Warum Rohöl um die Erde fliegt, um Öl auf der Erde zu finden
Wie verhält sich Rohöl im All? Mit den Ergebnissen dieses Experiments wollen die Energiekonzerne Total und PetroChina die Suche nach Rohöl in großen Tiefen auf der Erde verbessern. Derzeit fliegen Titanzylinder der ESA mit Rohöl in einem chinesischen Satelliten um die Erde. Wieso das bei der Ölsuche hilft, lesen Sie hier.
Zu den vermeintlich kuriosesten Nutzlasten, die je ins Weltall geschossen wurden, gehören sechs Titanzylinder, in denen sich Rohöl befindet. In der Nacht zu Mittwoch wurden sie vom chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi an Bord des chinesischen Satelliten SJ-10 ins All gebracht.
In jedem der Titanzylinder befindet sich ein Milliliter Rohöl, also ein kleiner Tropfen. Und die Experimente, die dort in der Schwerelosigkeit stattfinden, simulieren in nur zwei Wochen, wofür die Natur auf der Erde Jahrtausende braucht. Und deshalb fliegen die Titanzylinder nun um die Erde.
In den Titanzylindern herrschen 500 bar Druck
Der Druck im Inneren der Zylinder liegt bei 500 bar. Derart unwirtliche Verhältnisse herrschen auch auf der Erde, besser in ihren Tiefen. Genau die haben die Initiatoren des Experiments im Visier. 8000 Meter unter der Oberfläche vermuten sie Erdöllagerstätten. Wo genau sie sich befinden, lässt sich nicht sagen. Die Versuche im All sollen die Suche erleichtern.
Und was passiert bei dem Versuch im All? Ein Ende der Zylinder ist warm, das andere kalt. Unter diesen Umständen bewegen sich die Moleküle des Öls in Richtung Wärme. Ludwig-Soret-Effekt heißt dieses physikalische Phänomen. Es findet auch tief im Inneren der Erde statt.
In zwei Wochen passiert, wozu die Erde Jahrtausende braucht
Erdölmoleküle sind gewissermaßen auf Wanderschaft, wenn auch extrem langsam. Die leichteren Moleküle kommen noch am schnellsten voran – es findet also auf Grund der Thermophorese eine Trennung in eine leichte und eine schwere Fraktion statt. In der Schwerelosigkeit wird dieser Prozess extrem beschleunigt. Nach zwei Wochen haben die Moleküle sich so weit bewegt wie die in der Tiefe der Erde in tausenden von Jahren.
Oliver Münster, Chefphysiker der ESA, erklärt den Prozess der Thermophorese so: „Stellen sie sich eine Packung Cornflakes vor. Mit der Zeit sinken die kleineren Flocken immer tiefer.“ Das Gleiche passiere in den Tiefen der Erde, nur dass dort Temperaturunterschiede der Auslöser sind.
Total und PetroChina sind an Ergebnissen interessiert
Wenn SJ-10 in zwei Wochen zur Erde zurückkehrt, analysieren die Forscher die Laufwege der Ölmoleküle. Das wird ihnen Aufschluss darüber geben, wo sich Öl in großen Tiefen auf der Erde finden lässt, so hoffen sie. Die Ergebnisse dienen dazu, dreidimensionale Computermodelle des Untergrunds zu errechnen. „Das Experiment ist so angelegt, dass es unser Verständnis für Öllagerstätten in Tiefen bis zu acht Kilometern verbessert“, sagt ESA-Projektleiter Antonio Verga.
Die Mission haben chinesische Wissenschaftler und Forscher der Europäischen Weltraumagentur (ESA) gemeinsam vorbereitet. Außerdem sind die französischen und chinesischen Mineralölgesellschaften Total und PetroChina beteiligt.
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