Neuentdeckung 29.01.2025, 10:45 Uhr

Sind wir allein im Universum? Neue Supererde soll Antworten liefern

Gibt es noch weiteres Leben im Universum außer auf der Erde? Bei der Beantwortung der Frage könnte ein neu entdeckter Exoplanet helfen.

Supererde

Dieses Bild zeigt die bewohnbare Zone um den Stern HD 20794 (in grün) und die Umlaufbahnen der drei Planeten des Systems.

Foto: Gabriel Pérez Díaz, SMM (IAC)

Die Frage nach außerirdischem Leben beschäftigt die Menschheit seit Jahrhunderten. Erst seit wenigen Jahrzehnten liefert die Wissenschaft fundierte Erkenntnisse, die eine Beantwortung dieser Frage näher rücken lassen. Eine neue Entdeckung bringt nun frischen Wind in die Debatte: Die Supererde HD 20794 d. Sie könnte entscheidende Hinweise auf die Existenz von Leben jenseits unseres Planeten liefern.

Die Suche nach Exoplaneten

Seit der Entdeckung des ersten Exoplaneten im Jahr 1995 haben Forschende weltweit mehr als 7.000 solcher fremden Welten identifiziert. Die wissenschaftliche Gemeinschaft geht mittlerweile davon aus, dass nahezu jeder Stern in unserer Galaxie von Planeten umkreist wird. Der Fokus liegt heute nicht nur darauf, neue Exoplaneten zu finden, sondern vor allem darauf, jene zu untersuchen, die interessante Eigenschaften für die Suche nach Leben aufweisen.

HD 20794 d, ein neu entdeckter Planet, könnte genau das bieten. Ein internationales Forschungsteam, dem auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Genf (UNIGE) und des Nationalen Forschungsschwerpunkts PlanetS angehören, hat ihn identifiziert. Diese Entdeckung basiert auf Beobachtungen, die über zwei Jahrzehnte mit den besten Teleskopen der Welt gesammelt wurden.

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Lesen sie dazu: Exoplaneten: Die Suche nach der zweiten Erde

Plato soll bei der Suche helfen

Am 29. Januar 2025 unterzeichnete die Esa einen Startvertrag für die Mission Plato (PLAnetary Transits and Oscillations of stars). Plato soll Ende 2026 mit einer Ariane 6 vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana abheben und in eine Umlaufbahn um den Lagrange-Punkt L2 gebracht werden, 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.

Ziel der Mission ist die Entdeckung und Untersuchung von Exoplaneten, insbesondere erdähnlicher Gesteinsplaneten in der bewohnbaren Zone um sonnenähnliche Sterne. Mit 26 Kameras wird Plato mehr als 200.000 Sterne analysieren und mithilfe der Transitmethode nach Planeten suchen, die eventuell Leben beherbergen.

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Ein Planet in der bewohnbaren Zone

Zurück zum HD 20794 d. Der Exoplanet gehört zur Kategorie der Supererden. Das bedeutet, dass er größer als unser Heimatplanet ist, aber vermutlich eine feste Oberfläche besitzt. Der Planet ist Teil eines Systems mit insgesamt drei Planeten und umkreist einen sonnenähnlichen Stern, der nur 19,7 Lichtjahre entfernt liegt. In astronomischen Maßstäben ist das eine geringe Distanz, was die Erforschung erleichtert.

Besonders spannend ist die Position des Planeten innerhalb der sogenannten bewohnbaren Zone. Das ist jener Bereich um einen Stern, in dem Temperaturen herrschen, die flüssiges Wasser möglich machen – eine essenzielle Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen. „HD 20794, um den der Planet kreist, ist kein gewöhnlicher Stern“, erklärt Xavier Dumusque von der UNIGE. „Seine Leuchtkraft und Nähe machen ihn zu einem idealen Kandidaten für zukünftige Teleskope.“

Eine außergewöhnliche Umlaufbahn

Im Gegensatz zu Erde oder Mars bewegt sich HD 20794 d nicht auf einer nahezu kreisförmigen Bahn, sondern auf einer exzentrischen, also stark elliptischen Flugbahn. Dadurch pendelt der Planet zwischen dem inneren und äußeren Rand der bewohnbaren Zone seines Sterns. Wenn es dort Wasser gibt, könnte es periodisch zwischen festem und flüssigem Zustand wechseln. Das würde bedeuten, dass auf diesem Planeten zumindest zeitweise lebensfreundliche Bedingungen herrschen könnten.

Jahrzehntelange Forschung

Die Entdeckung dieses Exoplaneten war ein anspruchsvoller Prozess. Forschende analysierten über zwanzig Jahre hinweg Daten, die mit hochmodernen Instrumenten wie ESPRESSO und HARPS gewonnen wurden. Ein besonderes Hilfsmittel war dabei der Algorithmus YARARA, der an der Universität Genf entwickelt wurde.

„Wir haben die Daten jahrelang analysiert und dabei systematisch Störquellen eliminiert“, erklärt Michael Cretignier, Postdoktorand an der Universität Oxford. Erst dieser akribische Prozess ermöglichte es, die Signale des Planeten zu identifizieren.

Ein Fenster in die Zukunft

Die Entdeckung von HD 20794 d bietet Forschenden eine einzigartige Gelegenheit, ihre Theorien zur Bewohnbarkeit von Planeten zu testen. Dank der geringen Distanz zu seinem Stern eignet sich das System hervorragend für weitere Untersuchungen. Künftige Instrumente wie der ANDES-Spektrograph des Extremely Large Telescope (ELT) der ESO sollen dabei helfen, die Atmosphäre des Planeten zu analysieren und nach möglichen Biomarkern zu suchen.

Das Centre for Life in the Universe (CVU) an der UNIGE plant bereits weitergehende Forschungen, um die möglichen Lebensbedingungen auf HD 20794 d genauer zu untersuchen. Noch sind viele Fragen offen, doch dieser Exoplanet könnte ein Meilenstein auf dem Weg zur Beantwortung der uralten Frage sein: Sind wir allein im Universum?

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Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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