Stephen Hawking will Mini-Raumsonden ins nächste Sonnensystem schicken
Endlich einen detaillierten Blick ins benachbarte Sternensystem werfen: Das würde Stephen Hawking nur allzu gerne. Gemeinsam mit einem russischen Milliardär lässt der Starphysiker jetzt Raumsonden entwickeln, die Richtung Alpha Centauri aufbrechen sollen.
Seine Lähmung hat Stephen Hawking noch nie von großen Visionen abgehalten. Jetzt verblüfft der 74-jährige britische Physiker die Welt mit einem außergewöhnlichen Projekt namens Breakthrough Starshot, das er am Dienstag im One World Trade Center in New York vorgestellt hat – an seiner Seite der russische Milliardär Yuri Milner, der das nötige Kleingeld bereithält und auch schon früher in SETI-Projekte für die Suche nach Aliens investiert hat. Und was haben die beiden genau vor?
Raumsonden sollen ins benachbarte Sonnensystem fliegen
Hawking und Milner wollen für 100 Millionen Euro Raumsonden entwickeln lassen, die bis ins benachbarte Sonnensystem Alpha Centauri fliegen. Dort sollen sie Bilder schießen, die Aufschlüsse über die Beschaffenheit des Sternensystems geben. Sehr detaillierte Bilder. Für eine vergleichbare Bildauflösung müsste ein Teleskop auf der Erde einen Durchmesser von 300 km haben, schreiben die Forscher.
Das Problem: Alpha Centauri ist ziemlich weit entfernt – 4,37 Lichtjahre, umgerechnet über 41 Billionen km. Klassische Raumschiffe wären Hunderte Jahre unterwegs. Deswegen muss ein neuer Antrieb für die Raumsonden her, die kaum größer als eine Briefmarke sein werden und weniger als 30 g wiegen sollen.
Laserstrahlen beschleunigen Sonde auf 20 % der Lichtgeschwindigkeit
Hawking stellt sich folgenden Antrieb vor: Im erdnahen Weltraum entfalten die Raumsonden Sonnensegel. Auf diese richten Forscher von der Erde aus Laserstrahlen mit 50 bis 70 GW Leistung. Das entspricht in etwa der hundertfachen Leistung eines Kernkraftwerks. Oder anders: So viel Energie verbraucht der Start eines Spaceshuttles mit 2000 t Treibstoff, sagte Avi Loeb, Chef des Starshot-Beraterstabs, der New York Times.
Und mit dieser Energie lässt sich ordentlich Dampf machen. Die Mini-Raumschiffe würden innerhalb weniger Minuten auf 20 % der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Sie könnten Alpha Centauri dann in nur 20 Jahren erreichen. Zum Vergleich: Am weitesten in den Weltraum vorgedrungen ist bislang die Raumsonde Voyager 1. Sie ist seit 40 Jahren auf der Reise, hat aber nicht einmal ein Tausendstel der Distanz zu Alpha Centauri überwunden. Beim Mars wären die neuen Sonden in schlappen 30 Minuten, bislang sind Sonden dorthin neun Monate unterwegs.
Auch Mark Zuckerberg ist mit von der Partie
Und wann geht es los? Geduld ist gefragt. Denn es könnte bis zu 20 Jahre dauern, bis die Raumsonden fertig entwickelt und die Laser leistungsstark genug sind. Ungeklärt sei auch noch das Problem, dass derart angetriebene Sonden nicht manövrieren können, gibt das Onlinemagazin heise zu bedenken. Auch das Abbremsen am Zielort könne problematisch werden. Hat vielleicht Facebook-Gründer Marc Zuckerberg die Antwort? Wahrscheinlich nicht. Aber er unterstützt das Projekt und sitzt in der Aufsicht. Die Leitung übernimmt Pete Worden, ehemaliger Chef des Ames Research Centers der US-Weltraumbehörde Nasa.
Was Stephen Hawking angeht, glaubt er nicht nur, dass sich mit der richtigen Technik nach den Sternen greifen lässt. Was künstliche Intelligenz anbelangt, ist er eher kritisch und warnt vor der Entwicklung autonomer Kampfroboter mit KI.
Ein Beitrag von: