SpaceX-Rakete landet punktgenau auf Plattform im Meer
Dem privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX ist die sichere Rückkehr und Landung einer Rakete auf einer Plattform im Meer gelungen. Diese erste geglückte Punktlandung im Atlantik könnte eine neue Ära in der Raumfahrt einläuten: die Wiederverwertung von Raketen.
Nach vier Fehlversuchen im Meer, die allesamt in Explosionen endeten, hat es nun beim fünften Anlauf endlich geklappt. Nachdem die Falcon-9-Rakete am vergangenen Freitag planmäßig vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida gestartet war, kehrte die erste Stufe nach gut acht Minuten Flugzeit zurück. Rund 300 km vom Startplatz entfernt setzte sie auf einer unbemannten und schwankenden Plattform im Meer beinahe sanft auf.
Obama gratulierte per Twitter
„Die erste Stufe ist gelandet und wir sind natürlich begeistert“, schrieb SpaceX-Chef Elon Musk auf Twitter und auch US-Präsident Barack Obama gratulierte und twitterte. „Wegen Erfindern wie euch und der Nasa bleibt Amerika weiterhin führend in der Weltraumforschung.“ Schon einmal, im Dezember 2015, war dem SpaceX-Team die Rückführung einer Raketenstufe gelungen.
Im Vergleich zu dieser Landung an Land war die jetzige Mission im Atlantik jedoch um ein Vielfaches komplizierter. Eine mobile Plattform aber ist letztlich sinnvoller, da so der Rückflug der Rakete verkürzt werden kann. Das wiederum bedeutet, sie benötigt weniger Treibstoff. Das eingesparte Gewicht kann dafür auf dem Hinflug für die Ladung von Versorgungsgütern genutzt werden.
Der Seegang um die schwimmende Plattform mit dem Namen „Of course I Still Love You“ (benannt nach einem Schiff aus einem Roman von Science-Fiction-Autor Iain M. Banks) stellt die größte Herausforderung dar. „Das Schiff hat seine Position gehalten, bestimmt durch das GPS“, sagte Musk. „Die Genauigkeit lag unter einem Meter. Das Schiff hat vier Antriebe, die sich um 360 Grad drehen können. Sie laufen die ganze Zeit, um die Position zu halten.“
Musk: „Die Kosten könnten sich um den Faktor 100 reduzieren“
Für Elon Musk ist die Wiederverwertbarkeit von Raketen, wenn diese wie Flugzeuge eingesetzt werden könnten, der wesentliche Faktor, um den Zugang zum All zu revolutionieren. „Die Kosten könnten sich um den Faktor 100 reduzieren.“ Nach der Landung der Falcon-9-Stufe sagte Musk, dass der Bau einer Rakete 60 Mio. Dollar koste, während der Treibstoff für 300.000 $ zu haben sei.
Nun soll die Rakete einer Reihe von Tests unterzogen werden, um zu prüfen, ob sie tatsächlich wiederverwendet werden kann. Falls nach zehn Testzündungen am Boden alles in Ordnung ist, könne sie in zwei bis drei Monaten erneut starten, sagte Musk. Die Stufe könne 10 bis 20 Mal wiederverwendet werden, nach dem Austausch einiger Teile sogar weitaus häufiger. Bis das alles reibungslos und effizient verlaufe, werde es allerdings noch Jahre dauern.
Aufblasbares Zimmer zur Raumstation gebracht
Während sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf eine Lande-Plattform im Atlantik richtete, brachte der Dragon-Transporter, den die Falcon 9 ins All gebracht hatte, Versorgungsgüter zur Internationalen Raumstation. An Bord war auch ein spezielles Modul, das mit Druckluft entfaltet und an die ISS gekoppelt werden kann. Dieses aufblasbare Zimmer BEAM (Bigelow Expandable Activity Module) soll zwei Jahre lang an der Raumstation angedockt bleiben und seine Benutzbarkeit von den Astronauten regelmäßig getestet werden.
Neben SpaceX versuchen derzeit auch andere Raumfahrtunternehmen, Raketen wieder landen zu lassen und mehrfach zu benutzen. Der Firma BlueOrigin von Amazon-Gründer Jeff Bezos ist bereits drei Mal die Rückkehr einer Recycling-Rakete gelungen. Auch in Europa gibt es im Zusammenhang mit der neuen Ariane 6 Pläne über wiederverwendbare Technologien, die den enormen Kostendruck senken sollen.
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