Wachsen bald Obst und Gemüse auf dem Mond?
Die japanische Regierung und die japanische Raumfahrtbehörde haben sich mit einer Forschungsgruppe und mit Firmen aus der Privatwirtschaft zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist, Lösungen für die Produktion von Nahrungsmitteln auf dem Mond zu entwickeln.
Er ist rund 384.000 Kilometer von der Erde entfernt und für jede Raumfahrtbehörde seit Jahren ein attraktives Ziel: Erst zwölf Menschen waren auf dem Mond, alles Astronauten der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Neben den staatlichen Raumfahrtbehörden haben inzwischen auch private Investoren die Faszination des Mondes für sich entdeckt. Jeff Bezos, Gründer und ehemaliger CEO von Amazon hat ein eigenes Raumfahrtunternehmen initiiert, Blue Origin. Er flog mit einer Rakete im vergangenen Monat Juli ins All. Auch Unternehmer Elon Musk, unter anderem CEO von Tesla, zieht es ins Weltall, er gründete 2002 das Raumfahrtunternehmen SpaceX. Seine Raketen transportieren Satelliten in die Erdumlaufbahn, und es gab bereits erste bemannte Flüge zur Internationalen Raumstation ISS.
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Es bleibt aber weiterhin spannend. Die japanische Regierung und ihre Raumfahrtbehörde, die Japan Aerospace Exploration Agency, haben sich mit verschiedenen Unternehmen aus der Nahrungsmittel- und IT-Branche zusammengeschlossen. Das gemeinsame Ziel: Im Rahmen einer Forschung wollen sie herausfinden, wie sich Nahrungsmittel auf dem Mond produzieren lassen. Die Leitung dieser Studie liegt wohl bei „Space Foodsphere“, einer Forschungsgruppe aus Tokio, die sich mit Weltraumnahrung beschäftigt. Zur Kooperation gehören unter anderem die Firmen Ajinomoto Co., ein Gewürz-, Öl- und Aromenhersteller, NTT Data Corp., ein IT-Unternehmen der Nippon Telegraph und Telephone Group mit Hauptsitz in Tokio sowie das Technologie-Startup Euglena Co., das sich mit der Kultivierung von Mikroalgen beschäftigt und diese als Nahrungsmittel aufbereitet.
Lebensmittel vom Mond sollen Astronauten bei Langzeitaufenthalten verköstigen
Die japanische Raumfahrtbehörde geht scheinbar davon aus, dass es Zukunft vermehrt Projekte zur Monderkundung geben wird – auch von den USA, China und anderen Ländern. Schließlich ist die Japan Aerospace Exploration Agency Teil des von der Nasa geleiteten Artemis-Programms. Ziel dieser Mission ist es, 2024 wieder Astronauten auf dem Mond landen zu lassen. Dafür hat die Nasa eine neue Riesenrakete SLS (Space Launch System) entwickelt. Nach anfänglichen Softwareproblemen sei man nun wieder im Zeitrahmen und plane einen Start der ersten unbemannten Artemis-Teilmission im November dieses Jahres, heißt es in Medienberichten.
Aufgrund der Entfernung zum Mond ist eine Lebensmittellieferung von der Erde aus nicht nur unpraktisch, sondern nahezu ausgeschlossen. Es müsse also ein Lebensmittelangebot auf dem Mond entstehen, das zahlreiche Besatzungsmitglieder von vermutlich langfristig ausgelegten Mondmissionen ernährt. Denn nur mit entsprechender Verköstigung wird es möglich sein, Forschende für länger andauernde Aufenthalte auf den Mond zu schicken.
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Tests in der Antarktis – ähnliche Bedingungen wie auf dem Mond
Die klimatischen Bedingungen auf dem Mond, auf dem es kein Wasser und keine dichte Atmosphäre gibt, dafür Temperaturunterschiede zwischen plus 130 Grad Celsius und minus 160 Grad Celsius, machen das Projekt anspruchsvoll. Ersten Informationen der Nachrichtenagentur Kyodo zufolge plant das Team, an Orten auf der Erde zu forschen, die der Mondumgebung zumindest ähnlich sind. Die Antarktis könnte sich dafür eignen.
Die Studie des Teams aus öffentlichen Einrichtungen und Firmen der Privatwirtschaft habe zum Ziel, Technologien für den Betrieb einer Pflanzenfabrik zu entwickeln, mit denen sich zum Beispiel in Gewächshäusern die Grundlagen für Nahrungsmittel kultivieren lassen, heißt es in Medienberichten. Auch die Frage, wie gesunde geistige und körperliche Bedingungen auf engem Raum über lange Zeiträume aufrechterhalten werden können, solle Teil dieser Studie sein.
Was auf dem Mond funktioniert, könnte auf der Erde ebenfalls hilfreich sein
Die Teilnehmenden erwarten, dass ihre Ergebnisse aber nicht nur für Mondmissionen von Vorteil sein werden. Sie erhoffen sich, dass sie mit möglicherweise neuen Technologien auch Lösungen finden für Probleme auf der Erde. Der Klimawandel wird in absehbarer Zeit weiter für schlechter werdende Bedingungen sorgen. Dann kann es von zentraler Bedeutung sein, Erkenntnisse zu gewinnen, wie sich künftig zum Beispiel Landwirtschaft unter Wüstenbildung betreiben lässt.
Einen Zeitraum für die Studie oder erste Ergebnisse haben die Beteiligten bisher noch nicht bekannt gegeben. Vermutet wird, dass möglicherweise im März 2022 der Startschuss für das Projekt fällt.
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