Whisky-Experimente auf Internationaler Raumstation ISS
Macht Schwerelosigkeit Whisky milder im Geschmack? Das möchte Suntory herausfinden. Der japanische Getränkehersteller schießt Schnapsproben ins Weltall – sie lagern ein Jahr lang an Bord der Internationalen Raumstation (ISS).
Whiskyherstellung ist ein kompliziertes Handwerk. Wie gut die Spirituose schmeckt, das hängt von vielen Faktoren ab: etwa vom Mikroklima, der Holzart des Fasses, in dem der Schnaps jahrelang reift, und der Bauart des Lagerhauses. Erfahrene Hersteller jonglieren seit Jahrzehnten mit diesen Faktoren. Allerdings bleiben dabei alle auf der Erde. Alle, bis auf Suntory. Der japanische Whiskyhersteller vermutet, dass Lagerung bei weniger Bewegung und geringeren Temperaturschwankungen zu einem milderen Geschmack führt.
H-2 Transfer Vehicle bringt Whisky zur ISS
Suntory macht Nägel mit Köpfen und schießt Whiskyproben ins Weltall: Der Hersteller hat sich dafür das H-2 Transfer Vehicle gemietet – ein unbemanntes Versorgungsraumschiff der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa, welches das japanische Labor auf der Internationalen Raumstation (ISS) regelmäßig mit bis zu 6 t Ausrüstung beliefert. Beim nächsten Start am 16. August vom Weltraumbahnhof Tanegashima in Südjapan nimmt es die Whiskyproben mit.
Keine Party: Whiskey lagert ein Jahr lang im Labor
Für die Besatzung der ISS heißt es standhaft bleiben: Denn der Whisky ist nicht für eine feuchtfröhliche Partynacht im Weltall gedacht. Er soll im japanischen Labor einfach nur lagern. Ein Jahr lang.
Wenn er nach einem Jahr auf der Erde zurückkehrt, verkosten ihn die Experten von Suntory. Sie sollen mit ihren feinen Zungen schmecken, ob die fehlende Erdanziehungskraft dem Whisky tatsächlich gut getan hat. Parallel werden im Labor Experimente stattfinden, um das subjektive Geschmackserlebnis mit objektiven Daten zu untermauern.
Yamazaki Single Malt Sherry Cask 2013 ist der beste Whisky der Welt
Suntory genießt auch ohne Weltraumexperimente einen ausgezeichneten Ruf: Die renommierte Jim Murray´s Whisky Bible – ein britischer Führer durch die Welt der Spirituose – hat 4500 Whiskys probiert und entschieden: Der Yamazaki Single Malt Sherry Cask 2013 von Suntory ist der beste Whisky der Welt. Seine Geschichte reicht zurück in die 1920er Jahre. Damals hatten ein japanischer Unternehmer und seine schottische Frau Suntory gegründet. Und wahrscheinlich nicht davon zu träumen gewagt, dass ihre Spirituose 2015 sogar die Erde verlässt.
Schottische Distillerie Ardberg experimentierte schon im Weltall
Doch neu ist das Experiment nicht: Im Oktober 2011 flog ein russischer Raumtransporter zur ISS – an Bord Whiskyproben der schottischen Distillerie Ardberg, die zwei Jahre lang in der Schwerelosigkeit reiften und anschließend in einem Labor in Houston (Texas) landeten.
„Der Versuch wird neues Licht auf die Auswirkungen der Gravitation und den Reifeprozess werfen“, sagte damals Bill Lumsden, Brennmeister der Ardberg-Distillerie. „Unser Team hofft herauszufinden, wie sich die Geschmacksnuancen unter unterschiedlichen Gravitationsbedingungen entwickeln. Die Ergebnisse können den Reifungsprozess für Whisky von Grund auf revolutionieren.“
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