangen, aber die Kommandos von der Erde blieben ungehört.
Die Funkverbindung konnte zwar einige Tage später wieder aufgenommen werden, allerdings erreichte der Forschungssatellit nicht die geplante, kreisförmige Umlaufbahn in etwa 550 Kilometer Höhe. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Experimente im Innern der Kapsel aber bereits begonnen. Ein erneutes Zünden der Raketenantriebe hätte den Versuchsablauf erheblich gestört, so dass die Mission schließlich auf einer niedrigeren, elliptischen Erdumlaufbahn fortgeführt wurde.
Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos und das russische Raumfahrtunternehmen TsSKB-Progress entschieden sich daraufhin dafür, die Rückkehr der Foton-M4 um zwei Wochen vorzuverlegen. Warum genau die Geckos den Flug nicht überlebt haben, wird derzeit untersucht, eventuell sind die Tiere erfroren. Nach ersten Aussagen der Wissenschaftler des russischen Institutes für medizinisch-biologische Probleme, die den Gecko-Versuch leiteten, sind die Reptilien seit mindestens einer Woche tot. Die genaue Todesursache soll nun von einer Kommission ermittelt werden.
Die Fruchtfliegen haben sich prächtig entwickelt
Trotz des Verlustes der Geckos und der Kommunikationsprobleme kann die Mission aber nicht als komplette Pleite gewertet werden. Was die wissenschaftliche Auswertung der insgesamt 22 Experimente genau ergeben wird, muss sich noch zeigen. Außer den Geckos gab es noch weitere biologische Experimente in der Raumkapsel, beteiligt waren Seidenraupeneier, getrocknete Samen, Fruchtfliegen und Pilze. Zumindest die Fruchtfliegen, das meldete die russische Nachrichtenagentur RIA, seien in perfektem Zustand und hätten sich vermehrt. Jetzt gehen die einzelnen Versuche zurück an die Institute zur Auswertung, darunter auch ein Experiment zur Züchtung von Kristallen von Freiburger Halbleiter-Forschern.
Der Flug der M4 wird voraussichtlich der Letzte im Rahmen des Foton-Programms gewesen sein. Der erste Flug in dieser Serie war 1985 gestartet, gefolgt von weiteren Missionen 2005 und 2007. Jetzt arbeitet Russland an einem neuen System, bei dem der Satellit länger im All bleiben und sich direkt mit der Internationalen Raumstation ISS austauschen soll.
Die russische Akademie der Wissenschaften hat inzwischen künftige Versuche mit Reptilien im All ausgeschlossen, wie die Agentur Interfax in Moskau meldete. „Wir werden sie nicht mehr verwenden, da technische Probleme bei solchen Forschungsflügen nie auszuschließen sind“, sagte der Biologe Sergej Saweljew.
Ein Beitrag von: