Mondlos leben 31.07.2023, 06:09 Uhr

Was wäre die Erde ohne den Mond?

Der Mond ist seit Jahrmillionen ein treuer Begleiter unserer Erde. Dass er Ebbe und Flut beeinflusst, ist den meisten Menschen bekannt. Doch der Einfluss geht weit darüber hinaus. Das führt zu der Frage: Was wäre die Erde ohne den Mond?

Blutmond

Manchmal taucht der Mond seine Umgebung sogar in ein rötliches Licht.

Foto: Panthermedia.net/lagereek

Der Mond ist der einzige natürliche Satellit der Erde. Wegen seiner Nähe ist er auch der einzige fremde Himmelskörper, den Menschen je betreten haben. Für die Weltraumforschung hatte der Mond schon immer eine sehr große Bedeutung, doch wie groß ist der Einfluss unseres nächsten Nachbarn im Sonnensystem auf die Erde. Könnten wir überhaupt ohne ihn leben? Erfahren Sie in diesem Ratgeber, was den Mond so besonders macht.

Der Mond im Kurzporträt

In unserem Sonnensystem umkreisen die Planeten die Sonne, die Monde die Planeten. Obwohl Monde kleiner sind als Planeten, üben sie oft einen bedeutenden Einfluss aus. Unser eigener Mond ist für die Erde lebenswichtig, da er physikalische Phänomene wie Gezeiten verursacht und ohne ihn möglicherweise kein Leben, wie wir es kennen, existieren würde.

Das Wort „Mond“ hat seine Wurzeln im Indogermanischen und bedeutete ursprünglich „Wanderer“ am Himmel. Dieses Wort findet sich auch im Begriff „Monat“ wieder, der daran erinnert, dass der Mensch in der Vergangenheit seine Zeit gerne in Mondzyklen eingeteilt hat.

Die Faszination für den Mond reicht weit in die Zeit zurück, als die Menschen noch nicht wussten, dass er ein riesiger außerirdischer Gesteinsbrocken ist. Die älteste bekannte Darstellung des Mondes stammt aus einem 5.000 Jahre alten neolithischen Grab in Irland. Das erste Foto des Mondes stammt übrigens aus dem Jahr 1840.

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Doch wie ist der Mond entstanden? Vor etwa 4,5 Milliarden Jahren kollidierte der marsgroße Protoplanet Theia mit der Erde. Diese gigantische kosmische Kollision schmolz die Erde fast vollständig auf und führte zur Entstehung des Mondes – ein Ereignis, das die Geburtsstunde unseres treuen Begleiters markierte.

Und noch ein paar Zahlen zum Mond

  • Masse: Der Mond hat eine Masse von etwa 7,35 × 10^22 Kilogramm, das sind 73,5 Billionen Tonnen – wenn man sie auf der Erde messen könnte. Einfacher ausgedrückt: Er hat 81-mal weniger Masse als die Erde. Die geringere Masse des Mondes hat zur Folge, dass er weniger Anziehungskraft ausübt: im Vergleich zur Erde nur ein Sechstel. Wer auf der Erde 60 Kilogramm wiegt, würde auf dem Mond gerade mal 10 Kilo wiegen.
  • Durchmesser: Mit einem Durchmesser von 3.474 Kilometern (am Äquator) zählt der Mond zu den fünftgrößten Monden in unserem Sonnensystem.
  • Entfernung: Der Mond befindet sich ungefähr 380.000 Kilometer von der Erde entfernt. Astronautinnen und Astronauten benötigen mehrere Tage, um dorthin zu gelangen. Mit dem Auto müsste man fast ein halbes Jahr lang ununterbrochen fahren, um diese Distanz zu überbrücken.
  • Umlaufzeit: Der Mond umkreist die Erde in 27 Tagen, sieben Stunden und 43,7 Minuten. Das bedeutet, er bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Kilometer pro Sekunde um die Erde.
  • Temperatur: Auf der Tagseite des Mondes können die Gesteine auf bis zu 130 Grad Celsius aufgeheizt werden, da die Sonne dort entsprechend lange scheint. Auf der Nachtseite hingegen kühlen sie auf bis zu minus 160 Grad ab.
  • Langer Mondtag: Da sich der Mond so langsam dreht, dauern Tag und Nacht jeweils 14 etwa Erdtage lang. Das entspricht dem Phasenzyklus des Monds. Es ist an einem beliebigen Punkt dort also abwechselnd 14 Tage hell und 14 Tage dunkel
  • Mondphasen: Im Laufe eines Umlaufs des Mondes können wir vier verschiedene Mondphasen beobachten: Vollmond, abnehmender Mond, Neumond und zunehmender Mond. Diese Phasen beschreiben jeweils die Fläche des Mondes, die von der Erde aus betrachtet von der Sonne angestrahlt wird.

Woraus besteht der Mond?

Seismische Messungen haben Aufschluss über die Zusammensetzung der etwa 60 Kilometer dicken Mondkruste gegeben. Sie besteht hauptsächlich aus Mineralien, die auch in der Erdkruste weit verbreitet sind. Darunter befindet sich, ähnlich wie auf der Erde, ein Mantel aus dunklerem Gestein, gefolgt von einem vermuteten Kern, der hauptsächlich aus Eisen besteht.

Obwohl viele Bilder der Apollo-Landungen in den späten 1960er Jahren in Schwarz-Weiß aufgenommen wurden, ist die Oberfläche des Mondes in Wirklichkeit sehr eintönig. Entsprechend groß war die Begeisterung der Geologen-Astronauten, als sie einmal orangefarbenes Gestein entdeckten – eine seltene Abwechslung inmitten der grauen Landschaft.

Mikrometeoriten haben im Laufe von Jahrmillionen das Gestein auf der Mondoberfläche zermahlen und eine meterdicke Schicht aus feinem Staub, den so genannten Regolith, gebildet. Eine bemerkenswerte Entdeckung war, dass die Elementzusammensetzung von Erde und Mond erstaunlich ähnlich ist. Dies deutet stark darauf hin, dass der Mond durch eine Kollision mit einem anderen Himmelskörper entstanden ist und sich aus dem Material beider Körper gebildet hat.

Warum sehen wir immer nur eine Seite des Mondes?

So wie die Anziehungskraft des Mondes auf der Erde für Ebbe und Flut sorgt, wirkt auch die Erde auf den Mond – allerdings aufgrund ihrer 80-mal größeren Masse mit einer entsprechend größeren Kraft. Obwohl es auf dem Mond keine flüssigen Meere gibt, die sich bewegen könnten, ist die Anziehungskraft der Erde stark genug, um den Mond leicht zu verformen.

Dieser Effekt wiederum bremst die Rotation des Mondes, also seine Drehung um sich selbst. Im Laufe der Zeit führt diese Abbremsung zur so genannten gebundenen Rotation: Der Mond benötigt nun für eine Umdrehung um die eigene Achse genauso viel Zeit wie für einen vollen Umlauf um die Erde. Dadurch zeigt der Mond der Erde immer dieselbe Seite. Dieses Phänomen, bei dem ein Himmelskörper einem anderen immer die gleiche Seite zeigt, nennt man „gebundene Rotation“ oder auch „tidal lock“.

So beeinflusst der Mond die Erde

Der Einfluss des Mondes auf die Erde ist von grundlegender Bedeutung für das Leben, wie wir es kennen. Ohne den Mond wäre nicht nur das Klima auf der Erde anders, sondern es könnte sogar sein, dass die menschliche Existenz nicht möglich wäre. Die Wirkungen des Mondes gehen weit über die Gezeiten hinaus und prägen unser Ökosystem auf vielfältige Weise.

Ohne Mond keine Ebbe und Flut

Die Anziehungskraft des Mondes bewirkt eine Verformung der Erde, die sich auf der dem Mond zugewandten und abgewandten Seite dehnt und auf der anderen Seite staucht. Diese Gezeitenkraft beeinflusst das Wasser in den Meeren und Ozeanen und führt zweimal täglich zu Ebbe und Flut.

Die Stärke der Gezeiten hängt vom Stand der Sonne, der Erde und des Mondes ab. Stehen diese in einer Linie, verstärken sich die Gezeiten und es kommt zu sogenannten Springfluten. Steht der Mond dagegen im rechten Winkel zur Sonne (von der Erde aus gesehen als Halbmond), sind die Gezeiten schwächer und man spricht von „Nipptiden“.

Wieso sind die Gezeiten an verschiedenen Orten unterschiedlich groß?

Es gibt Orte, an denen der Unterschied zwischen Ebbe und Flut besonders groß ist, wie z.B. die Bay of Fundy in Kanada, wo ein Unterschied von bis zu 21 Metern möglich ist. Dagegen sind die Gezeiten an der Ostseeküste, etwa in Deutschland, mit etwa 30 Zentimetern vergleichsweise gering.

Die Wissenschaftler haben dafür verschiedene Erklärungen, aber ein entscheidender Faktor ist das Volumen des Ozeans: Je größer der Ozean, desto mehr Wasser wird bewegt und desto größer ist der Unterschied zwischen Ebbe und Flut. Auch der Wind kann eine Rolle bei der Erhöhung des Tidenhubs spielen, insbesondere wenn er vom offenen Meer in Richtung Küste weht. Diese besondere Form der Flut wird als Sturmflut bezeichnet.

Ohne Mond keine verlässlichen Jahreszeiten

Der Mond spielt eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung der Erdachse, die wiederum für unsere verlässlichen Jahreszeiten verantwortlich ist. Ohne den Mond würde die Erdachse alle paar Millionen Jahre stark instabil werden, mit verheerenden Folgen für das Klima. Forscher haben berechnet, dass die Erdachse ohne den Mond sogar um fast 90 Grad kippen könnte.

Das hätte dramatische Folgen, denn der Nordpol könnte plötzlich in den Tropen liegen. Das würde bedeuten, dass auf der einen Hälfte der Erde ein halbes Jahr lang ständiges Sonnenlicht herrscht, gefolgt von einem halben Jahr völliger Dunkelheit und Kälte. Glücklicherweise stabilisiert der Mond die Erdachse und verhindert solche Extreme.

Ohne Mond vielleicht kein Leben an Land

Der Mond spielt eine entscheidende Rolle für das Leben auf der Erde, insbesondere für die Entwicklung des irdischen Lebens. Dem Mond verdanken wir die Gezeiten. Ebbe und Flut sorgen für regelmäßige Überschwemmungsgebiete an den Küsten im Übergangsbereich zwischen Wasser und Land. Diese besonderen Lebensräume waren für die Evolution von großer Bedeutung.

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In diesen Übergangsbereichen entwickelten sich einst die Amphibien, die später die Fähigkeit entwickelten, immer weiter an Land zu kriechen. Aus den Amphibien wiederum entwickelten sich im Laufe der Zeit Reptilien wie Echsen und Dinosaurier, die schließlich den Weg für die Entwicklung der Säugetiere ebneten. Ohne den Mond wären die Gezeiten und damit die Überschwemmungsgebiete viel schwächer ausgeprägt und diese wichtigen Lebensräume hätten sich möglicherweise nicht in der gleichen Form entwickelt.

Ohne Mond wären die Tage kürzer

Heute braucht die Erde etwa 24 Stunden, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen. Das war aber nicht immer so. In der Frühzeit der Erde drehte sie sich etwa viermal schneller, so dass ein Tag nur etwa sechs Stunden dauerte. Der Mond hatte jedoch einen entscheidenden Einfluss auf diese Rotation.

Durch die vom Mond verursachten Gezeiten, insbesondere Ebbe und Flut, geht der Erde ständig Rotationsenergie verloren. Durch das Auf und Ab des Wassers wird die Erde ständig langsamer. Der Mond bremst also die Erde und verlängert die Tage.

Plötzlich ohne Mond: Katastrophe für Menschen, Tiere, Pflanzen

Würde der Mond von einem Tag auf den anderen verschwinden, hätte dies katastrophale Folgen für Menschen, Pflanzen und Tiere. Zunächst würden die Tage deutlich kürzer werden, was die Lebenszeit der Individuen, die das Verschwinden des Mondes überleben, verkürzen könnte. Mit weniger Tageslicht stünde weniger Zeit für Energiegewinnung und Aktivitäten zur Verfügung.

Nächtliche Szenarien würden sich drastisch ändern, da die Nächte ohne den Mond viel dunkler wären. Für einige Tiere, die heute auf das Mondlicht für ihre nächtlichen Wanderungen angewiesen sind, wäre es wahrscheinlich zu dunkel, um effektiv nach Nahrung zu suchen. Viele Arten könnten aussterben. Möglicherweise würden neue Arten mit besseren Augen entstehen, die das spärliche Sternenlicht für ihre nächtlichen Streifzüge nutzen könnten.

Insgesamt würde das Fehlen des Mondes die Dynamik der Lebensräume und die Evolution der Lebewesen auf der Erde erheblich beeinflussen. Unsere Welt würde sich in vielerlei Hinsicht verändern und neue Anpassungen und Strategien wären notwendig, um mit den veränderten Bedingungen zurechtzukommen. Der Mond spielt also eine entscheidende Rolle für die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten.

Was wären wir ohne unseren treuen Begleiter?

Ohne den Mond wäre es nachts nicht nur dunkel, sondern stockfinster, und wir wären allein auf die Sterne angewiesen, um uns den Weg zu leuchten. Auch die Erde wäre ohne ihren Mond einsamer, denn sie würde ohne ihren treuen Begleiter durch das Weltall fliegen. Leider entfernt sich der Mond immer weiter von der Erde. Jedes Jahr driftet er etwa vier Zentimeter weiter ins All. In ferner Zukunft wird der Mond so weit entfernt sein, dass es keine totale Mondfinsternis mehr geben wird. Damit besteht auch nicht die Gefahr, dass der Mond eines Tages auf die Erde stürzt, wie manchmal befürchtet wird. Vielmehr wird er sich in einigen Milliarden Jahren so weit von der Erde entfernt haben, dass der Einfluss der Sonnengravitation stärker wird als der der Erde.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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