US-Raumsonde Voyager 1 hat unser Sonnensystem verlassen
Erstmals in der Geschichte der Menschheit hat eine Sonde unser Sonnensystem verlassen und rast nun durch den interstellaren Raum. 35 Jahre lang flog die NASA-Sonde Voyager 1 durch das Weltall. Nun bestätigten NASA-Forscher, dass die Sonde die Grenze unseres Sonnensystems überflogen hat.
Sollte Voyager 1 von einer fremden Zivilisation entdeckt werden, hat sie Botschaften der Menschheit an Bord. Es ist eine mit Gold überzogene Kupferschallplatte mit dem Titel „Laute der Erde“. Auf der Platte verewigt sind der Rock’n’Roll-Pionier Chuck Berry, der Pianist Glenn Gould und der österreichische Politiker Kurt Waldheim, der wegen seiner Kriegsvergangenheit umstritten ist. Dazu ein Plattenspieler inklusive Gebrauchsanweisung.
Dass jemand je die Anleitung liest und den Plattenspieler anknipst, ist eher unwahrscheinlich. Aber unwahrscheinlich war es auch, dass die Sonde je das äußere Weltall erreicht. Und doch hat die NASA nach intensiven Prüfungen und Berechnungen bestätigt, das die Voyager 1 unser Sonnensystem bereits vor einem Jahr um den 25. August 2012 in einer Entfernung von fast 19 Milliarden Kilometern verlassen hat. Damit befindet sich die Voyager nun weiter entfernt von unserer Erde als der am weitesten entfernte Planet Pluto. 18,8 Milliarden Kilometer entfernt von unserer Erde hat das Magnetfeld unserer Sonne keinen Einfluss mehr.
Sonnenteilchen reduzierten sich ganz plötzlich
Den Übergang in einen neuen Raum machen die NASA-Forscher an der Zahl der Sonnenteilchen fest, die sich in den Messgeräten der Sonde befinden. Im August 2012 sank plötzlich die Zahl der Sonnenteilchen um den Faktor 1000, während gleichzeitig die Zahl der interstellaren Teilchen um etwa zehn Prozent zugenommen hatte.
Die Forscher um Donald Gurnett von der University of Iowa wollten erst ganz sicher sein und untersuchten weitere Messdaten vom April und Oktober 2012. Diese lieferten dann die entscheidenden Daten zur Bestimmung der Teilchendichte. „Jetzt, da wir neue, entscheidende Daten haben, glauben wir, dass dies der historische Schritt der Menschheit in den interstellaren Raum ist“, erklärte Edward Stone, Voyager-Projektwissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde NASA.
Interstellare Raum beginnt hinter der Heliopause
Um den 25. August des vergangenen Jahres hatte Voyager 1 die Heliopause erreicht. Dies ist der Ort, wo der konstante Teilchenstrom der Sonne von den von außen einströmenden interstellaren Teilchen gestoppt wird, aber die Schwerkraft der Sonne auch dort noch einen großen Einfluss hat. Die Messgeräte zeigten eine starke Veränderung der Teilchen an.
Mit einer Geschwindigkeit von 60 000 Kilometern pro Stunde rast die Sonde durch den Raum und ist inzwischen 19 Milliarden Kilometer von den Menschen entfernt. Aufgrund dieser Distanz dauert es über 17 Stunden, bis die Funksignale der Sonde auf der Erde ankommen.
Zwillingssonden starteten 1977 ins Weltall
Doch Voyager 1 ist längst nicht mehr alleine unterwegs. Zwei Wochen nach dem Start der Voyager 1 am 5. September 1977 auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral folgte Voyager 2. Seitdem schicken uns die beiden Sonden sensationelle Bilder aus dem Weltall.
Der ganz genaue Moment, an dem die Sonde unser Sonnensystem verlassen hat, lässt sich nicht mehr bestimmen, da das spezielle Messgerät wie auch fast die Hälfte aller anderen Geräte bereits deaktiviert wurden oder defekt sind. Außerdem verfügt Voyager 2 nur noch über Energiequellen bis zum Jahr 2025. Voyager 1 hingegen soll noch die nächsten 38 000 Jahre durch das All fliegen können und erst dann am nächsten Stern im Sternbild Kleiner Bär vorbeifliegen.
Die Entfernungs- und Geschwindigkeitsdaten der Zwillingssonden können in Echtzeit auf dem NASA-Portal beobachtet werden.
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