Seltsame Lichter am Himmel? Raumfahrt liefert häufig die Antwort
Leuchtstreifen, Spiralen und Lichterketten: Was wirklich hinter rätselhaften Lichtern am Himmel steckt – Raumfahrt statt UFOs.

Diese blaue Spirale leuchtete am 24. März 2025 über dem Chateau royal de Blois an der Loire in Frankreich. Verursacht wurde sie von einer startenden SpaceX-Rakete.
Foto: F. Leguéré I Château royal de Blois
Plötzlich auftauchende Lichtstreifen, leuchtende Spiralen oder Lichterketten am Nachthimmel sorgen regelmäßig für Aufsehen. Menschen greifen zum Handy, rufen Polizei oder Ufo-Meldestellen an – die Verunsicherung ist groß. Ist es ein Meteorit? Ein Absturz? Oder doch etwas Übernatürliches? Tatsächlich steckt meist nichts Geheimnisvolles, sondern Raumfahrttechnik dahinter. Die Spuren, die Satelliten, Raketen und Weltraumschrott am Himmel hinterlassen, sind zwar selten – aber erklärbar. Wir schauen uns verschiedene Beispiele an.

Die Falcon 9 war für dieses Himmelsspektakel am Himmel von Florida verantwortlich. Zu sehen von Mexiko aus.
Foto: picture alliance / robertharding
Inhaltsverzeichnis
- Ein Lichtschweif über dem Südwesten: Starlink-Satellit verglüht
- Helle Streifen am Morgenhimmel: Raketenteile im Wiedereintritt
- Rätselhafte Spirale am Nachthimmel: Wenn Raketen rotieren
- Space Jellyfish“ – Leuchtende Wolkenformationen nach Raketenstarts
- Starlink – Satelliten als Lichterketten am Abendhimmel
Ein Lichtschweif über dem Südwesten: Starlink-Satellit verglüht
Ende August 2024 wurde der Nachthimmel über Südwestdeutschland und der Schweiz Schauplatz eines ungewöhnlichen Spektakels. Gegen 21:30 Uhr beobachteten zahlreiche Menschen einen auffälligen, leuchtenden Schweif, der langsam über den Himmel zog und in mehreren Fragmenten verglühte. Viele hielten das Phänomen zunächst für einen Meteoriten, was zu zahlreichen Anrufen bei Polizei und Medien führte. Die tatsächliche Ursache stellte sich jedoch rasch als ein ganz anderes Himmelsereignis heraus: Es handelte sich um den kontrollierten Wiedereintritt eines Starlink-Satelliten in die Erdatmosphäre.
Dank einer schnellen Mitteilung des Weltraumlagezentrums der Bundeswehr konnte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zügig Aufklärung leisten. Der verglühende Himmelskörper war ein ausgedienter Satellit des US-amerikanischen Raumfahrtunternehmens SpaceX, das mit dem Starlink-Programm ein weltumspannendes Netz für schnelles Internet aufbauen will.

Die Falcon 9 Rakete von SpaceX produzierte am 1. April 2024 dieses Lichtschweif am Nachthimmel.
Foto: picture alliance/REUTERS/Mike Blake
Auch Fachleute wie Fabian Mathis, Präsident der Astronomischen Gesellschaft Zürcher Unterland, äußerten sich zu dem Vorfall. Im Gespräch mit dem Schweizer Nachrichtenportal Blick erklärte er, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um abstürzenden Weltraumschrott gehandelt habe. Dafür sprächen sowohl die vergleichsweise langsame Geschwindigkeit des Objekts als auch die Art und Weise, wie es beim Eintritt in die Atmosphäre in mehrere Teile zerbrach. Meteoriten hingegen seien deutlich schneller und verglühten meist innerhalb weniger Sekunden.
Helle Streifen am Morgenhimmel: Raketenteile im Wiedereintritt
An einem frühen Morgen im Februar 2025 sorgte ein außergewöhnliches Himmelsschauspiel für Aufregung in weiten Teilen Deutschlands. Zwischen Hessen und der Nordseeküste beobachteten zahlreiche Menschen leuchtende Streifen am Himmel, die sich über mehrere Minuten hinweg sichtbar durch die Dunkelheit zogen. Die Beobachtungen führten zu einer Welle von Anrufen bei der Polizei und bei der UFO-Meldestelle CENAP (Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene). Bereits ab 4:48 Uhr morgens stand das Telefon bei CENAP nicht mehr still.

Am 3. Januar 2025 zaubert die SpaceX-Rakete diesen Lichtbogen in den Nachthimmel.
Foto: picture alliance / Sipa USA/Scott Schilke
Hansjürgen Köhler von CENAP berichtete, dass er zunächst an einen Meteor dachte, doch schnell zweifelte: „Sternschnuppen sind nach ein paar Sekunden vorbei“, erklärte er. Das beobachtete Phänomen dauerte jedoch bis zu zwei Minuten – zu lang für einen herkömmlichen Meteor.
Die Erklärung für die mysteriösen Lichter kam schließlich vom Weltraumkommando der Bundeswehr: Bei dem spektakulären Himmelsschauspiel handelte es sich um den Wiedereintritt der zweiten Stufe einer Falcon-9-Rakete von SpaceX. Diese Raketenstufe, die nicht wie der Booster gezielt zur Erde zurückkehrt, war unkontrolliert in die Erdatmosphäre eingetreten und dort verglüht. Dieser Vorgang erzeugte die beeindruckenden Leuchtstreifen, die für kurze Zeit am Himmel sichtbar waren.

Dieser blaue Spiralwirbel war am Montagabend gegen 21 Uhr in Deutschland zu sehen. „Verursacher“ war die SpaceX-Rakete, die Treibstoff abgelassen hat.
Foto: picture alliance/dpa/Nick Ehlers
Rätselhafte Spirale am Nachthimmel: Wenn Raketen rotieren
Im Januar 2023 sorgte ein faszinierendes und auf den ersten Blick mysteriöses Himmelsphänomen für großes Aufsehen: Das Subaru-Teleskop auf Hawaii dokumentierte eine blau leuchtende Spirale am Nachthimmel, die sich langsam drehte und allmählich verblasste. Die Erscheinung begann als heller Lichtpunkt, aus dem sich eine gasförmige Wolke entwickelte, die schließlich die auffällige Spiralform annahm. Was wie ein außerirdisches Phänomen anmutete, hatte jedoch einen irdischen Ursprung – einen Raketenstart.
Solche Formationen entstehen gelegentlich bei Starts von Raumfahrtträgern, wenn in den oberen Atmosphärenschichten Resttreibstoffe aus der letzten Raketenstufe austreten. Diese Überreste werden freigesetzt, während sich die Rakete weiterdreht, was die spiralförmige Ausbreitung der entstehenden Gaswolke erklärt, die zu Eis gefrieren kann. Obwohl es am Boden bereits dunkel ist, trifft das Sonnenlicht in großer Höhe noch auf diese Gaspartikel und bringt sie zum Leuchten – so entstehen spektakuläre, visuell eindrucksvolle Erscheinungen.
Am 24. März 2025 wiederholte sich das Schauspiel: Eine ähnliche blau leuchtende Spirale war am Nachthimmel über Mitteleuropa zu sehen – gesichtet unter anderem in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch diesmal war ein Start der SpaceX-Rakete die Ursache, der in den oberen Atmosphärenschichten zu diesem eindrucksvollen Naturschauspiel führte.

Leuchtende Wolken produzierte die Falcon 9-Rakete am 23. Juni 2024 beim Start von der Vandenberg Space Force Base.
Foto: picture alliance / Sipa USA/Rod Rolle
Space Jellyfish“ – Leuchtende Wolkenformationen nach Raketenstarts
Das „Space Jellyfish“-Phänomen tritt auf, wenn Raketen während der Morgen- oder Abenddämmerung starten. Während es am Boden bereits dunkel ist, erreichen die Abgase der Rakete in großer Höhe noch Sonnenlicht. Diese Abgase, hauptsächlich bestehend aus Wasserdampf und anderen Verbrennungsprodukten, dehnen sich in der dünnen Hochatmosphäre aus und bilden leuchtende Wolkenstrukturen.
Durch die Rotation der Rakete und atmosphärische Winde können diese Wolken komplexe Formen annehmen, die an eine Qualle mit leuchtendem Körper und langen Tentakeln erinnern. Ein bemerkenswertes Beispiel ereignete sich am 10. Februar 2025, als SpaceX eine Falcon-9-Rakete von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien startete.

Wie eine Lichterkette schweben die Starlink-Satelliten über Kiew.
Foto: PantherMedia /
Foto: picture alliance / Sipa USA/Rod Rolle
Starlink – Satelliten als Lichterketten am Abendhimmel
Mit den Starlink-Satelliten bringt Elon Musk schnelles Internet auch in entlegene Regionen der Welt. Nach jedem Raketenstart bewegen sich die Satelliten zunächst in enger Formation – wie an einer Perlenschnur aufgereiht – über den Himmel, bevor sie ihre endgültigen Umlaufbahnen erreichen. Dieses Schauspiel am Nachthimmel fasziniert viele Beobachter.
Damit man die „Perlenkette“ jedoch überhaupt sehen kann, müssen einige Bedingungen erfüllt sein: Es muss bereits dunkel am eigenen Standort sein, während die Satelliten in mehreren hundert Kilometern Höhe noch vom Licht der untergehenden Sonne angestrahlt werden. Die besten Chancen für eine Sichtung bestehen daher in der ersten bis zweiten Stunde nach Sonnenuntergang. Zusätzlich braucht es natürlich einen wolkenfreien Himmel und klare Sicht.
Ein Beitrag von: