Wie Tschuri seine Form durch die Wärme der Sonne verändert
Tagsüber kommt Tschuri ganz schön ins Schwitzen: Die Wärme der Sonne ist inzwischen so stark, dass die riesigen Eisgebirge tagsüber zu Dampf werden. Nachts gefriert die Feuchtigkeit wieder, setzt sich aber zu neuen Eisgebirgen zusammen. Tschuri verändert sein Gesicht.
Tschuri, offiziell 67P/Tschurjumow-Gerassimenko genannt, verändert derzeit täglich seine äußere Form durch die Wärme der Sonneneinstrahlung. Ausgelöst durch ein ständiges Tauen und wieder Frieren des Eises und Wasserdampfes. Auf dem Flug Richtung Sonne lässt die Wärme der Sonne tagsüber das Eis tauen. In der Nacht wird es wieder kälter und der Wasserdampf friert erneut zu einer anders geformten Eisschicht.
Auf die Spur dieser Veränderungen kamen die Forscher durch die Raumsonde Rosetta, die Tschuri durch das Weltall begleitet und die Aktivitäten des Kometen seit September 2015 genau beobachtet . Auswertungen der Daten, die mit dem Infrarot-Spektrometer Virtis gemacht wurden, lüfteten jetzt das Geheimnis. Virtis beobachtet genau die Verteilung des Materials an der Oberfläche wie auch der Gase und Moleküle auf Tschuri.
Einsatz von Rosetta bringt den Nachweis
„Wie und wo genau die Quellen der kometaren Aktivität entstehen, war bisher ein weitgehend ungelöstes Rätsel der Kometenforschung“, erklärt Dr. Gabriele Arnold vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die die deutschen wissenschaftlichen Beiträge zum Instrument Virtis leitet. Mit der Entdeckung der Eismuster ließ sich nun nachweisen, dass zu bestimmten Tageszeiten Wasserdampf aus dem Kometeninneren an die Oberfläche strömt, anschließend im Schatten gefriert und bei Sonnenlicht erneut verdampft, um endgültig in den Weltraum zu entweichen.
Beobachtet haben die Wissenschaftler diesen Vorgang schon längere Zeit, etwa auch bei den Kometen 9P/Tempel 1 und 103P/Hartley 2. Doch erst durch die ESA-Sonde Rosetta konnte der Nachweis erbracht werden. Ein internationales Wissenschaftlerteam um Maria Cristina de Sanctis vom Astrophysikalischen Institut INAF in Rom hat die Rosetta-Daten ausgewertet und die Ergebnisse im Fachmagazin Nature veröffentlicht.
Unregelmäßige Wasserdampf-Aktivitäten sind typisch
Für die Studie wählten die Forscher eine Region auf Tschuri aus, in der das Eisvorkommen besonders hoch ist. Genau dort, wo die zwei großen Teile des Kometen miteinander verbunden sind. Die Wissenschaftler vergleichen Schmelzen und Frieren auf dem Kometen mit dem Tauwetter in den Alpen im Frühjahr.
Auch auf Tschuri gibt es eisfreie und eisbedeckte Zonen, das Frieren und Tauen geschieht unregelmäßig. „Wir sehen bei Churyumov-Gerasimenko ein außergewöhnlich dunkles Objekt, dessen Oberfläche weitgehend eisfrei ist“, erläutert Dr. Gabriele Arnold. „Trotzdem ist der Komet voller Aktivität, die Wasser und andere flüchtige Bestandteile aus dem reichhaltigen inneren Reservoir nach außen frei setzt“, so die Wissenschaftlerin vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin.
Noch bis weit ins nächste Jahr hinein wird Rosetta Tschuri weiter beobachten. Die ESA hat die Mission bis September 2016 verlängert.
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