Zwei Antriebe erfolgreich zurückgekehrt 08.02.2018, 12:53 Uhr

SpaceX-Rakete Falcon Heavy bringt roten Tesla ins All

Der neueste Coup des Raumfahrtunternehmers Elon Musk heißt „Falcon Heavy“. Und das ist die zurzeit leistungsstärkste Rakete. Für zusätzliche Aufmerksamkeit bei ihrem Testflug von Cape Canaveral aus sorgte die Fracht: ein rot lackierter Sportwagen der Marke Tesla, der nun durchs All gleitet. Ingenieure dürfte aber mehr noch der gelungene Start und die Rückkehr mit Landung von zwei der drei Raketenstufen beeindrucken.

SpaceX hat auf einem Testflug mit der derzeit leistungsstärksten Rakete einen Tesla ins All befördert.

Foto: SpaceX/flickr

"Don´t panic" ist wohl auch das Motto von Elon Musk.

Foto: SpaceX/flickr

Die Falcon Heavy vor ihrem Start in Cape Canaveral.
Die Falcon Heavy hebt ab.

Foto: SpaceX/flickr

Erfolgreicher Start der Falcon Heavy.

Foto: SpaceX/flickr

Der rote Tesla hat Botschaften für Aliens an Bord.

Foto: SpaceX/flickr

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Der Astronaut, der im Raumanzug am Steuer eines in kräftigem Rot lackierten Tesla-Cabrios sitzt und derzeit in Richtung Mars unterwegs ist, heißt Starman. Der Name ist allerdings in keiner Astronauten-Crew zu finden, denn Starman ist nur ein Dummy. Vor ihm, auf dem Armaturenbrett steht „Don’t Panic“ – eine Anspielung auf Douglas Adams Kultbuch „Per Anhalter durch die Galaxis“ – und diesen Spruch wird sich auch Elon Musk, der Mastermind hinter dem jüngsten Erfolg in der Geschichte der privaten Raumfahrt des Öfteren zu Herzen genommen haben. Musk, 46-jähriger Chef der E-Automarke Tesla sowie des Raumfahrtunternehmens SpaceX will hoch hinaus – und das gelingt nicht immer auf Anhieb.

Zum Start erklang David Bowies „Space Oddity“

Viele Rückschläge hat es gegeben, aber Musk ist ein Visionär und die Option einfach aufzugeben hat der Multimilliardär nicht im Repertoire. Seine Beharrlichkeit hat ihm jetzt einen großartigen Erfolg eingebracht. Am 6. Februar startete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida die Schwerlastrakete „Falcon Heavy“ zu einem Testflug, mitsamt dem Roadster von Tesla in der Spitze. Die 70 m hohe Rakete mit 1.420 t Startgewicht ist die derzeit weltweit schubstärkste Schwerlastrakete. Zum Start erklang „Space Oddity“ von David Bowie.

Die Anspannung vor dem Start war extrem: Musk sagte in einer anschließenden Pressekonferenz, er habe sich die schlimmsten Szenarien ausgemalt. „Ich hatte das Bild einer riesigen Explosion auf der Startrampe im Kopf. Mit einem Rad, das die Straße entlanghüpft und einem Tesla-Logo, das irgendwo aufschlägt. Aber das ist zum Glück nicht passiert.“ Unter dem Jubel der SpaceX-Mitarbeiter hob die Falcon Heavy mit gut zweistündiger Verspätung – der Wind spielte zunächst nicht mit – vom Startplatz ab und von da an verlief fast alles nach Drehbuch. Fast, denn letztendlich klappte die geplante Rückkehr der Antriebe nicht komplett.

Zwei der drei Antriebe kehrten zurück und landeten erfolgreich

Ein wesentliches Merkmal im unternehmerischen Plan von Musk ist die Wiederverwertung der Raketenstufen. Eine Art von Recycling, das, wenn es gelingt, ungeheure Kosten spart. Auch hier weiß Musk durch zahlreiche Versuche, was es heißt, Rückschläge wegstecken zu müssen. Aber inzwischen klappt es regelmäßig, dass die Raketen zur Erde zurückkehren und dort unbeschadet landen.

So auch bei Falcon Heavy. Die beiden Seitenbooster der Rakete kamen retour und setzten kurz nacheinander in Florida an Land auf. Für den dritten, den zentralen Antrieb, war die deutlich schwierigere Landung auf einer Plattform im Atlantik, rund 340 km vor Floridas Küste, vorgesehen. Das scheiterte spektakulär, der Booster prallte mit rund 500 km/h auf die Wasseroberfläche, explodierte etwa 100 m vom Schiff entfernt und zerstörte dabei zwei Motoren des Landeschiffs. Es ist die erste fehlgeschlagene Landung einer SpaceX-Rakete seit langer Zeit.

Entwicklung von Falcon Heavy war schwieriger als gedacht

Die neue Schwerlastrakete Falcon Heavy, die auf der erprobten Falcon 9-Rakete aufbaut, besitzt statt einem drei Antriebe in der ersten Stufe. Die Entwicklung der Schwerlastrakete, die dafür gedacht ist, Astronauten nicht nur in erdnahe Orbits sondern tiefer ins All zu bringen, war weitaus schwieriger als Musk zunächst angenommen hatte. Er habe wenigstens drei Mal kurz davor gestanden, das Programm zu stoppen, sagte er. Rund eine halbe Milliarde Dollar soll der Spaß gekostet haben. Was sich langfristig gesehen auszahlen könnte. Sobald das Landeverfahren zuverlässig funktioniert, kann die Falcon Heavy ähnlich gut wiederverwendet werden wie die Falcon 9. Ein Start der Schwerlastrakete würde dann rund 90 Mio. Dollar kosten, während ein Start der Falcon 9 bei 60 Mio. Dollar liegt.

Musk: „Wir wollen ein Rennen in den Weltraum“

Bei alldem scheut Elon Musk die Konkurrenz nicht, ja fordert sie geradezu heraus. „Wenn SpaceX diese Entwicklung mit eigenen Mitteln schafft, dann sollte das andere Firmen veranlassen, ambitioniertere Ziele zu verfolgen. Wir wollen ein Rennen in den Weltraum“, sagte er auf der Pressekonferenz. Der Tesla-Roadster, dessen Batterien nach zwölf Stunden leer waren, fliegt derweil durch die Weiten des Weltraums. An Bord hat er nicht nur eine Plakette mit den Namen aller 6.000 SpaceX-Mitarbeiter sondern auch eine digitale Datenbank mit dem Wissen der Menschheit. Auf Elektronikbauteilen steht: „Gefertigt auf der Erde von Menschen“. „Vielleicht finden ihn eines Tages ein paar Aliens und wundern sich“, scherzte Musk.

Im Geiste ist der umtriebige Unternehmer wohl schon beim nächsten Projekt von SpaceX. Geplant ist die Entwicklung der BFR-Rakete. Sie wäre zugleich ein Raumschiff, das aus eigener Kraft in den Orbit fliegen könnte und, dank der Hitzeschutzschilde, auch wieder zurückkehren und wiederverwendet werden könnte. Die Abkürzung BFR steht für Big Falcon Rocket, auch bekannt als „Big Fucking Rocket“.

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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