Der Einfluss von Schwerewellen 07.03.2025, 10:45 Uhr

Und nun zum Wetter auf dem Mars

Wettervorhersagen für den Mars gab es bisher nicht. Um die Sicherheit künftiger Marsmissionen zu gewährleisten, haben japanische Forschende nun das Wetter auf dem Roten Planeten untersucht.

Wetter auf dem Mars

Die thermische Auswirkung von Staubstürmen auf dem Mars ist erheblich und es wird angenommen, dass sie eine ähnliche Rolle spielen wie Wasserdampf in der Erdatmosphäre.

Foto: NASA CC0

Der Mars ist ein kalter und trockener Planet mit einer extrem dünnen Atmosphäre, die zu 95 % aus Kohlendioxid besteht. Der Luftdruck beträgt nur etwa 0,6 % des irdischen Werts, wodurch Wasser in flüssiger Form an der Oberfläche praktisch nicht existieren kann. Diese geringe Dichte der Atmosphäre führt dazu, dass Temperaturunterschiede besonders stark ausfallen. Während es tagsüber in Äquatornähe bis zu 20 °C warm werden kann, sinkt die Temperatur nachts oft auf Werte unter -125 °C. In den Polargebieten sind noch niedrigere Temperaturen möglich.

Die Marsatmosphäre ist durch geringe Wärmekapazität und eine langsame Wärmeübertragung geprägt. Dies bedeutet, dass sich die Luftmassen nur träge vermischen und die Temperaturunterschiede groß bleiben. Obwohl die Atmosphäre extrem dünn ist, treten dennoch verschiedene Wetterphänomene wie Stürme, Wolkenbildung und atmosphärische Wellen auf, die sich stark von denen auf der Erde unterscheiden.

Die Rolle atmosphärischer Wellen

Neue Erkenntnisse zeigen, dass sogenannte Schwerewellen (Gravity Waves, GWs) eine Schlüsselrolle in der Luftzirkulation der Marsatmosphäre spielen. Diese Wellen entstehen, wenn ein Luftpaket aufgrund von Auftriebsschwankungen aufsteigt und anschließend wieder absinkt. Solche Wellenphänomene treten auch auf der Erde auf, doch auf dem Mars scheinen sie eine noch bedeutendere Funktion einzunehmen.

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„Auf der Erde bestimmen großräumige atmosphärische Wellen, die durch die Rotation des Planeten entstehen, die Luftzirkulation in der Stratosphäre. Unsere Untersuchungen zeigen, dass auf dem Mars Schwerewellen eine viel wichtigere Rolle spielen“, erklärt Professor Kaoru Sato von der Universität Tokio. Diese Wellen können Drehimpulse über große Höhenunterschiede transportieren und haben dadurch einen starken Einfluss auf die großräumige Zirkulation in der mittleren und oberen Atmosphäre des Mars.

Schwerewellen sind nicht mit Gravitationswellen zu verwechseln, die durch massereiche Himmelskörper erzeugt werden. Während Gravitationswellen Verzerrungen der Raumzeit sind, handelt es sich bei Schwerewellen um Druck- und Dichteänderungen in einer Atmosphäre. Solche Wellen entstehen oft an Gebirgen, Wetterfronten oder durch Konvektion und breiten sich vertikal oder horizontal aus.

Neue Erkenntnisse durch Langzeitdaten

Bisher war es schwierig, die genaue Rolle der Schwerewellen in der Marsatmosphäre zu bestimmen. Durch die Nutzung des EMARS-Datensatzes (Ensemble Mars Atmosphere Reanalysis System), der aus einer Vielzahl von weltraumgestützten Beobachtungen besteht, konnte die jahreszeitliche Veränderung dieser Wellen nun detaillierter untersucht werden. Forschende fanden heraus, dass die Schwerewellen auf dem Mars nicht nur die Luftzirkulation beeinflussen, sondern auch eine direkte Verbindung zur globalen Temperaturverteilung haben.

„Unsere Studien deuten darauf hin, dass bestehende Modelle zur Marsatmosphäre verfeinert werden sollten, um die Effekte von Schwerewellen besser abzubilden“, erläutert die Doktorandin Anzu Asumi. Besonders interessant ist, dass diese Wellen eine Transportfunktion übernehmen und Wärme sowie Impuls zwischen verschiedenen Höhenstufen austauschen. Dies hat weitreichende Folgen für das Verständnis der klimatischen Prozesse auf dem Mars.

Vergleich mit der Erdatmosphäre

Obwohl die Atmosphäre des Mars in vielen Punkten einzigartig ist, gibt es dennoch Parallelen zur Erdatmosphäre. Der Mars besitzt eine ähnliche Rotationsgeschwindigkeit und Achsenneigung wie die Erde, wodurch saisonale Schwankungen auftreten. Diese Ähnlichkeit macht den Planeten zu einem wertvollen Studienobjekt für die Erforschung planetarer Wettersysteme.

Gleichzeitig gibt es entscheidende Unterschiede: Die Atmosphäre des Mars ist etwa 100-mal dünner als die der Erde und enthält kaum Wasserdampf. Dadurch fehlen wetterbestimmende Mechanismen wie Niederschläge oder starke Konvektionsströme, wie sie in der irdischen Troposphäre vorkommen. Stattdessen dominieren Staubstürme und Temperaturinversionen das Wettergeschehen auf dem Mars. Durch die geringe Wärmeleitfähigkeit der Atmosphäre können lokale Temperaturunterschiede kaum ausgeglichen werden, was zu extremen Schwankungen innerhalb eines einzigen Marstages führt.

Auswirkungen von Staubstürmen

Ein besonders auffälliges Wetterphänomen auf dem Mars sind Staubstürme. Diese können regional begrenzt auftreten oder sich zu globalen Ereignissen ausweiten, die den gesamten Planeten über Monate hinweg einhüllen. Die feinen Staubpartikel in der Atmosphäre absorbieren Sonnenstrahlung, wodurch die obere Atmosphäre erwärmt und die Oberflächentemperatur gesenkt wird. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf die planetare Zirkulation haben.

„Wir vermuten, dass diese Stürme die Rolle der Schwerewellen in der Zirkulation noch verstärken“, sagt Sato. Während die bisherigen Analysen vor allem Jahre ohne größere Staubstürme betrachteten, sollen zukünftige Studien zeigen, welchen Einfluss solche Stürme auf die großräumige Dynamik der Marsatmosphäre haben. Die Interaktion zwischen Staubpartikeln, Schwerewellen und atmosphärischen Strömungen ist bisher noch nicht vollständig verstanden, könnte aber entscheidend für die langfristige Klimadynamik des Mars sein.

Wetterprognosen für den Mars?

Die Erforschung der Marsatmosphäre ist nicht nur von akademischem Interesse, sondern spielt auch eine wichtige Rolle für zukünftige Raumfahrtmissionen. Eine genaue Kenntnis der atmosphärischen Bedingungen kann dazu beitragen, Landemanöver sicherer zu machen und die Planung von Marsmissionen zu optimieren. Insbesondere die Vorhersage von Staubstürmen könnte eine wesentliche Rolle für bemannte Marsflüge spielen, da solche Stürme die Energieversorgung durch Solarpanels erheblich beeinträchtigen können.

Die aktuelle Forschung zu atmosphärischen Wellen und Staubstürmen bildet eine Grundlage für künftige Wettersimulationen auf dem Mars. In den kommenden Jahren könnten immer genauere Klimamodelle entstehen, die eine Wettervorhersage auf dem Roten Planeten ermöglichen. Vielleicht wird es eines Tages tägliche Wetterberichte vom Mars geben.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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