US-Ingenieur gelingt sensationeller Fallschirmsprung aus 41.000 Metern Höhe
Alan Eustace hat es geschafft, klammheimlich: Der US-Ingenieur und Google-Manager hat einen Fallschirmsprung aus 41.000 Metern gewagt – ohne großen Medienrummel. Extremspringer Felix Baumgartner ist seinen Rekord von 38.969 Metern wieder los.
Während Felix Baumgartner in der Ballonkapsel noch meditieren und sich auf den Sprung vorbereiten konnte, setzte Alan Eustace noch einen drauf: Er klinkte sich am 24. Oktober 2014 in Roswell, New Mexico, mit einem Raumanzug der US-Raumfahrtfirma Paragon direkt an einem Tragseil des Ballons ein. Dann ließ er sich an den obersten Rand der Stratosphäre ziehen – auf 41.000 Meter Höhe.
Zuvor hatte der 57-Jährige vier Stunden lang reinen Sauerstoff eingeatmet, um den Stickstoff aus seinem Blut zu filtern. Auch im Anzug, der laut Paragon den NASA-Anzügen der Apollo-Mission gleicht, stand ihm reiner Sauerstoff zur Verfügung. Der Aufstieg dauerte eine ganze Zeit, rund zweieinhalb Stunden, erst dann kam der große Moment.
Eustace: Man konnte die Schichten der Atmosphäre sehen
Auf 41.000 Metern Höhe klinkte sich Eustace aus und schoss zur Erde. Während des fünfminütigen Falls fiel er stabil, dank einer speziellen Einrichtung zur Stabilisierung – anders als Felix Baumgartner, der in einer Höhe von 36 Kilometern im Oktober 2012 ins Trudeln geriet und sich nur mit Mühe wieder stabilisierte.
Doch genau wie Baumgartner durchbrach auch Eustace die Schallmauer bei rund 1200 km/h, während er auf die Erde zuraste. Er selbst habe den Knall aber nicht gehört, erzählt er der New York Times. „Es war wunderschön. Man konnte die Dunkelheit des Weltraums und die Schichten der Atmosphäre sehen.“ Doch dann hieß es bremsen.
Hauptfallschirm öffnet sich in 5,5 Kilometern Höhe
Um die Geschwindigkeit zu reduzieren, zog Eustace viereinhalb Minuten nach dem Absprung einen Minifallschirm. Der Hauptfallschirm öffnete sich in einer Höhe von 5,5 Kilometern und leitete einen zehnminütigen Gleitflug ein. Eustace landete rund 100 Kilometer vom Startpunkt entfernt. Er machte bei der Landung im schweren Raumanzug gekonnt einen Purzelbaum und gab sofort den Daumen nach oben. Das Zeichen für die herbeilaufenden Helfer, dass alles in Ordnung ist. Mission geglückt.
Rekord ganz ohne Sponsoren- und Medienrummel
Anders als bei Baumgartner empfingen Eustace nicht Hunderte Pressevertreter. Das war so gewollt. „Es ist nicht besonders nett, wenn einem bei der Arbeit ständig jemand über die Schulter schaut“, sagt Grant Anderson, Chef der Firma Paragon, die auch schon die Dragon-Raumkapsel des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX mitentwickelt hat. „Wir wollten bei der Entscheidung, ob wir den Start durchführen, nicht unter Druck stehen.“
Im Gegensatz zur Baumgartner-Mission, bei dessen Sprung der Energydrink-Hersteller Red Bull Hauptsponsor war, ging es den neuen Rekordhaltern nicht um den Werbeeffekt für eine Firma. „Wir wollten uns auf die Technologieentwicklung konzentrieren.“ Aber wo kam das Geld dann her?
Um Geld muss sich Alan Eustace keine Sorgen machen: Er promovierte als Computerwissenschaftler an der Universität von Zentral-Florida, arbeitete für große Computerfirmen wie Hewlett-Packard, fing 2002 bei Google an und ist dort mittlerweile Entwicklungschef. Dort verdiente er laut Forbes Magazine allein 2010 mehr als zwölf Millionen Dollar. Es wird ihm wahrscheinlich ein Leichtes gewesen sein, den Sprung aus eigener Tasche zu zahlen – ohne einen Megasponsor wie Red Bull.
Felix Baumgartner: Gratuliere, Alan!
Und war sagt Felix Baumgartner dazu, dass er nicht mehr König der Lüfte ist? Er gratuliert dem Champion auf seiner Facebook-Seite und zeigt sich als fairer Sportsmann: „Gratuliere, Alan! Es braucht jede Menge Mut dafür. Niemand weiß das besser als Joe Kittinger und ich.“ Außerdem hat der 45-jährige Baumgartner noch ein Trostpflaster. Er erreicht bei seinem Sprung eine Höchstgeschwindigkeit von 1357,6 km/h. Eustace war mit 1322,9 km/h etwas langsamer.
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