US-Privatfirma SpaceX bringt Satelliten ins All
Erstmals hat mit SpaceX ein US-Unternehmen erfolgreich einen Satelliten in den Orbit geschossen. Zum kleinen Preis. In Europa dominiert bislang beim Satellitentransport mit 50 Prozent Marktanteil der Anbieter Arianespace mit der Ariane-5-Rakete. Die Branche fürchtet den neuen Konkurrenten. Firmengründer Elon Musk sorgte schon mehr als einmal für Schlagzeilen, unter anderem mit dem erfolgreichen Unternehmen Tesla Motors.
Das Risiko war hoch: Rund 74 Millionen Euro hat der neueste Kommunikationssatellit von SES gekostet. Trotzdem vertraute das Luxemburger Unternehmen den Start einer jungen US-Firma an, die noch nie einen Satelliten ins All befördert hatte. Um 23.14 MEZ am Dienstag startete SpaceX die Rakete „Falcon 9“ von Cape Canaveral aus, kurz vor Mitternacht hatte der knapp drei Tonnen schwere künstliche Trabant schon die geplante Umlaufbahn erreicht. Zwei Startversuche waren vorher fehlgeschlagen.
SpaceX ist damit die erste Privatfirma, die einen Satelliten ins All bringt. Ein weiterer Paukenschlag, nachdem die Kalifornier im Mai schon erfolgreich ihr Raumschiff „Dragon“ an der Internationalen Raumstation ISS angedockt hatten. Dass ein erst vor elf Jahren gegründetes Unternehmen dazu in der Lage wäre, hatte kaum jemand in der Branche erwartet. Und diese Branche gerät nun gewaltig in Bewegung: Seit die NASA vor drei Jahren ihr Spaceshuttle-Programm aufgab, hatte es für Raumtransporte kaum Alternativen zu den europäischen Ariane- und den russischen Proton-Raketen gegeben.
Auftrag von Bundesregierung
SpaceX hat nach eigenen Angaben bereits rund 50 Aufträge für weitere Satelliten in der Tasche – darunter einer aus Deutschland. Das Bundesverteidigungsministerium will in den Jahren 2018 und 2019 drei Radarsysteme mit den zweistufigen Falcon-Raketen in die Umlaufbahn bringen lassen. SpaceX-Gründer Elon Musk freute sich diebisch, als er diesen Deal im August verkünden konnte, denn damit hat er erstmals eine europäische Regierung als Kunden gewonnen. Bislang hatte Musks Unternehmen vor allem für die NASA gearbeitet.
Arianespace muss also um seine Marktanteile von mehr als 50 Prozent fürchten. An dem multinationalen Unternehmen hält die französische Raumfahrtbehörde CNES mit rund einem Drittel den größten Anteil. Aber auch die deutsche EADS-Tochter Astrium ist mit rund zehn Prozent beteiligt. Astrium ist wiederum Co-Hersteller der drei Satelliten, die SpaceX im Auftrag der Bundesregierung ins Weltall bringen soll. Für Protektionismus aber scheint kein Platz zu sein angesichts der wenigen Anbieter für Raumtransporte.
Weitaus billiger als Ariane
Die Luxemburger SES, nach eigenen Angaben zweitgrößter Satellitenanbieter der Welt, ist entsprechend erfreut über die wachsende Konkurrenz unter den Transportunternehmern. Von einer „dringend nötigen Belebung des Wettbewerbs“ sprach das Unternehmen. Elon Musk ist von vorneherein mit dem Ziel angetreten, Raketenstarts billiger zu machen. 56 Millionen Dollar soll die erste Falcon-9-Mission gekostet haben – das wäre nur rund ein Drittel dessen, was für einen Ariane-5-Start veranschlagt wird.
Ob die Zahlen von SpaceX realistisch sind, ist nicht überprüfbar. Unternehmer Elon Musk jedenfalls mischt nicht zum ersten Mal einen lukrativen Zukunftsmarkt auf. Ab 1995 baute er ein Internetunternehmen auf, das er nur vier Jahre später für 307 Millionen Dollar an Compaq verkaufte. Er gehörte auch zu den Gründern des Online-Bezahldienstes PayPal, den Ebay später für 1,5 Milliarden Dollar übernahm. Und der Elektroauto-Hersteller Tesla, an dem er beteiligt ist, hat dem studierten Physiker den Ruf eines technischen Visionärs eingebracht. Und er tut alles, um dieses Image zu bestätigen: Schon in zwei Jahren will SpaceX die „Falcon Heavy“ an den Start bringen. Darin werden drei Falcon-9-Erststufen zu einer Rakete gebündelt und parallel gezündet. Die „Heavy“ soll mit bis zu 53 Tonnen mehr Nutzlast bewegen könnten als irgendeine Transportrakete bisher.
Ein Beitrag von: