So trinkt man Whisky in der Schwerelosigkeit
Der Whiskyhersteller Ballantine’s hat ein Glas entwickelt, mit dem man in der Schwerelosigkeit problemlos und genussvoll Whisky trinken kann. Ganz ohne Strohhalm. Möglich macht das ein Trick im Inneren.
Ein edler Alukoffer wird sanft geöffnet. Darin eine weich gebettete Flasche und ein Glas. Nein, es ist kein jahrhundertealter Wein, sondern ein Whisky der eher preiswerteren Sorte. Worauf es ankommt, ist das Glas. Das hat sich die Firma Ballantine’s, die den nach eigenen Angaben meistverkauften Whisky Europas herstellt, zusammen mit dem Entwicklerforum Open Space Agency ausgedacht.
Ein Glas, aus dem man nicht nur technisch sauber, sondern auch stilvoll trinken kann, auch wenn die Erdanziehung fehlt. Astronauten auf der ISS dürfen zwar gar keinen Alkohol trinken, aber wenn sie dürften, dann könnten sie bald. Dass die Sache funktioniert, haben die Erfinder sogar im Zarm-Fallturm in Bremen getestet, der neun Sekunden lang Schwerelosigkeit ermöglicht.
Magnete und ein goldenes Mundstück
Hauptverantwortlich für das Projekt ist James Parr von der Open Space Agency. Er hat ein Glas entworfen, das nicht aus Glas besteht, sondern aus Kunststoff und Roségold. Zwei Dinge sind dabei entscheidend: Erstens ist im Fuß ein recht starker Magnet untergebracht, der für sicheren Stand beispielsweise auf einem Mondkraterrand oder auf dem Balkon der ISS sorgt.
Zweitens schwebt der Whiskey, nachdem man ihn über ein Bodenventil eingefüllt hat, in einer transparenten geschlossenen Kammer. Der Astronaut kann ihn durch ein Ventil ansaugen. Er fließt durch eine Röhre in der Wand und erreicht über ein kleines, ebenfalls aus Gold gefertigtes Mundstück den Mund. Für die Verbindung von Ventil und Flasche wird ein spaciger Adapter gleich mitgeliefert.
Chefmischer Sandy Hyslop hat für den Praxiseinsatz im Weltall natürlich auch einen eigenen Whisky kreiert, der intensiver schmecken soll, weil die Geschmackssinne in der Schwerelosigkeit weniger empfindlich sind. Cremige Vanille, duftende Clementine und sogar knuspriges Toffees soll man darin schmecken und riechen können. Gold wird für das Glas benutzt, weil es das Aroma des Getränks nicht beeinflusst.
Zuwachs für die ISS-Minibar?
Das könnte also heißen, dass die Minibar auf der ISS bald Zuwachs bekommt: Erst Anfang August hatte ein japanischer Hersteller Whisky auf die Raumstation bringen lassen, um ein Jahr lang zu testen, wie er in der Schwerelosigkeit reift. Ob das Ballantine‘s-Glas allerdings jemals den Weltraum erreicht, ist offen. Das Unternehmen, das zum Schnapskonzern Pernod Ricard gehört, will jetzt erstmal Wege finden, wie man es auf der Erde vermarkten kann.
Vielleicht werden sich die Astronauten auf der Raumstation das Glas ja selbst herstellen, denn es lässt sich im 3D-Drucker produzieren, und einen solchen haben sie ja.
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