Zukunftspläne 13.04.2025, 11:12 Uhr

Wie Deutschland den Mond erobern möchte

Im Koalitionsvertrag spielt die Raumfahrt eine wichtige Rolle. Welche Rolle der Mond dabei spielt und wie Deutschland ihn erobern will, erfahren Sie hier.

Mensch auf Mond

Wird bald eine deutsche Astronautin oder ein deutscher Astronaut auf dem Mond unterwegs sein?

Foto: Nasa

Die neue Bundesregierung verfolgt das Ziel, deutsche Astronautinnen und Astronauten auf dem Mond zu sehen. Unterstützt durch die ESA engagiert sich Deutschland technisch, politisch und finanziell im Rahmen des Artemis-Programms der NASA. Ob tatsächlich ein deutscher Raumfahrender den Mond betritt, hängt von internationalen Absprachen und dem politischen Willen ab.

Eine neue Phase der astronautischen Raumfahrt

Deutschland möchte in der kommenden Phase der bemannten Raumfahrt eine aktive Rolle spielen. Ziel ist es, dass deutsche Astronautinnen oder Astronauten im Rahmen internationaler Missionen den Mond betreten.

Raumfahrtkoordinatorin Anna Christmann erklärte in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur: „Ich halte das für richtig, da astronautische Raumfahrt uns neue Horizonte eröffnet und wir auf dem Mond heute mit neuer Technologie sehr viel Neues entdecken können.“ Sie betont jedoch, dass dies nur im Rahmen stabiler internationaler Kooperationen gelingen kann.

Stellenangebote im Bereich Luft- und Raumfahrt

Luft- und Raumfahrt Jobs
Nord-Micro GmbH & Co. OHGa part of Collins Aerospace-Firmenlogo
Projekt- / Produktingenieur (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. OHGa part of Collins Aerospace
Frankfurt am Main Zum Job 
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Business Development Manager im Bereich Sales (m/w/d) pro-beam GmbH & Co. KGaA
Gilching bei München Zum Job 

Artemis: Das ambitionierte Mondprogramm der NASA

Nach über 50 Jahren Pause will die NASA mit dem Artemis-Programm wieder Menschen auf den Mond bringen. Artemis ist die Nachfolge der legendären Apollo-Missionen. Ziel ist es nicht nur, erneut den Mond zu betreten, sondern dort auch eine dauerhaft nutzbare Infrastruktur aufzubauen.

Die erste Artemis-Mission (Artemis I) war ein unbemannter Testflug. Artemis II soll 2026 mit Besatzung den Mond umrunden. Frühestens 2027 könnte dann mit Artemis III wieder eine bemannte Mondlandung stattfinden. Die europäische Raumfahrtagentur ESA ist dabei enger Partner der NASA. Drei europäische Astronautinnen oder Astronauten sollen laut bisherigen Planungen an den Artemis-Missionen teilnehmen. Ob eine deutsche Person dazugehören wird, ist noch offen.

Zwei aussichtsreiche deutsche Kandidaten

Derzeit stehen vor allem zwei deutsche Astronauten im Fokus: Alexander Gerst und Matthias Maurer. Beide gehören dem aktiven ESA-Korps an. Gerst hat bereits zwei Langzeitmissionen auf der Internationalen Raumstation ISS absolviert. Auch Maurer war 2021 für mehrere Monate im All. „Ich denke, jeder Astronaut möchte gerne zum Mond fliegen. Das ist ein ganz großer Traum, auch mein Traum“, sagte Maurer im Februar.

Raumfahrt als politische Priorität

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD wird Raumfahrt als Zukunftstechnologie definiert. Das Dokument erklärt: „Wir streben an, dass eine deutsche Astronautin oder ein deutscher Astronaut im Rahmen einer internationalen Mission zum Mond fliegt.“ Darüber hinaus soll das Bundesministerium für Bildung und Forschung zum Ressort für Forschung, Technologie und Raumfahrt erweitert werden.

Geplant ist, dass die CSU dieses Ministerium führt. Ihr Parteivorsitzender Markus Söder hatte bereits zuvor ein bayerisches Raumfahrtprogramm vorgestellt. Raumfahrtkoordinatorin Christmann betont, dass der Umbau des Ministeriums gut durchdacht sein muss: „Unsere Industrie braucht mehr innovative Aufträge für Raumfahrtdienstleistungen vom Staat und eine smarte Innovationsförderung.“

Warum eine deutsche Mondmission relevant ist

Oft wird gefragt: Gibt es nichts Wichtigeres als eine Mondmission? Doch die Raumfahrt hat schon mehrfach bewiesen, dass sie Innovationen antreibt, die auch dem Alltag zugutekommen. Technologien wie Klettverschlüsse, Memory-Schaum, Rauchmelder, kabellose Bohrmaschinen oder GPS wären ohne Raumfahrt nicht denkbar.

Auch wirtschaftlich kann Raumfahrt neue Märkte erschließen. Auf dem Mond befinden sich Rohstoffe wie Helium-3 oder gefrorenes Wasser. Aus Letzterem lassen sich Sauerstoff und Wasserstoff gewinnen – Grundlage für Lebenserhaltung und Treibstoffproduktion. Der Mond wird deshalb als „Sprungbrett“ für Marsmissionen angesehen. Die dort geringere Schwerkraft erleichtert den Start interplanetarer Missionen.

Technologische Beteiligung Deutschlands

Deutschland ist ein zentraler technischer Partner der ESA im Artemis-Programm. In Bremen fertigt Airbus das European Service Module (ESM) für die Orion-Kapsel der NASA. Dieses Modul versorgt die Crew mit Sauerstoff und Wasser, liefert Energie, reguliert die Temperatur und steuert den Antrieb. Ohne das ESM wäre eine Mission zum Mond nicht möglich.

Ein weiteres Beispiel: In Jena wird das Navigationssystem „Star Tracker“ entwickelt. Es hilft der Orion-Kapsel, ihre Position im All zu bestimmen. Dieses System ist notwendig, um das Raumschiff präzise zum Mond und sicher wieder zur Erde zu bringen.

Oberpfaffenhofen: Mondkontrolle aus Deutschland

Im bayerischen Oberpfaffenhofen entsteht das europäische Mond-Kontrollzentrum, das sogenannte Moon Mission Control Centre. Bereits heute befindet sich dort das German Space Operations Centre (GSOC), das u. a. das Columbus-Modul der ISS steuert. Mit dem neuen Zentrum wird Deutschland zur Schaltzentrale für europäische Mondmissionen.

Die Anlage soll ab 2027 operativ sein. Damit ist Deutschland nicht nur industriell, sondern auch infrastrukturell in der Mondforschung führend vertreten. Geplant ist, von Oberpfaffenhofen aus sowohl Artemis-Missionen zu begleiten als auch eigene europäische Vorhaben zu steuern.

Mondtraining in Köln

Damit europäische Raumfahrende auf Mondmissionen vorbereitet werden, entsteht am European Astronaut Centre (EAC) in Köln eine spezielle Trainingshalle. Dieses „Luna“ genannte Projekt wird mit rund 900 Tonnen speziellem Sand gefüllt, der in Korngröße und Zusammensetzung dem Mondboden ähnelt.

Ein Seilzugsystem simuliert die geringere Schwerkraft auf dem Mond. Damit können Astronautinnen und Astronauten realitätsnah üben, wie sie sich auf dem Erdtrabanten bewegen und dort arbeiten würden. Luna soll bis 2025 einsatzbereit sein.

Internationale Zusammenarbeit

Deutschland ist nicht allein: Die ESA verhandelt mit der NASA über einen Platz für eine europäische Astronautin oder einen Astronauten auf dem Mond. Generaldirektor Josef Aschbacher führt diese Gespräche. Auch Japan (JAXA) und Kanada (CSA) sind Teil des Artemis-Programms.

Bei einem Besuch von Robert Habeck in Washington im Jahr 2024 stand auch die  Zusammenarbeit mit der NASA im Fokus. Das Ziel: eine starke Rolle Deutschlands in der astronautischen Raumfahrt. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.