Weltall: Warum jetzt der richtige Zeitpunkt für dieses Buch ist
„Sternenwelten“ ist ein Astronomie-Buch für Genießer. Gerade jetzt sollten Weltall-Fans einen Blick hineinwerfen.
Allmählich wird der Raum zwischen den vier Wänden etwas eng. Reisen ist ein Wort aus einer anderen Zeit und draußen ist es farblos bis grau und kalt und nass. Die Zeit könnte kaum passender sein für den Bildband „Sternenwelten“ von Thorsten Dambeck, der zumindest eine Fantasiereise in die Weiten des Weltalls zulässt.
„Leuchtende Nebel, Funkelnde Sternhaufen, Dunkle Geheimnisse“ verspricht das großformatige Buch auf dem Einband. Der erinnert haptisch an Leinen, und wer das schwere Buch in die Hände nimmt, merkt: Das hier ist ein Bildband für Genießer.
Weltall-Schmöker: Von „stinkenden Zwergen“ und mysteriösen Neutronensternen
Angenehm unaufgeregt und mit leicht altmodisch angehauchtem Sprachgestus spannt Physiker und Wissenschaftsjournalist Thorsten Dambeck den Bogen von den mythischen Anfängen der Sternenbetrachtung in der Antike bis zum Hubble-Teleskop, zur ISS und zur Erforschung von Methusalemsternen.
Dunkle Materie: Entdeckung könnte unser Weltbild verändern
Wir erfahren in kurzen Texten, welche Kräfte in unserer Milchstraße wirken, reisen ins Zentrum der Welteninseln, schmunzeln über „stinkende Zwerge“, staunen über gigantische Spiralgalaxien, die Rätsel der Neutronensterne und eine Supernova, die heller als 100 Millionen Sonnen ist. Überhaupt sind es diese Weltall-Superlative, die uns Leser in den Bann ziehen. Etwa wenn wir von SNR 0454-67.2 lesen. Hinter der sehr nüchternen Bezeichnung steckt das Relikt einer ungeheuerlichen Sternenexplosion vor Urzeiten in der Großen Magellanschen Wolke – rund 163.000 Lichtjahre von uns entfernt. Beim Versuch, sich diese Entfernung auszumalen, wird einem schwindelig: 9,46 Billionen Kilometer mal 163.000 … unvorstellbar.
Immer wieder gibt es solche Gänsehaut-Momente bei der Lektüre von „Sternenwelten“. Schnell verliert man sich in diesem Buch, was auch dem Layout geschuldet ist: Über 200 farbenreiche Bilder und spektakuläre Panoramaaufnahmen von weit entfernten Sternenhaufen, kosmischen Nebeln oder von Alma-Teleskopen unter dem glitzernden Sternenhimmel fügen sich ein in den vorwiegend ganz in schwarz gehaltenen Hintergrund; als würde man durchs Fenster seines Raumschiffs einen Blick ins Weltall werfen.
Gaia-Mission bringt Astronomie nach vorn
Nicht zuletzt der Gaia-Mission der Esa verdankt die Astronomie viele der neuesten Erkenntnisse. Seit 2013 durchmustert das Weltraumteleskop Gaia den gesamten Himmel und liefert wertvolle Daten, die allein im Jahr 2019 über 1.400 wissenschaftliche Publikationen möglich gemacht haben. Vor Gaia hätte „Sternenwelten“ wohl ganz anders ausgesehen.
„Wir leben zweifellos im goldenen Zeitalter der Astronomie und es macht großen Spaß, daran Teil zu haben – sei es im professionellen Umfeld oder als interessierter Beobachter“, heißt es im Vorwort.
Asteroid: Wie sich die Erde auf einen Einschlag vorbereitet
„Sternenwelten“ macht Spaß
Und in der Tat: „Sternenwelten“ macht einfach Spaß. Es ist ein Buch, das man nach dem Homeoffice-Feierabend oder am Wochenende zuhause in die Hände nimmt und sich in ferne Welten denkt. Und dabei vielleicht auch die Dinge in andere Verhältnisse zu rücken beginnt: Was ist schon ein Jahr im Vergleich zu den ungeheuren Zeitaltern, die allein unsere Galaxie durchlebt hat?
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