Wo sind all die Außerirdischen? Zoo-Hypothese gibt vielleicht die Antwort
Verstecken sich außerirdische Zivilisationen vor uns? Eine neue Studie untersucht die Möglichkeit der „Zoo-Hypothese“ im Lichte des Fermi-Paradoxons.
Die Frage, warum wir noch keinen Kontakt zu außerirdischem Leben hatten, fasziniert nicht nur UFO-Enthusiasten, sondern ist auch ein Kernthema der wissenschaftlichen Forschung. Der berühmte Physiker Enrico Fermi, oft als „Architekt des Atomzeitalters“ bezeichnet und Nobelpreisträger, warf dieses Rätsel bereits 1950 in einer Diskussion mit den Physikern Edward Teller, Herbert York und Emil Konopinski auf.
Er fragte: „Wo sind sie alle?“ Diese Frage, gestellt vor dem Hintergrund eines 13,8 Milliarden Jahre alten, lebensfreundlichen Universums, führte zum sogenannten „Fermi-Paradoxon“. Eine neue Studie greift diese Frage auf und untersucht, ob außerirdische Zivilisationen möglicherweise existieren, aber aus Gründen, die in der „Zoo-Hypothese“ diskutiert werden, vor uns verborgen bleiben.
Wie lässt sich das Rätsel der „großen Stille“ erklären?
Die in Nature Astronomy veröffentlichte Studie wurde von einem internationalen Team geleitet, darunter Ian A. Crawford, Professor für Planetologie und Astrobiologie am UCL/Birbeck College, und Dirk Schulze-Makuch, Professor für Planetare Habitabilität und Astrobiologie an der Technischen Universität Berlin.
Zusammen mit Experten verschiedener Institutionen haben sie untersucht, warum das Universum trotz jahrzehntelanger Beobachtungen und zahlreicher SETI-Studien, die nach Hinweisen auf fortgeschrittene Zivilisationen durch Radioübertragungen und technische Signaturen suchen, immer noch schweigt. Ihre Arbeit stellt diese „große Stille“ in Frage und legt nahe, dass es im Universum noch viel zu entdecken gibt. SETI steht für Search for Extraterrestrial Intelligence, beschäftigt sich also mit der Suche nach außerirdischen Zivilisationen.
Warum wurden noch keine Außerirdischen gesichtet?
Das Forscherteam nennt mehrere Möglichkeiten, warum es noch keine Beweise für außerirdisches Leben gibt. Eine Erklärung ist die Hart-Tipler-Vermutung. Sie besagt, dass keine Beweise gefunden werden können, weil es keine Außerirdischen gibt. Es könnte aber auch sein, dass außerirdisches Leben so selten ist, dass die Wahrscheinlichkeit, es zu finden, nicht besonders hoch ist.
Sollte keine der beiden Theorien zutreffen, könnte die Zoo-Hypothese eine Antwort liefern: Außerirdische verhindern aktiv unsere Fähigkeit, sie zu entdecken. In einem Interview mit Universe Today führt Crawford diese Überlegungen weiter aus. Er betont, dass entweder die unermessliche Größe des Weltraums oder bewusste Anstrengungen der Außerirdischen, unentdeckt zu bleiben, die Gründe sein könnten, warum wir sie nicht beobachten.
Was ist die Zoo-Hypothese?
Die „Zoo-Hypothese“ wurde 1973 von John A. Ball, einem Radioastronomen mit Verbindungen zur Harvard University und zum MIT, vorgestellt. Diese Theorie geht davon aus, dass fortgeschrittene außerirdische Zivilisationen von unserer Existenz wissen, sich aber bewusst von uns fernhalten, um nicht in unsere natürliche Evolution und gesellschaftliche Entwicklung einzugreifen. Ball erklärte, dass das offensichtliche Fehlen von Interaktionen zwischen Außerirdischen und uns darauf hindeuten könnte, dass sie unsere Umwelt als eine Art Zoo betrachten, in dem sie uns ungestört beobachten, ohne direkt einzugreifen.
Es wird angenommen, dass diese Zivilisationen hohe ethische Grundsätze haben und einer Art oberster Direktive folgen, ähnlich der in Star Trek, die besagt, dass man sich nicht in die Entwicklung technologisch weniger fortgeschrittener Spezies einmischen soll. Im Gegensatz zu den feindseligen Begegnungen, die in den Filmen häufig dargestellt werden, legt diese Hypothese nahe, dass die Außerirdischen freundlich gesinnt sind und keinen Schaden anrichten wollen.
Crawford und Schulze-Makuch glauben an die Zoo-Hypothese
In einem Interview mit Universe Today erläuterte Professor Crawford seine Ansicht, dass fortgeschrittene außerirdische Zivilisationen, wenn sie existieren, sich wahrscheinlich versteckt halten. Gleichzeitig hält er es für unwahrscheinlich, dass solche Lebensformen überhaupt existieren. Sein Kollege Schulze-Makuch führt das Ausbleiben von Kontakten mit Außerirdischen auf die Zoo-Hypothese zurück.
Bestärkt wird diese Annahme durch den jüngsten Bericht über unidentifizierte Flugobjekte, der eine Vielzahl unerklärlicher Luftphänomene aufzeigt. Diese Phänomene machen es schwer, die Existenz außerirdischer Intelligenz als Ursache zu leugnen. Schulze-Makuch betont die Unwahrscheinlichkeit, dass die Menschheit das einzige intelligente Wesen im weiten Universum ist. „Obwohl ich glaube, dass die Menschheit aufgrund ihres technologischen Fortschritts etwas Besonderes ist, halte ich es für nahezu unmöglich, dass wir die einzige oder eine so seltene Form dieser Fähigkeit sind, dass praktisch nichts anderes im Universum existiert“, sagte der Wissenschaftler.
Suche nach Außerirdischen nicht aussichtslos
Die beiden Forscher sind der Ansicht, dass bestimmte Methoden verfolgt werden sollten, um das große Geheimnis zu lüften, ob wir allein im Universum sind. Zu diesen Methoden gehören die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz (SETI) und die Suche nach technologischen Signaturen wie Dyson-Sphären, die von hochentwickelten Zivilisationen konstruiert worden sein könnten.
Sie argumentieren, dass die Behauptung, es gäbe keine Beweise für außerirdisches Leben, nur dann gültig ist, wenn intensiv danach gesucht wird, wie es in ihrer Studie heißt. Dank der Fortschritte in der Exoplanetenforschung, die durch modernste Technologien wie das James Webb-Weltraumteleskop unterstützt werden, könnte die Suche nach Biosignaturen auf Exoplaneten – Anzeichen für biologisches Leben oder Ereignisse und möglicherweise Intelligenz – in naher Zukunft Realität werden.
Beweise für Außerirdische in den nächsten 15 Jahren?
Schulze-Makuch glaubt, dass wir Außerirdische entdecken können, selbst wenn sie sich vor uns verstecken, wie es die Zoo-Hypothese annimmt. Er ist davon überzeugt, dass dies eines Tages dank unserer fortschreitenden Technologie möglich sein wird. Der Professor prognostiziert, dass wir beim derzeitigen Tempo des technologischen Fortschritts innerhalb der nächsten 15 Jahre Beweise für außerirdisches Leben finden könnten. Darauf hat er mit seinem Kollegen Ian Forgan sogar eine Wette abgeschlossen.
Er räumt jedoch ein, dass die genaue Zeitspanne schwer zu bestimmen ist und stark von der Geschwindigkeit des Fortschritts und der Wachsamkeit der hypothetischen „Zoowärter“ abhängt. Nach dem Modell von Schulze-Makuch hängt das Potenzial für Kontakte zwischen Zivilisationen von ihrer Anzahl ab: Je weniger Zivilisationen es gibt, desto unwahrscheinlicher ist ein Zusammentreffen.
Das Modell legt auch nahe, dass es bei einer Lebensdauer der Zivilisationen von weniger als einer Million Jahren wahrscheinlich ist, dass es mehrere galaktische Gruppen ohne einen gemeinsamen Konsens gibt. In diesem Fall müsste ein Abkommen geschlossen werden, an dem alle beteiligt sind. Wenn jedoch alle Zivilisationen länger als eine Million Jahre existieren, könnte es nach diesem Modell einen einzigen „galaktischen Club“ geben.
Forgan weist darauf hin, dass verschiedene Zivilisationen, wenn sie in Kontakt treten, wahrscheinlich sehr unterschiedliche Auffassungen über das Universum, die Rechte und Pflichten empfindungsfähiger Wesen und die von ihnen geschaffenen Institutionen haben werden.
Gibt es eine intergalaktische Richtlinie, die Menschen zu meiden?
Die Vorstellung, dass Außerirdische die Menschheit als Geister wahrnehmen, könnte auf eine intergalaktische Richtlinie zurückgehen, die das ungestörte Wachstum weniger entwickelter Spezies wie der unseren gewährleisten soll. Dieses Konzept wurde in einer Studie von Duncan Forgan, einem Wissenschaftler der Universität St. Andrews, eingehend untersucht. In seiner 2016 veröffentlichten Arbeit mit dem Titel „The Galactic Club, or Galactic Cliques? Exploring the limits of interstellar hegemony and the Zoo Hypothesis“ präsentierte Forgan eine mathematische Simulation unserer Galaxie.
Diese Simulation untersuchte die Möglichkeit, dass hochentwickelte außerirdische Zivilisationen einen Vertrag schließen könnten, um weniger entwickelte Gesellschaften wie die unsere zu schützen. Forgan analysierte, wie die Kommunikation zwischen diesen Zivilisationen funktionieren könnte, identifizierte die notwendigen Bedingungen für den Austausch von Nachrichten und bewertete, welche Regionen der Galaxie am besten für Leben geeignet wären. Außerdem untersuchte er mögliche Regierungsformen dieser außerirdischen Gemeinschaften. Die von ihm untersuchte „Zoo-Hypothese“ bietet eine mögliche Erklärung dafür, warum die Menschheit noch keine Begegnungen mit Außerirdischen hatte.
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