Blue Origin 20.07.2021, 16:37 Uhr

Weltraumtourismus: 4 Minuten Schwerelosigkeit für Jeff Bezos

Das Rennen der Milliardäre geht in die zweite Runde. Jeff Bezos hebt mit Blue Origin ab und mit ihm zwei ganz besondere Passagiere.

Jeff Bezos jagt gleich zwei Rekorde. Am 20. Juli fliegt er als nächster Milliardär ins All. Foto: Blue Origin

Jeff Bezos jagt gleich zwei Rekorde. Am 20. Juli fliegt er als nächster Milliardär ins All.

Foto: Blue Origin

Am 20. Juli ist es soweit: Jeff Bezos fliegt nach seinem Kontrahenten Richard Branson ins All. Seine Pläne scheinen die von Milliardär Branson noch zu übertreffen. Der Briten-Milliardär hob mit Experten und Piloten seiner Firma Virgin Galactic ab. Bezos nimmt eine Mehr-Generationen-Crew mit in den Weltraum und will auch höher fliegen als Branson.

Update 20. Juli, 15.23 Uhr

10 Minuten hin und zurück: Der Flug von Jeff Bezos ist schon wieder vorbei. Sein Raumschiff hob kurz nach 15 Uhr von seinem Startpunkt in der Wüste im Westen Texas ab. Bezos und seine drei Mitreisenden erreichten eine Höhe von 100 Kilometern.

Nach dem Start hat „New Shepard“ innerhalb von zwei Minuten auf mehr als 3.700 Kilometer pro Stunde beschleunigt. Nach drei Minuten trennte sich die Rakete von der Kapsel. Bereits nach guten sieben Minuten kam sie auf den dafür vorgesehenen Landeplatz zurück. Bezos und seine Weltraumtouristen erreichten die sogenannte Kármán-Linie, die als gedachte Linie exakt hundert Kilometer über dem Meeresspiegel liegt und als Grenze zwischen Erdatmosphäre und Weltraum gilt. Für vier Minuten schwebten die Passagiere schwerelos, bevor es wieder zurück auf die Erde ging.

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In diesem YouTube Video können Sie den Flug verfolgen:

Der 18-Jährige Oliver Daemen wird am 20. Juli 15 MEZ als jüngster Mensch im Weltraum in die Geschichte eingehen. Der niederländische Teenager hebt zusammen mit Amazon- und Blue-Origin-Gründer Jeff Bezos, dessen Bruder Mark und der Fliegerin Wally Funk an Bord des New-Shepard-Raumschiffs von Blue Origin Richtung Orbit auf 100 Kilometer ab. Die offizielle Grenze zum All.

Amazon-Gründer Jeff Bezos ist für seine Vorreiterrolle bekannt, doch wenn es um seinen ersten Weltraumflug geht, hat er das Nachsehen. Sein Konkurrent startete neun Tage vor ihm am 11. Juli ins All. Nicht nur das Rennen zwischen zwei Superreichen steht im Fokus – auch der Erfolg zweier Unternehmen.

Der 18-Jährige ist der erste zahlende Weltraumtourist von Blue Origin. Den Platz hat er sich bei einer Auktion ersteigert, obwohl er zuerst gegen einen anonymen Bieter verloren hatte. 28 Millionen Dollar wurden für den Flug geboten.  Doch der anonyme Bieter sprang nach „Terminkonflikten“ ab. Daemen gibt auf Twitter an, dass er „super aufgeregt“ sei, ins All zu fliegen: „Davon habe ich mein ganzes Leben lang geträumt.“ Vor dem Start absolviert der jüngste Weltraumpassagier aller Zeiten ein Astronautentraining vor dem Start.

Neben dem jüngsten Passagier soll die älteste Person, die jemals im All war, abheben. Fluglehrerin Mary Wallace Funk ist 82. So soll der Flug von Bezos in doppelter Hinsicht Rekorde schreiben. Der bisher älteste Mensch im Weltraum war der US-Astronaut und -Politiker John Glenn, der 1998 mit 77 Jahren im Space Shuttle flog.

Kapsel Blue Origin sechs Sitze

Sechs Astronauten und Astronautinnen finden in der Kapsel von Blue Origin Platz.

Foto: Blue Origin

UPDATE vom 11. Juli

VSS Unity wieder am Boden

Um 17:31 Uhr erreicht die Crew um Richard Branson das All. Der Flug in den Orbit verzeichnete eine Geschwindigkeit von 3704 km/h. Kurze Zeit später war das Weltraum-Spektakel schon wieder vorbei. Um 17:39 Uhr landete der Milliardär wieder auf der Erde.

Milliardär mit VSS Unity auf dem Weg ins All

Richard Bransons Raketenflugzeug ist abgehoben. Um 16:40 Uhr startete der 70-Jährige zu seiner Mission in den Weltraum. Das Trägerflugzeug VMS Eve hat die sechsköpfige Crew sowie das Raumschiff von Virgin Galactic in die Luft gehoben.

Der Start wurde zuvor auf 16:30 Uhr verlegt. Das Wetter verhinderte den geplanten Start. Richard Branson gibt sich währenddessen noch bodenständig und radelt zum privaten Spaceport America.

Richard Branson versus Jeff Bezos

Es geht um nichts Geringeres als den Massentourismus in den Weltraum. Die Kommerzialisierung der Raumfahrt nimmt durch Akteure wie Elon Musk mit SpaceX an Fahrt auf. Der britische Milliardär Richard Branson war mit Virgin Galactic bislang nicht der erste Name, der zu dieser Thematik fiel. 2014 stürzte sein SpaceShipTow bei einem Testflug über Kalifornien ab. Ein Pilot kam ums Leben – sicher eine der dunkelsten Stunden der Firmenhistorie. Im Mai 2021 dann die lang ersehnte Erfolgsmeldung: Der erste bemannte Weltraum-Testflug der Virgin Group sei geglückt. In 14 Kilometer Höhe setzte das Mutterflugzeug “VSS Unity” ab. Mit eigenem Antrieb beschleunigte das Raumschiff in eine Höhe von fast 90 Kilometer. Daraufhin erteilte die US-Luftverkehrsbehörde FAA die Erlaubnis, Weltraum-Touristen in den Orbit zu befördern.

Weltpremiere: Amazon-Ingenieure lassen Rakete senkrecht landen

Richard Branson im Astronautenanzug

Richard Branson, der selbst ernannte Astronaut 001.

Foto: Virgin Galactic

Jeff Bezos schien mit seiner Rakete “New Shepard” stets die Nase vorn zu haben. Die Rakete ist nach Alan Shepard benannt, der 1961 als erster US-Amerikaner ins All aufbrach.Bezos Trip ins All ist für den 20. Juli geplant – genau 52 Jahre nach der ersten Mondlandung und neun Tage nach Bransons Flug. Zu spät, um das Weltraum-Wettrennen der Milliardäre zu gewinnen? Bezos träumt nach eigenen Aussagen “seit seinem fünften Lebensjahr davon, ins All zu reisen”.

Neues Raketenflugzeug kurz vor Start – Lady Gaga will immer noch ins All

Um diesen Kindheitstraum zu verwirklichen, hat Jeff Bezos vor 20 Jahren Blue Origin gegründet. In Texas reifte die Rakete New Shepard, die in den kommenden Tagen erfolgreich abheben soll.

Nicht nur Jeff Bezos und Richard Branson wollen Touristen in den Weltraum bringen, auch Elon Musk arbeitet an diesem Projekt. Bei Musk und SpaceX soll es 2023 so weit sein: Wieder wird es ein Milliardär sein, der in den Orbit fliegt. Das Bordticket hat sich Milliardär Yusaku Maezawa gesichert.

VSS Unity bringt Branson in den Weltraum

Am 11. Juli 15 Uhr soll das Raumflugzeug VSS Unity mit dem 70-Jährigen Multimilliardär und fünf weiteren Crew-Mitgliedern abheben. VSS Unity ist vom Typ SpaceShipTwo. Unter der Mission Unity 22 soll die Rakete vom 73 Quadratkilometer großen kommerziellen Weltraumflughafen Spaceport America in New Mexico aus starten. Mit an Bord sollen die zwei Virgin-Galactic-Astronautinnen Beth Moses und Sirisha Bandla sein. Astronaut Colin Bennett sowie die beiden Piloten des Raumflugzeugs, Dave Mackay und Michael Masucci, machen das Team komplett.

VSS Unity im Flug

Die VSS Unity im Flug.

Foto: 2018 Virgin Galactic

Das Trägerflugzeug VMS Eve umfasst eine ungefähre Flügelspannweite einer Boeing 737 (43 Meter). Mittig wird die 18 Meter lange VSS Unity eingeklinkt. Nach einer Stunde Flugzeit soll sich das Raumflugzeug in einer Höhe von 15 Kilometern befinden und abgekoppelt werden. Durch den eigenen Raketenantrieb steigt die Crew auf circa 90 Kilometer Höhe. Nach rund zwei Stunden Flugzeit soll das Spektakel auch schon wieder zu Ende sein. Die VSS Unity kann mit den Tragflächen wie ein reguläres Flugzeug zur Erde zurückkehren. Auf Twitter verkündete der Milliardär am 2. Juli, dass seine Mutter ihm beigebracht hätte niemals aufzugeben und nach den Sternen zu greifen.

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Start von Virgin Galactic Unity 22 hier sehen

In diesem globalen YouTube Stream können Sie den Space-Start von Richard Branson und seiner Unity 22 Crew verfolgen.  Ab 15 Uhr (MESZ) geht es los.

Blue Origin versteigert Platz für Weltraumflug

Jeff Bezos fliegt für Blue Origin ebenfalls nicht allein. Neben seinem Bruder Mark, geht die ehemalige und heute 82-Jährige Ex-Pilotin Wally Funk an Bord. Vom eigenen Weltraumhafen Launch Site One in West Texas startet die Rakete in den Orbit. Funk war einst Mitglied eines Frauenteams, das in den 1960er-Jahren ein Astronautentraining absolvierte. Von der Nasa erhielt sie aber nie eine Starterlaubnis als Astronautin. Glückt der Flug mit New Shepard, wird sie der älteste Mensch im All. Diesen Titel trägt (noch) John Glenn, der mit 77 Jahren in den Weltraum aufbrach. Bezos will aber auch zeigen, dass Weltraumtourismus schon heute möglich ist. Für 28 Millionen Dollar ging der weitere Platz an eine noch unbekannte Person. Die Raumkapsel wird im Gegensatz zu Virgin Galactic autonom von einem Bordcomputer gesteuer. Wohlgemerkt flog New Shepard bislang nur unbemannt. Seit 2012 wurde die Rakete bereits 15 Mal und zuletzt Mitte April 2021 im Weltraum getestet.

Triumph: Blue Origin lässt Recycling-Rakete erneut sicher landen

Wie ist Jeff Bezos reich geworden?

Der ehemalige Amazon-CEO gilt als der reichste Mann der Welt. Nach seinem Rücktritt bei Amazon beträgt sein Vermögen 211 Milliarden US-Dollar. Bezos wurde am 12. Januar 1964 in Albuquerque, New Mexico, USA geboren. Auch in Zukunft wird Amazon seinen Umsatz pro Jahr weiter steigern, sodass die Aktie weiterhin Rekorde einfährt.

Wie viel Geld hat Richard Branson?

Gegenüber Jeff Bezos ist Richard Branson ein “armer Schlucker”. Das private Vermögen wurde im Oktober 2019 auf rund 4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Branson wurde am 18. Juli 1950 in Blackheath, London, England geboren. 1970 gründete er sein erstes Unternehmen, das den Namen “Virgin” trug und Schallplatten vertrieb. Der Name findet sich in seinem heutigen Weltraumunternehmen wider.

Virgin Galactic will Satelliten in der Luft von einem Jumbo starten

Wie das durchaus riskante Weltraum-Wettrennen ausgehen wird, berichten wir an dieser Stelle. Schon jetzt geht es um viel mehr als den Sieg eines Superreichen – beide Unternehmen wollen sich die beste Startposition für den zukünftigen Weltraum-Massentourismus sichern.

Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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