Shuttle-Service ins All mit dem Dream Chaser
Der Dream Chaser, den das amerikanische Unternehmen SNC derzeit baut, ist der erste wiederverwendbare Raumgleiter, der auf jedem normalen Flughafen landen kann. Er kann als Forschungsplattform dienen, Personen und Fracht ins All bringen und an die ISS andocken. Auch Deutschland beteiligt sich an der Entwicklung des Traumjägers.
Als die Sierra Nevada Corporation (SNC) im September letzten Jahres bei der Auftragsvergabe für private Transportflüge zur Internationalen Raumstation leer ausging, war die Enttäuschung beim amerikanischen Technologieunternehmen groß. Im Endspurt um den milliardenschweren Transportvertrag mit der NASA ging der Zuschlag an Boeing und SpaceX und der Weltraumgleiter Dream Chaser blieb außen vor.
Aber die SNC will den Traumjäger trotzdem bauen und setzt dabei auf ein Dream Team: Neben den NASA-Zentren, den Weltraumagenturen aus Japan und Europa JAXA und ESA, sind auch Siemens mit einer Software und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR mit von der Partie. DLR-Chef Jan Wörner unterzeichnete in der vergangenen Woche einen Kooperationsvertrag, der das bestehende Abkommen mit SNC bis 2017 verlängert.
Dream Chaser kann mit und ohne Crew fliegen
„Wir sind uns des besonderen Werts des Dream Chaser insbesondere zur Versorgung von Satelliten in erdnaher Umlaufbahn bewusst und freuen uns auf die gemeinsame Erkundung neuer Einsatzmöglichkeiten“, sagte Wörner. „Die Vielseitigkeit des Dream Chaser – ob bemannt oder unbemannt – eröffnet ein breites Anwendungsspektrum. So könnte der Raumgleiter beispielsweise für den Transport von Fracht und Astronauten oder zum aktiven Entfernen von Weltraumschrott aus der Umlaufbahn genutzt werden.“
In der Tat gehört der Dream Chaser, wenn er die Erwartungen erfüllt, zur nächsten Generation von Weltraumgleitern, die dadurch punkten, dass sie flexibel, preiswert und wiederverwendbar sind. Ausgangspunkt für die Konstruktion des neuen Traumjägers war der NASA Raumgleiter HL-20, der einst als Rettungsmodul für die ISS vorgesehen war. Das Ergebnis ist nun ein Raumfahrzeug, das 25 Mal oder öfter wiederverwendet werden kann. Fliegen kann der Dream Chaser mit, aber auch komplett ohne Crew.
Bessere Flugeigenschaften als der „fliegende Ziegelstein“ Space Shuttle
Der Start des neuen Raumgleiters in eine erdnahe Umlaufbahn erfolgt auf der Spitze der Trägerrakete Atlas V. Im All kann das Raumfahrzeug die unterschiedlichsten Aufgaben übernehmen und zum Beispiel als unabhängige Forschungsplattform eingesetzt werden. Oder Satelliten stationieren, einfangen, reparieren, ersetzen, montieren oder betanken. Auch an die ISS könnte der Raumgleiter andocken und sowohl Personen als auch Fracht liefern oder abholen. Bis zu sieben Astronauten haben in dem Raumgleiter Platz.
Das ist genauso viel, wie das Space Shuttle transportieren kann. Dabei ist der Dream Chaser deutlich kleiner, denn der Transport großer Nutzlasten, wie sie für den Bau der Raumstation erforderlich waren, sind seit der Fertigstellung der ISS 2011 nicht mehr nötig. Gegenüber dem Space Shuttle hat der Dream Chaser noch weitere deutliche Vorteile. Während das große Shuttle wegen seiner Flugeigenschaften auch als „fliegender Ziegelstein“ bezeichnet wird, ist der kleine neue Raumgleiter deutlich aerodynamischer.
Dream Chaser kann auf jedem normalen Verkehrsflughafen landen
Das ist vor allem seinem Rumpf zu verdanken, der als Lifting Body konstruiert wurde. Das heißt, der Auftrieb wird nicht allein durch die Tragflächen, sondern wesentlich durch einen speziell geformten Rumpf erzeugt. Das bringt neben höherer Stabilität auch Kostenersparnis bei der Herstellung. Außerdem kann der Dream Chaser nach beendeter Mission auf jedem normalen Verkehrsflughafen der Welt landen, weil er keine giftigen Treibstoffe an Bord hat. Auch die Belastungen für Mensch und Fracht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre sind beim Dream Chaser mit einer g-Kraft von rund 1,5 deutlich geringer als bei anderen Flügen. Zum Vergleich: Alexander Gerst musste bei seiner Rückkehr von der ISS eine Belastung von 5g ertragen.
Innerhalb von maximal zwei Monaten soll der Dream Chaser, so SNC, nach beendeter Mission wieder einsatzbereit sein. Für dieses Jahr plant SNC die ersten Flüge mit Pilot, aber noch in der Erdatmosphäre. Dann sollen Ende nächsten Jahres unbemannte Testflüge im erdnahen Orbit folgen und 2017 stehen die ersten bemannten Flüge in der Umlaufbahn an.
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