Weltraumteleskop Gaia erreicht optimale Position
Das vor drei Wochen gestartete ESA-Teleskop „Gaia“ hat seine Beobachterposition im Weltraum erreicht und richtet seine Instrumente aus. Gaia soll bis 2018 die Positionen, Entfernungen und Bewegungen von einer Milliarde Sternen messen und erstmals eine 3D-Karte der Milchstraße erstellen.
Gut drei Wochen nach seinem Start am 19. Dezember 2013 hat das Teleskop der Europäischen Weltraumbehörde ESA die ideale Beobachterposition erreicht. Der sogenannte Punkt Lagrange 2 (L2) liegt etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, genau dort, wo sich die Gravitationskräfte von Sonne und Erde aufheben. Für die kommenden fünf Jahre soll Gaia die Sonne im Gleichtakt mit der Erde umrunden und die Milchstraße kartieren.
Die empfindliche Instrumente müssen vor Sonne geschützt werden
Es sei ein „komplexes Vorhaben“ gewesen, den Punkt L2 zu erreichen, sagte ESA-Einsatzleiter David Milligan. Ein Tag nach dem Start hatte es einen wichtigen Schub in die richtige Richtung gegeben, jetzt wurde die Sonde mit einem weiteren Manöver in ihr Orbit gebracht. Eine weitere kleine Kurskorrektur wird nächste Woche fällig. Bei den Manövern müssen die Anschubdüsen so gezündet werden, dass Gaia den korrekten Kurs einschlägt, gleichzeitig sind die empfindlichen wissenschaftlichen Instrumente unbedingt vor der Sonne zu schützen. Schon während des Anfluges zum Punkt L2 war damit begonnen worden, die Instrumente zu testen und zu kalibrieren. Nach einer weiteren Testphase von vier Monaten wird Gaia dann mit der eigentlichen Aufgabe beginnen.
Mit bisher unerreichter Präzision soll das Teleskop rund eine Milliarde Sterne in der Milchstraße beobachten, ihre Position und Bewegung, ihre Temperatur, Leuchtkraft und Zusammensetzung messen. Jedem Stern wird Gaia auf diese Weise rund 70 Mal begegnen und dabei die gigantische Datenmenge von mehr als einem Petabyte, das sind eine Million Gigabyte, produzieren. Neben der dreidimensionalen Vermessung der Milchstraße wird die Sonde auch in ferne Galaxien schauen und soll dort nach Planeten in anderen Sonnensystemen und Supernovae, explodierenden Sternen mit großer Masse, Ausschau halten. Ebenfalls auf dem Programm steht die Entdeckung von neuen Astroiden. Etwa 620 000 dieser sternähnlichen Kleinplaneten sind bisher in unserem Sonnensystem bekannt. Ihre tatsächliche Anzahl dürfte aber in die Millionen gehen.
Neuer Großformatfilm „Milliarden Sonnen“ wurde für Planetarien produziert
Für diese gigantische Sternenzählung, die den Astronomen letztlich wesentliche Erkenntnisse über die Entstehung und Entwicklung der Milchstraße bringen sollen, wurde die drei Meter große und 2030 Kilogramm schwere Sonde mit neuesten Technologien ausgestattet. Zwei hochpräzise Teleskope und eine Kamera mit 106 einzelnen lichtempfindlichen Sensoren und einer Milliarde Pixel sind für die Beobachtung zuständig. Die genaue Zielausrichtung und Positionierung übernehmen Mikro-Antriebsdüsen für die Lageregelung und eine Reihe von elektronisch steuerbaren Antennen.
Gebaut wurde die 740 Millionen Euro teure Sonde vom europäischen Raumfahrtkonzern EADS Astrium. An der Mission der europäischen Raumfahrtagentur ESA arbeiten insgesamt mehr als 400 Wissenschaftler aus 24 ESA-Ländern. Die riesigen Datenmengen von Gaia werden im Europäischen Raumflugkontrollzentrum ESOC der ESA in Darmstadt empfangen und von dort aus weitergeleitet und verwertet.
Gleichzeitig mit der Gaia-Sonde ist auch ein neuer Großformatfilm für Planetarien gestartet. Die Show „Milliarden Sonnen“ hatte gestern in Hamburg Premiere und ist in 17 deutschen Städten und zahlreichen europäischen Planetarien zu sehen. Die spannende 45-minütige Show wurde in Zusammenarbeit mit der ESA produziert und nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise durch die Galaxis.
Ein Beitrag von: