Sonnensegler Solar Impulse 2 nachts über New York
Er war überwältigt: André Borschberg, der im Wechsel mit Bertrand Piccard im Solarflieger Solar Impulse 2 die Welt umrundet, umkreiste die Freiheitsstatue in New York. Es war der Schlusspunkt der US-Etappe. Jetzt liegt die Überquerung des Atlantiks vor den Piloten.
„Es ist unglaublich“, schwärmte Borschberg – als er am Wochenende glückselig die Freiheitsstatue in New York mit dem kleinen Flieger umrundete. „Traumhaft.“ Borschberg war mit dem Solarflieger am Freitagabend vom Lehigh-Valley-Flugplatz in Pennsylvania zur 14. Etappe der Weltumrundung aufgebrochen. Er landete nach fünf Stunden sicher am Kennedy-Airport in New York. Die Stadt sei für ihn „Symbol der unternehmerischen Freiheit, der Freiheit zur Erneuerung“, schwelgte der Schweizer.
Solar Impulse 2 seit März 2015 unterwegs um die Welt
Und diese Freiheit, die nehmen sich Borschberg und Piccard mit ihrer Mission eben auch heraus: Ziel ihrer Weltumrundung mit der Solar Impulse 2 ist es, für Mobilität mit Sonnenenergie zu werben. Allein mit der Kraft, die 17.000 Solarzellen liefern, wollen die beiden Pioniere die Welt umrunden – 35.000 km in der Luft zurücklegen.
Dafür nehmen sie Risiken auf sich und opfern der Idee jede Menge Zeit. Im Durchschnitt haben sie 48 km/h zurückgelegt, bei starker Sonneneinstrahlung sind knapp 100 km/h drin. Nachts – wie jetzt beim Flug nach New York – wird die in Batterien gespeicherte Energie genutzt. Seit über einem Jahr sind die Schweizer unterwegs: Gestartet sind sie am 9. März 2015 in Abu Dhabi.
Rekorde und Rückschläge
Borschberg hat auf seinem Flug über den Pazifik im Juli 2015 sogar zwei Weltrekorde geknackt: Mit 80 Stunden Flugzeit ohne Pause hat er den bisherigen Langzeitrekord von Steve Fossett eingestellt, der 76 Stunden ununterbrochen geflogen war. Zudem hat noch nie ein solar betriebenes Flugzeug eine längere Strecke zurückgelegt.
Doch dann kam ein herber Rückschlag, eine Zwangspause: Die Reparatur der auf der Etappe nach Hawaii überhitzten Batterien dauerte zu lange, um die Reise 2015 fortsetzen zu können. Und so vergingen neun Monate, bis die bislang gefährlichsten Etappe der Weltumrundung von Hawaii nach Kalifornien über den Pazifik zurückgelegt werden konnte.
Dabei musste Piccard als Pilot 62 Stunden lang ohne echten Schlaf im sehr engen Cockpit auskommen. Zum Vergleich: Für die 4300 km benötigt eine Passagiermaschine fünf bis sechs Stunden.
Jetzt geht es Richtung Europa
In Amerika haben die beiden Abenteurer die Herzen der Bürger gewonnen. Nach Angaben des Solar-Impulse-Teams haben vier Millionen die Live-Berichterstattung auf solarimpulse.com verfolgt. 18 Millionen Leute wurden über Facebook erreicht, mehr als 20.000 Menschen haben den Sonnensegler live gesehen.
Soviel Aufmerksamkeit spornt Piccard und Borschberg an, nun die Überquerung des Atlantiks nach Europa anzupacken. Es ist die vorletzte Etappe der Weltumrundung. Diesmal wird wieder Piccard am Steuerknüppel sitzen. Fünf bis sechs Tage gutes Wetter braucht er für die Passage nach Europa. Abhängig vom Wind soll die Impulse 2 in Irland, Frankreich, Spanien, Portugal oder im nordafrikanischen Marokko landen. Von dort geht es an die Mittelmeerküste und dann zum Startort Abu Dhabi.
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