Zahngesundheit im All: Der Biomarker als Schlüssel zur Vorsorge
Für Mars-Missionen ist es u.a. wichtig, dass Astronauten keine Zahnprobleme haben. Die Deutsche Mundgesundheitsstiftung erforscht mit ESA und NASA den Biomarker aMMP-8, der Zahnprobleme frühzeitig erkennt.
Zukünftige bemannte Mars-Missionen sind technisch extrem anspruchsvoll. Da ist auch wichtig, dass die Astronauten nicht durch Zahnschmerzen oder andere Zahnprobleme behindert werden. Eine gute Zahngesundheit ist auch mitentscheidend für den Erfolg der bis zu zwei Jahre dauernden Reisen zum Mars. Die Astronauten müssen sich auf ihre Mission konzentrieren können, ohne sich Sorgen um Zahnschmerzen machen zu müssen.
Die Deutsche Mundgesundheitsstiftung (DMS) aus Solingen kümmert sich besonders um die Zahngesundheit von Astronauten. Deshalb arbeiten sie mit den Raumfahrtagenturen ESA und NASA zusammen, um das Thema zu erforschen. Momentan leitet Dr. Dirk Neefs von der ESA eine Studie mit der belgischen Universität UC Louvain. Ziel ist es herauszufinden, wie Stress die Mundgesundheit der Astronauten beeinflusst.
Risiko eines verstärkten Kollagenabbaus
Astronauten sind im All einer 700-mal höheren kosmischen Strahlenbelastung ausgesetzt als auf der Erde. Diese Strahlung, zusammen mit der Schwerelosigkeit, dem Stress und der speziellen Ernährung während der Mission, erhöht das Risiko eines verstärkten Kollagenabbaus. Dies kann während längerer Mars-Missionen zu Knochen- und Zahnverlust führen. Auch Parodontitis, die weltweit häufigste Infektionskrankheit, kann Astronauten betreffen und stellt eine ernsthafte Gesundheitsgefahr bei langen Weltraummissionen dar.
Das Forscherteam „Dental Health“ der ESA arbeitet daran, Richtlinien für die Zahngesundheit von Astronauten zu entwickeln. Astronauten sind während ihrer Missionen großem Stress und hoher kosmischer Strahlung ausgesetzt, was auch die Zähne schneller altern lässt. In einer Mars-Simulationsstudie wurde die Mundgesundheit der Besatzung mit dem Biomarker aMMP-8 gemessen und der Stresslevel der Teilnehmer mit einem Fragebogen erfasst.
Zahnerkrankungen präventiv behandeln
„Durch den Einsatz eines neuen Biomarkers können Zahnerkrankungen präventiv behandelt und somit als Akutgeschehen während der Mars-Mission ausgeschlossen werden“, erklärte Neefs die Idee der Studie. Der Biomarker aMMP-8 zeigt in Echtzeit und mit 94-prozentiger Genauigkeit an, ob es zu einem Abbau von Kollagen im Zahnfleisch, an den Zähnen und im Kieferknochen kommt. „Dieser Biomarker ist ein Gamechanger in der Zahnmedizin. Denn er macht eine frühzeitige Behandlung und intelligente Prävention möglich“, wird der Zahnarzt und Wissenschaftler in einer Pressemitteilung zitiert.
Die internationale Atlas Crew 2024 hat den Biomarker aMMP-8 aus Deutschland während ihrer zweiwöchigen Expedition im Raumfahrt-Trainingscamp in Utah (USA) getestet.
Mit einem Speicheltest den Gesundheitszustand checken
Der einfache Speicheltest liefert in wenigen Minuten Ergebnisse über den Gesundheitszustand der Zähne. Ein hoher Wert kann auf Zahnfleischerkrankungen oder Stress hinweisen, da Stress das Immunsystem beeinträchtigt. Die Ergebnisse der M.A.R.S.-Simulationsstudie werden in den kommenden Monaten veröffentlicht und der Fachwelt vorgestellt.
Für ihr innovatives Forschungsprojekt verlieh die Deutsche Mundgesundheitsstiftung der Atlas Crew 2024 den Young Scientists Award. Prof. Dr. Dr. med. Andreas Pfützner, Präsident des Gesundheitssenats der Stiftung, erklärte: „Dieses herausragende Forschungsprojekt mit einem Biomarker für die Zahnmedizin zeigt, dass die neue Generation der Zahnheilkunde prädiktiv und präventiv sein wird. Vor allem wird sie weitestgehend ohne Zahnverluste auskommen. Der Biomarker aMMP-8 ist aus wissenschaftlicher Sicht der aktuelle Goldstandard für die Speichel-Diagnostik und wird auch Patienten und Zahnmedizinern auf der Erde dabei helfen, Zähne und Gesundheit zu erhalten “.
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