Touchdown gelungen: „Philae spricht zu uns“
Genau um 17.09 Uhr gestern Abend liegen sich die Wissenschaftler im Lander Control Centrum in Köln in den Armen: Das Minilabor Philae hat sich auf der Oberfläche des Kometen Tschuri niedergelassen und sendet die ersten Signale zur Erde. Defekte Harpunen machten die Landung allerdings zum nervenzerreißenden Balanceakt.
Der 12. November 2014 wird als der Tag in die Geschichte der Raumfahrt eingehen, an dem zum ersten Mal ein von Menschen geschaffenes Gerät auf einem Kometen landete. Um 17.09 Uhr kam für die Wissenschaftler im Lander Control Centrum in Köln das erlösende Signal, das jubelnde Begeisterung auslöste. Philae ist auf Churyumov-Gerasimenko gelandet und hat 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernt seine Arbeit angetreten.
Eine Portion Glück gehörte zur Mission
„Der Lander ist auf der Kometenoberfläche und spricht zu uns“, gibt Projektleiter Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt die offizielle Bestätigung des erfolgreichen Touchdowns. Neben ihm freut sich Andrea Accomazzo, der Flugdirektor der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA mindestens genauso und beiden ist, ebenso wie den vielen Wissenschaftlern im Kontrollzentrum, immer noch die Anspannung der letzten Tage anzusehen. Zu viel hätte schief gehen können bei dieser ehrgeizigen Mission.
Erst am Tag zuvor hatte das Team entdeckt, dass eine Kaltgasdüse auf Philae nicht funktionierte, die dem Labor zusätzlichen Schub bei der Landung hätte geben sollen, um ein Abprallen zu verhindern. Das Go für die Trennung von der Sonde Rosetta in 22,5 Kilometer Höhe wurde gestern Morgen um 09.35 Uhr dennoch gegeben. In der Hoffnung, dass Philae sich allein mit seinen zwei Harpunen und den Eisschrauben an der Oberfläche des Kometen würden halten können. Glück gehörte neben der Auswahl eines günstigen Landeplatzes allerdings auch dazu, denn Komet Tschuri ist derart zerklüftet und voller Abgründe, dass ein sicherer Standplatz für Philae auch vom Zufall abhängig war.
Das große Zittern: Philaes Harpunen versagten
Bereits beim Absinken, nach der Abkopplung von der Raumsonde, hatten Rosetta und Philae sich dann gegenseitig fotografiert und die Fotos zur Erde geschickt. Sieben lange Stunden brauchte Philae wegen der geringen Anziehungskraft des kleinen Kometen bis zu dessen Oberfläche. Eine Steuerung oder Kurskorrektur war währenddessen nicht mehr möglich. Obwohl das Labor gelandet ist und auch funktioniert, mussten die Wissenschaftler zunächst zittern: Die Harpunen waren bei der Landung nicht abgefeuert worden, sodass Philae zunächst wieder abhob und über der Oberfläche schwebte. Zwei Stunden später konnte sich das Modul dann an anderer Stelle niederlassen.
Die zehn Instrumente, die Philae an Bord hat, sollen in den ersten 60 Stunden nach der Landung alle mindestens einmal zum Zuge kommen. Das wurde vorher programmiert, denn solange hält die Primärbatterie. Dann soll eine zweite Batterie, die durch Sonneneinstrahlung immer wieder aufgeladen wird, die Stromversorgung übernehmen. Währenddessen wird Rosetta weiter auf der Kometenumlaufbahn bleiben und die von Philae gesendeten wissenschaftlichen Daten zur Erde weiterleiten.
Im August 2015 kommt Tschuri der Sonne am nächsten
Im Februar 2015 soll sich dann auch Rosetta selbst dem Kometen bis auf acht Kilometer nähern, um Aufnahmen von dessen Oberfläche zu machen. Im August des nächsten Jahres wird es dann noch einmal besonders spannend, wenn Churyumov-Gerasimenko auf seinem Weg durchs All den Punkt erreicht, an dem er der Sonne am nächsten kommt. Irgendwann Ende 2015 wird Rosetta dann allerdings der Treibstoff ausgehen und auch Philaes Batterie wird zunehmend schwächer werden.
Bis dahin hat Philae hoffentlich seine Hauptaufgabe, die Vor-Ort-Analyse des Kometenmaterials, erfüllt. In diesem wohl ursprünglichsten und ältesten Material, das es in unserem Sonnensystem gibt, soll die Verteilung der Elemente und Isotope, der organischen Moleküle und Minerale untersucht werden. Philae wird außerdem mit Bohrungen versuchen, möglichst weit in die interne Struktur des Kometen vorzudringen.
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